Schussfest statt schlagfertig
Mein Umgang mit anderen Hundehalter:innen
„Meiner tut nichts“ – „Meine schon, die machen keine Gefangenen, sondern töten sofort.“
„Sie werden den doch DAFÜR jetzt nicht belohnen?!“ – „Doch, immerhin leben sie ja noch.“
Um keine Antwort verlegen, blitzschnell und immer direkt. YEAH, der habe ich es aber gegeben. Immerhin hat die angefangen. Von dem lasse ich mich doch nicht belehren. Viele meiner Kund:innen beneideten mich. Sie waren weniger „tough“, sondern eher verschüchtert. Sie schämten sich, ärgerten sich und fühlten sich ausgeliefert.
Wir alle hatten eins gemeinsam: Angegriffen und der Umwelt ausgeliefert. Opfertum nennt man das. Es hat mich lange begleitet. Es war so bequem! Doch blieb ein fader Beigeschmack. Direkt nach dem „Dem habe ich es gezeigt“ war er da.
Alle guten Dinge sind drei: Ich wich weiträumig aus. Am besten gar nicht treffen, nicht mehr mit ansehen. Der Spießrutenlauf wurde allerdings immer größer, Aufwand und Planung der Gassirunden ätzend und der Spaß verschwand … Den Wald direkt vor der Tür und ich nutze ihn nicht? Ich engte mich ein, bremste mich. Wieder hatten die anderen alles, was sie wollten und wir nahmen uns zurück.
Es kekste mich so dermaßen an. Mein Training boykottiert von den rücksichtslosen anderen, ein dummes Erlebnis nach dem anderen oder eben der totale Rückzug, damit ich ja niemanden treffen. Kein Wunder, dass unser Training so stagnierte, alles sich ewig hinzog.
Als ich es einer Freundin berichtete, antwortete sie: „Merkst du eigentlich, dass du jammerst?“ Ich hasse jammern und ging sofort in die Konfrontation. „Nein, ich jammere nicht. Die sind alle so…“ Sie lächelte und ich hätte sie am liebsten geschubst. So etwas Unfaires.
Und dabei hatte sie so recht…
Natürlich kannst du die Umwelt nicht ändern. Erwartungsgemäß ist es nicht schön, wenn du und dein Hund in die Bredouille geraten. Und doch, kannst du deine Einstellung dazu ändern. Du kannst die Gelegenheiten nutzen und aus ihnen lernen.
Statt auf Gegenwehr in Form von Schlagfertigkeit zu setzen und meine Energie in immer treffendere Antworten zu stecken, habe ich mir andere Denkmuster zugelegt. Nein, sie verändern den anderen nicht, doch machen sie das Leben viel, viel leichter und fröhlicher.
Jedes Individuum macht das, was es in der Situation für das beste hält
Immer, wenn ich mich daran erinnere, ist der Groll weg. Wenn ich mir vorstelle, dass mein Gegenüber sich für das Resultat Mühe gegeben hat, kann ich doch seine Anstrengungen wertschätzen. Vielleicht finde ich sogar einen kleinen Funken, für den ich ihm danken oder ein Lächeln schenken kann? Welches Verhalten, welchen Ansatz möchte ich bei dieser Begegnung verstärken?
Und in manchen Fällen macht es Sinn, die Menschen anzusprechen. „Hey, darf ich sie kurz was fragen? Wir treffen uns so oft. Ich würde das gerne nutzen, damit mein Hund lernt, dass…. Würden sie mich unterstützen in dem sie, XYZ machen, wenn sie mich sehen? Ich danke ihnen“.
Beispiele sind, wenn:
Könnten sie innehalten, bis wir den Weg verlassen haben und ihren Hund dann bei sich behalten, während sie passieren?
Können wir beide in „Fahrtrichtung“ gehen, die Hunde möglichst weit außen am Wegesrand?
Angst
Könnten sie uns kurz ausweichen, dass wir mit 3-4 Meter Abstand vorbeigehen können?
Ich trage die Verantwortung für meine Hunde und mich
Sie sind davon abhängig, dass ich mich für sie passend verhalte. Der andere Mensch trägt die Verantwortung für sich und seinen Hund. Für meine Hunde wird die Situation sicher nicht besser, wenn ich schimpfe oder mich ärgere. Sie wissen nicht, dass sie nichts dafür können.
Es geht ihnen und mir besser, wenn ich stattdessen etwas Schönes mit ihnen mache. Sie belohne, unterstütze und die Situation verbessere. Damit habe ich nicht nur sie besser durch die Situation geleitet, sondern mir geht es auch besser. Ich konnte etwas tun. Ich war nicht hilflos und Interaktion mit meinen Hunden bereitet mir zudem Freude.
Ich bin nicht der Mittelpunkt der Welt
In seiner Welt bin ich einfach eine Passantin. Die er mehr oder weniger wahrnimmt. Alles andere findet bloß in meinem Kopf statt und den kann ich viel besser nutzen, als mir ihn über mein Gegenüber zu zerbrechen. Zum Beispiel kann ich darüber nachdenken, warum ich immer wieder in schwierige Situationen komme und, ob ich mein Vorgehen vielleicht anpassen kann, damit mein Hund und ich unterwegs mehr Freude haben.
Vielleicht komme ich dann zu dem Schluss, dass andere weniger plötzlich auf der Bildfläche erscheinen, wenn ich nicht in mein Handy gucke. Oder ich erkenne, dass ich an meinem Hund ablesen kann, wie er gleich reagiert. Mein Kopf hätte dann auch die Gelegenheit zu erkennen, dass ich anders handeln kann und z.B. vor uneinsichtigen Kurven meinen Hund zu mir rufen kann. Die Energie ist die gleiche: Ob ich einen Gedanken denke, der mir Lösungen bietet oder einen, der mich hilflos und wütend macht…
Eine Begegnung ist immer eine Lerngelegenheit
Probiere es aus: Du siehst einen Hund und rufst dir blitzschnell den letzten geübten Trainingsschritt vor die Augen. Mache das, wann immer du Begegnungen hast. So übst du dich für die Plötzlichen.
War die Lerngelegenheit heute keine gute? Dann atme durch, schüttel dich durch und suche den Ort noch einmal kurz auf, wenn der andere weit genug weg ist. Mach das Beste aus der Situation und schenke dir und deinem Hund zum Ende noch eine gute Lerngelegenheit – einen schönen Abschluss.
Auf dich kommt eine Situation zu, die du bisher nicht gemeistert hast? Dann drehe um, weiche aus und mache dir eine Notiz: Morgen übe ich….
Was ich bisher nicht konnte, kann ich lernen
Wusstest du, dass ein „Ich kann das nicht“ für die Ideen- und Lernschmiede in deinem Gehirn eine Mauer hochzieht? Wenn du stattdessen denkst: „Bisher konnte ich das nicht“ lässt du zu, dass das morgen anders sein kann. Eine Kleinigkeit, die Grenzen verschiebt und Ketten sprengt.
Wann immer du dich bei einer pauschalen Idee oder einem blockierenden Gedanken erwischst, schiebe dir selber einen Riegel vor und öffne dich für neue Möglichkeiten:
Ich inspiriere diejenigen, die sich Veränderungen wünschen
Ich kenne das gut. Wenn ich Menschen sehe, die in ihrem Tun glücklich sind, die versunken und im Flow sind, dann berührt mich das immer, immer wieder. Viel mehr, als, wenn mir andere erklären, wie etwas richtig geht. Inspirieren statt missionieren – lautet die Devise.
Die Erkenntnis kommt aus mir. Ich lasse mich gerne inspirieren und auf Ideen bringen. Wie wäre es, wenn du dir ab sofort in schwierigen Situationen vorstellst, was du tun könntest, damit der andere kurz innehält und merkt, wie viel Empathie, Anerkennung und Liebe zwischen dir und deinem Hund besteht? Was wäre, wenn du dich so auf deinen Hund konzentrierst, dass die Welt um euch versinkt und du so anderen Menschen die Möglichkeit gibst zu erkennen, dass es auch ANDERS geht? Und wenn der andere es nicht wahrnimmt, hattest du zumindest einen schönen Moment mit deinem Hund.
Das coolste an dem Vorgehen? In dem Moment bin ich schussfest. Was der Gegenüber von sich gibt, ist mir egal. Ich bekomme es gar nicht wirklich mit. Nur meine Hunde und ich zählen.
Ich erkenne an, dass ich lernen darf
Nicht immer gelingen mir all diese Gedanken perfekt. Manchmal ärgere ich mich noch. Manchmal fühle ich mich angepiekst und wehleidig. Und weißt du was? Das ist okay! Wenn ich mich auch noch über mich ärgere, wird es nicht besser.
Ich nehme mir einen Moment. Ich erkenne an, dass mich das gerade ärgert. Dann schüttel ich mich oder mache mich ein wenig über mein angekratztes Ego lustig. Und dann? Dann geht es mir wieder gut.
Ich darf lernen, stets neue Fehler machen. Solange ich mich weiterentwickele, ist alles in Ordnung.
Wünschst du dir: Bye, bye Perfektionismus – Willkommen Losgelassenheit.
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