3 Gründe, wieso Dein Hund so hibbelig ist.
Der perfekte Hund ist blitzschnell, wenn wir ihn zu etwas auffordern, reagiert also prompt und unverzüglich auf alle Signale. Er ist gechillt in Hundebegegnungen, mit Radfahrern, Joggern und Kindern. Er macht draußen Freude und geht aufgeweckt durch das Leben und drinnen mutiert er zum Couchpotato , ruht und kuschelt mit uns. Er ist angstfrei, frisst gut – aber natürlich nur erlaubtes Futter, lässt den Tierarzt alles machen und Besuch frisst er nicht auf, sondern liegt entspannt in seinem Körbchen – natürlich ohne zu pupsen und wenn nur mit Kokosduft.
Okay, vielleicht ein wenig übertrieben, aber gib es zu, ein wenig relaxter hättest Du es schon gerne mit Deinem Hund. Er muss ja nicht dauernd erregt sein und etwas weniger Hundeprobleme im Alltag wären auch fein.
Viele Menschen denken, die Hundeprobleme entstünden, weil der Hund erregt sei. Und dann gibt es auch noch immer diejenigen, die behaupten, es läge an einem Hundespielzeug, wie dem Ball oder etwas quietschenden. Schnell werden die Hundespielzeuge verbannt und verpönt, wie Gift, Zucker oder anderes. Ein kalter Entzug muss her, damit der Balljunkie clean wird. Aber die Erregungsprobleme bleiben…..
Ich verrate Dir etwas: Hundespielzeuge sind kein Problem.
Es ist auch nicht die Menge, die das Gift macht, es ist die Art, wie Du sie verwendest. Doch dazu an anderer Stelle und zu einer anderen Zeit mehr. Versprochen.
Ich verrate Dir die echten Gründe für Erregung. Und zwar die, an denen Du etwas ändern kannst. Denn Rasse, eine schlechte Kindheit oder Vergangenheit und ein Erlebnis anno dazumal machen nicht im Hier und Jetzt die Erregung. Es ist das Hier und Jetzt und der aktuelle Kontext oder die nahe Vergangenheit.
Frust, Frust und noch einmal Frust.
Ich kann es gar nicht oft genug sagen. Und dennoch begegnen mir auf Social Media immer wieder Berichte von Kolleg:innen, die sagen, der Hund müsste lernen Frust auszuhalten und der Mensch könnte gar nicht früh genug anfangen, den Hund zu frustrieren. Für mich sind diese Tipps tierschutzrelevant, denn Frust wird im Gehirn an ähnlichen Stellen wie Schmerz verarbeitet, bereitet Unwohlsein, Angst und psychischen Schmerz.
Frust entsteht, wenn Dein Hund Bedürfnisse empfindet, die aber nicht erfüllt werden oder eine angenehme Erwartung enttäuscht wird.
Das heißt konkret, Frust entsteht, wenn
- Dein Hund das Reh riecht, gerne hinterher will, Du aber die Leine festhältst und ihr Euch gegenseitig durch die Gegend schleift.
- Du Deinem Hund eine Belohnung in Aussicht stellst und er dann doch erst noch sitzen muss oder anderes. Es ist wie “Wir essen jetzt Dein Lieblingsgericht…. ABER erst musst Du zum Zahnarzt”
Frust schraubt Erregung extrem hoch, diese Erregung ist biologisch wichtig. Sie soll Energie freisetzen, um das Bedürfnis doch noch zu stillen. Denn die Natur geht immer davon aus, dass unerfüllte Bedürfnisse das Überleben verhindern oder erschweren.
Dein Hund kann lernen seine Bedürfnisse hinten anzustellen und Du kannst Bedürfnisse über methodisches Training verschieben. Das geht aber nicht über aushalten lassen, sondern über minimale Anforderung, die sich maximal lohnen.
Anbei noch ein paar klassische Frust-Aufbau-Beispiele:
Hundespielzeug wird nicht richtig eingesetzt.
Du spielst mit Deinem Hund. Dein Hund wird Dir zu wild oder es taucht ein anderer Hund auf und Du beendest das Spiel abrupt und packst das Hundespielzeug weg. “Jetzt ist Schluß” heißt es und Du bist konsequent, soll man ja sein, wenn man Hunde hat.
Fazit: Dein Hund bleibt in seiner Erregung stehen. Er kann sie nicht abbauen. Das Spiel hatte kein schönes Ende und Frust entsteht. Der Frust wird mit der Situation und dem Hundespielzeug verknüpft und in Zukunft schießt Dir die Erregung noch mehr in die Höhe.
Wenn Du lernst, spielen sinnvoll ausklingen zu lassen und Deinen erregten Hund im Spiel zu lenken, wird spielen mit Hundespielzeug ein toller Ausgleich, eine schöne Beschäftigung und eine Möglichkeit zu lernen, mit der Erregung Deines Hundes umzugehen.
Hundeprobleme werden unterdrückt, statt bewältigt.
Dein Hund zerrt, pöbelt und schleift Dich durch die Gegend. Damit Du die Hundeprobleme in den Griff bekommst, nimmst Du die Leine schon kurz und stramm. In Hundebegegnungen drängst Du Deinen Hund ab, sodass er hinter Dir laufen muss und auch sonst, sorgst Du dafür, dass die Hundeprobleme im Alltag nicht sichtbar sind, sondern Du Deinen Hund gut im Griff hast und er macht, was Du ihm sagst.
Fazit: Die Kommunikation Deines Hundes lohnt sich für ihn nicht, seine Bedürfnisse werden hinten angestellt und er lernt nicht, wie er die Probleme lösen kann, sondern, dass Du ihn unterdrückst. Die dadurch unterdrückte und angestaute Energie muss aber abfließen. Und zack haben wir die nächsten Hundeprobleme, wie aufreiten, Leine beißen, bellen, springen oder oder oder.
Wenn Du lernst, mit Deinem Hund Strategien zu üben, die seinem Wohlbefinden helfen und Dir ein gutes und sicheres Gefühl geben, wird es weniger angespannt für Euch. Auch musst Du dann nicht mehr die Welt dauernd im Auge halten, sondern kannst Dich auf Deinen Hund verlassen.
Jagdlich motivierte Hunde werden “ausgepowert”, statt sinnvoll beschäftigt.
Dein Hund ist ein großartiger Jäger. Vielleicht hatte er schon Erfolg? Er hetzt auf Geruch und Sicht – sobald er etwas entdeckt, wird losgespurtet. Ganz logisch: Er muss seine Energie abbauen. Also ran ans Fahrrad, auf den Trail, ins Dummy und zum Agility. Beim Spaziergang setzt Du auf Strecke, damit er hinterher ordentlich müde ist. Die Devise lautet: Rennen lassen, bis er nicht mehr kann.
Fazit: Durch die viele schnelle Bewegung bleibt die Erregung Deines Hundes hoch und Du machst seine Kondition immer besser. Zugleich ist bei hoher Erregung die Hetzmotivation höher und Dein Hund muss die auf ihn einprasselnden Sinneseindrücke schneller verarbeiten. Du schürst damit also das Jagdverhalten und die Überforderung. Jagdlich sehr engagierte Hunde versuchen Überforderung meistens mit jagen zu kompensieren. Ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.
Wenn Du lernst, die Vorboten vom Losstürmen zu erkennen und zu verlängern und die Beschäftigungen für Deinen Hund so zu gestalten, dass er nichts mehr kompensieren muss, wird das Jagdverhalten weniger und leichter zu verändern.
Belohnungen werden weggelassen, statt vernünftig ausgeschlichen
Du hast an einem Verhalten Deines Hundes trainiert und jetzt hat er verstanden, wie es geht. Es ist ein Kinderspiel für ihn. Also gibt es dafür jetzt keine Belohnung mehr. Man kann ja nicht ewig belohnen, irgendwann muss das ja auch mal so gehen.
Fazit: Die Erwartungshaltung Deines Hundes wird enttäuscht, das Versprechen durch das er die Motivation entwickelte wurde gebrochen. Sein Gehirn feuert ihn an, dass er nachdrücklicher werden muss und setzt Energie frei – immerhin muss er doch unbedingt diese Belohnung sichern, wie soll er sie sonst erhalten? Die Erregung steigt und Dein Hund hampelt herum.
Wenn Du lernst, Belohnungen Schritt für Schritt zu ersetzen, zu verändern und auch auszuschleichen, ersparst Du Deinem Hund den Frust und kannst zudem das Verhalten festigen!
Du veränderst plötzlich Spielregeln, ohne sie dem Hund beizubringen.
Es wird Zeit, dass Dein Hund erwachsen wird oder Du endlich konsequenter bist, sonst wird das ja nie etwas. Wie bei jedem guten Vorsatz änderst Du einfach mal von heute auf morgen die Regeln. Zack, ab sofort geht Dein Hund hinter Dir durch die Tür oder darf nicht mehr zu anderen Hunden hin. Muss er ja lernen, dass er nicht immer darf.
Fazit: Dein Hund versteht die Welt nicht mehr. Er kennt die Spielregeln nicht und hat Probleme sich darin zurechtzufinden. Je nach Typ wird Dein Hund ständig erregt sein und die Hundeprobleme im Alltag nehmen zu. Oder er ist einfach verängstigt.
Wenn Du lernst Deine Regeln mit Bedacht einzuführen, um Routinen und Rituale aufzubauen, zu integrieren und so anzupassen, dass sie für Euch beide zielführend sind, kann Dein erregter Hund daraus Sicherheit gewinnen und die Erregung sind – Die Hundeprobleme werden weniger.
Konflikte und Überforderung führen zu erregten Hunden.
Merke Dir: Nichts erhöht die Erregung so stark, wie Konflikte, Frust und Überforderung. Wann immer Du an einem Hundeproblem arbeitest, das Deinen Hund stark erregt, wird es damit zusammenhängen.
Das Bearbeiten der Erregung ist dann nur ein Teil des Ganzen. Es gilt vor allem die Ursachen zu verändern. So wird Dein Hund nach und nach von alleine cooler.
Parallel kannst Du Dich dem Spiel mit der Erregung widmen und lernen, wie Du Deinen erregten Hund runterfährst. Arbeitest Du an beiden Punkten im Wechsel, wirst Du schnell Resultate sehen!
Fehlende Sicherheit = fehlende Entspannung = Hund erregt
Oft werden Ruheübungen oder Entspannungstraining als Heilmittel gegen Erregung empfohlen. Doch Erregung ist nichts Schlimmes, sie muss nicht geheilt werden. Sie ist ein Symptom, dass Dir helfen kann, die Baustellen Deines Hundes zu identifizieren und ihm nachhaltig zu helfen, sich sicherer, wohler und entspannter zu fühlen.
Erregung, die für uns unangenehm ist, ist meistens ein Indiz für fehlende Sicherheit, sie ist die Ursache für Konflikte und Überforderung. Je bessere Strategien Dein Hund hat, um mit seiner Umwelt zurechtzukommen, desto mehr Sicherheit und Entspannung setzt ein.
Hast Du Lust die Hundeprobleme im Alltag zu bewältigen?
Hast Du außerdem richtig Bock, nicht nur Symptome, sondern Ursachen anzugehen und mit mehr Freude, Gelassenheit und Entspannung durch das Leben zu gehen? Wie wäre es, wenn Du Die Erregung Deines Hundes nutzt, statt sie zu verpönen? Du kannst durch sie viel über die Ursachen der Probleme Deines Hundes lernen. Wie? Das verrate ich Dir in meinem Vortrag “Der Erregung auf der Spur”.
Du willst lernen, mit der Erregung Deines Hundes umzugehen, sie zu lenken und sinnvoll zu nutzen? Außerdem wünschst Du Dir, Deinen Hund zu entspannen und unerwünschte Erregung gar nicht erst entstehen zu lassen?
Dann empfehle ich Dir meinen 4-Wochen-Kurs “Vom Raketenhund zur coolen Socke” für nur 39€.
Wenn Du dazu auch noch Austausch, eine engagierte Gemeinschaft und noch mehr Wissen und Anleitungen zu dem Thema haben willst, komm’ in den Anders mit Hund Zirkel. Dort ist der Raketenhund enthalten und wir arbeiten ihn immer wieder gemeinsam in der Gruppe durch. Das nächste Mal im Februar 2023.
Hi, ich bin Anne. Gründerin von “Anders mit Hund” und der Anne Bucher Akademie. Meine Vision ist es, dass jede:r Hundehalter:in kompetente Unterstützung an der Seite hat um ein bedürfnisorientiertes Leben mit Hund:en zu führen! Ich freue mich, wenn ich deine Unterstützung sein darf!
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