Fünf Tipps gegen ständiges Hundegebell

Fünf Tipps gegen ständiges Hundegebell

Hundegebell nervt. Ständiges Bellen deines Hund ist noch nerviger. Klar, verstehe ich. Mich würde es auch nerven, wenn der Hund dauernd bellt. Aber warum bellt der Hund eigentlich, was bedeutet es für ihn?

Warum bellen Hunde?

Wenn Hunde bellen, teilen sie etwas mit. Sie bellen nicht einfach aus Spaß. Die Ursachen sind unterschiedlich, doch wer einen Hund an seiner Seite hat, muss damit rechnen, dass der Hund Töne von sich gibt.

Hunde, die sich auf einem hohen Erregungslevel befinden, bellen häufiger als auf einem niedrigen. Allerdings ist es dann meistens keine angenehme Erregung, sondern sie geht mit unangenehmen Empfindungen einher. Warum freudige Erregung meistens kein Problem darstellt, kannst du in diesem Artikel lesen.

Die häufigsten Ursachen für Bellen sind:

 

Die Tonlage macht den Unterschied.

Als Faustregel kannst du dir merken, dass eine tiefe Tonlage eher dem Aggressionsverhalten zuzuordnen ist, und hohe Töne eher angsterfüllt sind. Hoch und tief ist natürlich individuell. 

Besonders penetrant ist Bellen aus Frustration. Es ist meist ziemlich rhythmisch und gleichbleibend. Es kann langanhaltend sein. In der Regel liegt es in der mittleren Tonlage, die dann beim Umschlagen in Angst oder Aggression in die eine oder andere Richtung kippt. Das Umschlagen der Tonlage von hoch zu tief hört man auch bei Hunden im Konflikt. 

Bellen aufgrund von Trennungsstress ist nicht selten Frustrationsbellen, weil man dem Bindungspartner nicht folgen kann. In vielen Fällen wird es mit Jaulen und Heulen, also dem Ruf nach dem Partner, kombiniert. Wenn du mehr über das Thema Trennungsstress lesen willst, schaue hier vorbei

Es gibt Menschen, die plappern den ganzen Tag mühelos. Und dann gibt es die schweigsamen. Bei Hunden ist das ebenso. Je nach Rasse gibt es Unterschiede, doch viel entscheidender ist die individuelle Veranlagung. Es kann gut sein, dass dein Hund auch noch eine Erzählstimme hat und dir mit weichen, melodischen Belllauten Auskunft gibt. Dieses Bellen kann man in der Regel nicht nur leicht mit freundlicher Ansprache unterbrechen, sondern es klingt auch weniger schrill und unangenehm in den Ohren. 

Hunde wollen mit ihrem Bellen etwas erreichen. Und nicht jedes Bellen bedeutet, dass es dem Hund schlecht geht. Es hilft, sein Ausdrucksverhalten gut zu beobachten, um das besser einzuordnen zu können. Wenn du Anzeichen von Unsicherheit entdeckst, wie ich sie in diesem Artikel beschrieben habe, geht es deinem Hund nicht gut.

Was sind bellfreudige Rassen?

Das „freudig“ in bellfreudig bedeutet nicht unbedingt, dass es dem Hund Freude bereitet zu bellen. Doch es gibt Rassen, die gezielt darauf gezüchtet wurden, mehr zu Lautäußerungen zu neigen als andere. Sie sollen durch Bellen auf etwas aufmerksam machen, damit wir Menschen reagieren können. 

Bei diesen Hunden ist die Reizschwelle, mit dem Bellen zu beginnen, schlichtweg niedriger. Bellen ist ein gewünschter Teil des Ausdrucksverhaltens und wird wahrscheinlicher auftreten als bei anderen Rassen. Collies sind ein gutes Beispiel dafür.

(Fast) jeder gesunde Hund kann bellen.

Die einzige mir bekannte Hunderasse, die nicht richtig bellen kann, ist der Basenji. Er gibt eher glucksende Jodler von sich, als dass er bellt, da sein Kehlkopf flacher ist als bei anderen Hunden. 

Ansonsten kann jeder gesunde Hund bellen und tut es auch, wenn es für ihn wichtig und richtig erscheint. Ob ein Hund viel, wenig oder gar nicht bellt, hängt von mehreren Faktoren ab. Nicht nur das aktuelle Wohlbefinden und die Situation zählen, sondern auch die Lerngeschichte und gesammelten Erfahrungen.

Bellt dein Hund dich an?

Wenn Hunde das Bellen adressieren, schauen sie in der Regel auch in die Richtung des Adressaten oder haben zumindest den Kopf in die Richtung gewandt. 

Wenn dein Hund das Bellen also gezielt an dich adressiert, wird er sich auch ein Stück in deine Richtung drehen. Ist er dabei im Konflikt, kann es sein, dass er dich nicht direkt ansieht, und das Weiße im Auge zu sehen ist.

Hunden das Bellen abgewöhnen?

Das Internet ist voller Tipps, wie du deinem Hund das Bellen abgewöhnen kannst. Viele davon sind für mich tierschutzrelevant. Wer Hunden das Bellen oder Jagen mit schnellen Mitteln abgewöhnen will, sollte hinterfragen, warum er einen Hund haben möchte und nicht einfach ein Kuscheltier. 

Es gilt, nicht einfach das Bellen zu stoppen, sondern die Ursachen zu erkennen und zu verändern oder dem Hund Alternativen zu bieten.

Als Bezugsperson einer bellfreudigen Hündin weiß ich jedoch, dass man manchmal das Bedürfnis nach Stille hat oder schlichtweg erschrickt, wenn sie plötzlich das Bellventil öffnet.

Hundegebell ist ein Ventil

Heftiges Ausatmen entspannt. Das ist auch bei Hunden so. Hundegebell hat also einen selbstbelohnenden Effekt und sollte nicht einfach ignoriert werden, denn es wird nicht einfach verschwinden. Vielmehr ist die Gefahr groß, dass es mehr und mehr wird und sich verselbständigt. 

Der erste Schritt ist es also, sich anzusehen, warum der Hund ein Ventil braucht. 

Er kläfft wie doof auf dem Weg zum Hundeplatz oder bei der Ankunft am Gassiort? Dann wette ich mit dir, dass der Ort mit Erregung und Frustration verknüpft ist. Was du tun kannst, um das mittelfristig zu ändern, erfährst du in meinem Kurs „Vom Raketenhund zur coolen Socke“. Dort lernst du unter anderem fünf wichtige Rituale, um diese aufregenden Momente zu verändern. 

Der zweite Schritt ist Entspannungstraining. Darüber haben Anja und ich dir schon einmal einen Podcast aufgezeichnet: „Die Magie des Entspannungstrainings“. 

Statt über das Ausatmen beim Bellen kannst du deinen Hund dann anders entspannen und ihm Unterstützung bieten. 

Der dritte Schritt ist, ein Alternativverhalten mit dem Hund zu trainieren. Sobald du siehst, dass er gleich bellen wird, löst du das Alternativverhalten aus. Das Alternativverhalten sollte sein Wohlbefinden steigern und das akute Bedürfnis befriedigen. Es gibt kein Verhalten, das Bellen unmöglich macht, aber mit etwas im Maul oder dem Kinn auf einer Unterlage bellt es sich deutlich schlechter. 

Der vierte Schritt ist für mich der wichtigste. Finde die Ursachen für das Bellen. Verändere sie oder bringe deinem Hund bei, anders damit umzugehen. Denke daran, dass es meistens die unangenehmen Dinge sind, die das Bellen auslösen. Also los: Führe eine Woche lang ein Bellprotokoll. Wann, wie und wo bellt dein Hund? Wie lange hält es an? 

Last but not least macht es Sinn, dem Hund beizubringen, auf Signal zu bellen und auch wieder damit aufzuhören. Klingt unlogisch? Ist aber mega effektiv. Es ist nicht nur so, dass du das Aufhören (also eigentlich, den Fang zu schließen) viel besser üben kannst, wenn du weißt, wann dein Hund bellt, sondern bewusst ausgelöstes Bellen klingt auch noch viel angenehmer. Bei uns ist es nahezu identisch mit der Erzählstimme, und ja, ich setze es ein, wenn ich sehe, dass mein Hund gleich bellen will. Es ist kürzer, angenehmer und erfüllt dennoch das Bedürfnis.

Ständiges Bellen? Echt? Dann geht es deinem Hund nicht gut.

Mithilfe eines Bellprotokolls findest du heraus, ob dein Hund wirklich ständig bellt. Sollte dein Hund wirklich andauernd bellen, so suche dir dringend Hilfe und Unterstützung, damit ihr zusammen das Wohlbefinden deines Hundes wiederherstellt. 

Achte darauf, dass es nicht darum geht, dem Hund das Bellen abzugewöhnen und zu verbieten, sondern die Ursachen zu finden und zu verändern. 

Das Training sollte ganzheitlich sein und nicht nur die Bellsituationen, sondern auch andere Momente im Alltag mit deinem Hund durchleuchten. Das Ziel sollte sein, stressige Situationen zu identifizieren und zu verändern, Wohlbefinden zu steigern, und das Training sollte darauf ausgerichtet sein, dass es euch beiden gut geht.

Gut zu wissen?

Laut einem Gerichtsurteil des Kölner OLG dürfen Hunde in der Regel nicht mehr als dreißig Minuten am Tag bellen und nicht länger als 10-15 Minuten am Stück. Sonst haben deine Nachbarn das Recht, Anzeige zu erstatten. Allerdings hoffe ich, dass das nicht der Grund dafür ist, dass du das Bellen deines Hundes angehen möchtest!

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