Hundebegegnungen Anne Bucher

Hundebegegnungen gelassen meistern

Manchmal habe ich das Gefühl, dass es das Hauptproblem der modernen Hundehaltung ist: Die täglichen Hundebegegnungen gelassen meistern und dennoch entspannt spazieren zu gehen.

Für mich ist es ganz normal, dass viele Hunde in Hundebegegnungen Probleme haben.

Nicht nur die Hundedichte, sondern auch die Perspektiven auf unsere Hunde und die häufig veralteten Erziehungsmethoden stellen dabei ein Problem dar. Während früher der Hund ein reiner Befehlsempfänger war, der bitteschön auf Knopfdruck reagieren sollte und das immer identisch – wünschen wir uns heute einen gelassenen und souveränen Hundepartner an unserer Seite, der eigenständig und zufrieden mit uns durch die Umwelt streift, sich dabei aber gesellschaftskonform verhält. Dabei zählt vielmehr die Idee der Gesellschaftsfähigkeit von uns Menschen, als die der Hundeetikette.

Der Wunsch nach einer tieferen und partnerschaftlichen Verbundenheit braucht andere Wege, als der zu einem im blinden gehorsamen agierenden Hund. Und so geraten die Welten und Perspektiven gerne aneinander, vermischen sich und enden häufig in einem undurchsichtigen Wirrwarr für den Hund.
Hundebegegnungen gelassen meistern

Hundebegegnungen gelassen meistern – der erste Schritt

Dein erster Schritt ist zugleich der wichtigste, denn er entscheidet über deinen Weg.
Was für einen Hund willst du? Wie viel Kontrolle und Entscheidung möchtest du ihm Überlassen?

Meine Entscheidung war schnell klar für mich. Ich möchte, dass meine Hunde eigenständig agieren lernen, sodass es niemandem schadet und sie sich dabei wohlfühlen. Deswegen verzichte ich z.B. auf Maßnahmen, wie das Blocken von Hunden.

Das heißt im Übrigen nicht, dass ich nicht im Zweifelsfall entscheide und es ist auch kein trainingsfauler Weg – im Gegenteil. Es bedeutet, dass ich sie Schritt für Schritt an die Hand nehme und mit ihnen gemeinsam gesellschaftstaugliche Strategien übe und Signale so aufbaue, dass sie auch in schwierigen Momenten wirklich gut funktionieren.
Je besser die Strategie für deinen Hund funktioniert, desto eher werdet ihr Hundebegegnungen gelassen meistern.
Hundebegegnungen gelassen meistern

Keine Strategie bedeutet Stress

Hat der Hund keine Strategie bekommt er Stress. Denn dieser entsteht sofort, wenn der Hund einen Kontrollverlust erleidet.
Solange der Hund eine für ihn gut funktionierende Strategie hat um seine Balance und sein Wohlbefinden zu halten, brauchst du auch keine Angst vor Stress zu haben.
Da das Thema Stress so ein umfangreiches und vor allem oft mythenumwobenes ist, findest du schon eine ganze Menge bei uns im Blog und im Podcast:

Was macht Stress mit der Gesundheit deines Hundes: Wie ungesund ist Stress bei Hunden

Wenn du einen Hund möchtest der eigenständig und doch „gesellschaftstauglich“ lebt, dann sind die nächsten Schritte für dich geeignet. Wenn du einen Hund willst, der einfach macht, was du willst, sind meine Methoden nicht richtig für dich!
Hundebegegnungen gelassen meistern

Nimm dir Zeit für dein Bedürfnis

Ehe du diese Entscheidung fällst, nimm dir Zeit und überlege dir. Denn der Weg bedeutet, dass du Energie in Veränderungen stecken musst – auf beiden Seiten der Leine.
Das Schlimmste was du tun kannst, ist die Methode und den Weg häufig zu wechseln. Denn das bedeutet für dich und deinen Hund absolute Verwirrung und damit Kontrollverlust und tadaaaaa, Stress.

Mach dir keinen Druck, wenn du denkst, dass es auch an dir liegt! Solange du wirklich den Wunsch hast, die Hundebegegnungen gelassen meistern zu können, gibt es Wege. Auch du hast die unangenehmen Erfahrungen der Situation gesammelt und es ist normal, dass es dich anspannt. Du kannst wieder entspannter in Hundebegegnungen werden und musst nicht auf Dauer die Luft anhalten.

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Geh’ es diesmal anders an

Gönne dir zwei bis drei Tage um dich mit dem Thema der Hundebegegnungen anders zu beschäftigen. Setze dir ein Zeitfenster, sonst verzettelst du dich, das Thema ist gigantisch! Ein grober Überblick reicht erstmal.

Möchte dein Hund hin um in friedlicher Mission Kontakt aufzunehmen, will er den anderen vertreiben, hat er Angst oder gar widerstreitende Gefühle? Muss er vielleicht zu jedem Hund hin?

Bei vielen Hunden verändert sich die Motivation im Laufe einer Begegnung, z.B. bei einer gewissen Wohlfühl- oder Individualdistanz“

Das A&O ist dabei das Lesen der Körpersprache deines Hundes. Wie sieht er aus, ehe er ausflippt und am Ende der Leine tobt? Bleibt er vielleicht stehen, wird er steif, schnüffelt am Wegesrand oder bekommt eine “Bürste“.

Vielleicht reagiert er auch super impulsiv und blitzschnell, sodass du es gar nicht sehen kannst? Dann schaue erstmal in einer Situation hin, in der ihr Hunde riecht oder erwartet, oft sind hier die Vorboten besser sichtbar.

Wir Menschen neigen dazu uns mit den Ursachen und Gründen zu beschäftigen, die in der Vergangenheit liegen. Darin finden wir vielleicht Erklärungen, nur selten Lösungen.

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Alltagsanpassungen sind notwendig

Es macht überhaupt keinen Sinn immer wieder in überfordernde Situationen zu kommen. Jedesmal, wenn dein Hund ausflippt übt und praktiziert er das Verhalten. Deswegen solltest du das möglichst vermeiden und umgehen.

Mir ist klar, dass das nicht immer möglich ist. Mit ein bisschen Gehirnschmalz und Management kannst du die Häufigkeit sicher zunächst verringern. Denn auch die Anzahl der Begegnungen spielt eine Rolle in deinem Training.

Diese Anpassungen sind nicht von Dauer, sondern bringen dir erstmal gute Lerngelegenheiten für dich und deinen Hund und entspannen die Lage. Wenn du sie einmal richtig machst, fühlen sie sich vielleicht zunächst als Einschnitt an, bringen aber zügig wieder Wege für Lockerungen – es handelt sich ja um das Thema “Hundebegegnungen gelassen meistern” und nicht um eine Pandemie…

So schaffst du eine gute Ausgangslage um ihn dein Begegnungstraining zu starten.

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Bekämpfe nicht nur Symptome

Statt nach dem Warum in der Vergangenheit zu suchen, prüfe in der Gegenwart, ob es deinem Hund wirklich gut geht. Nicht nur Schmerzen haben einen Bezug zu Verhaltensproblemen, auch falsche Auslastung, Über- und Unterforderung führen zu Problemen an anderen Situationen.

Wenn du ganzheitlich denkst, schaffst du deinem Training einen guten Nährboden. Denn Übungen und Training alleine reichen in der Regel nicht aus um Verhalten nachhaltig zu ändern.

Es ist immer eine Mischung aus verschiedenen Aspekten. Wir bauen unser Training daher auf 5 Säulen auf um wirklich nachhaltig zu Arbeiten

Bedürfnisse des Hundes begreifen
Routinen reflektieren und verändern
Anders als Mensch agieren
Verhaltenstraining um das Verhalten zu ändern
Erfolge anerkennen und feiern.

Die Säulen sind unser “B.R.A.V.E. – Training für tapfere Teams”.

Dazu kommt einfach, dass es für dich und deinen Hund wichtig ist, dass ihr auch – trotz aller Probleme – jede Menge gute Momente miteinander sammelt. Das schweißt zusammen.
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Beginne mit dem Vortraining

Natürlich gehört es auch dazu zu trainieren und zwar bitte erst einmal ausserhalb der Situation, damit du das Handling üben kannst und euch die Bewegungsmuster leicht fallen.
Vielen meiner Kund:innen fällt das Handling von Leine und Belohnungen gar nicht so leicht, vor allem wenn sie aufgeregt sind. Deswegen erst üben, dann anwenden!

Für dein Vortraining beschäftige dich mit dem Thema der Belohnungen. Denn damit die Dinge auch in den schwierigen Situationen funktionieren und vor allem dann, wenn sie in der Situation aus der Perspektive deines Hundes nicht zielführend sind, brauchen sie eine gute Lerngeschichte. Die entsteht im Vortraining über Belohnungen. Gerade bei einer Leinenaggression ist dieser Schritt wichtig, denn du kannst das Bedürfnis in der Situation nicht erfüllen und den anderen zum Mond schießen.

Die Basis für ein gutes Training ist das Laufen an lockerer Leine damit ist nicht das Laufen bei Fuß gemeint und auch nicht, dass dein Hund dauernd neben dir sein muss, sondern eine durchhängende Leine und ein Hund der die meiste Zeit im Leinenradius bleibt ohne, dass der Karabiner sich anhebt.

Ich liebe Leinen mit einer Länge von mindestens 3-5 Meter für mein Training. Mehr als eine Leine, Belohnungen und ein Geschirr für den Hund brauche ich nicht an Equipment.

Sowohl für deine Leinenführung, als auch für dein Begegnungstraining macht es Sinn verschiedene Laufmuster zu üben. Auch hier – es geht nicht um einen Hund, der neben dir her tippelt und dich anstarrt, sondern um flüssiges Laufen von Schlangenlinien, Bögen und Kehrtwendungen um gut auszuweichen, wegzukommen oder vorbeizukommen.

Übe diese Sachen unbedingt in verschiedenen Situationen und bei unterschiedlicher Aufregung. Es macht keinen Sinn immer ohne Ablenkung zu trainieren, wenn dein Hund hinterher bei 180 noch gut reagieren soll! Dosiere Ablenkung und Aufregung so, dass du am Erfolg trainieren kannst.

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Übe für den Fall der Fälle!

Auch wenn wir uns noch so Mühe geben, es wird dazu kommen, dass die Umwelt euch überrennt und plötzlich jemand auftaucht oder fremde Hunde in euch reinknallen.

Es ist wichtig, dass du unpassende Strategien deines Hundes freundlich stoppst, damit er neue lernen kann. Sonst kommt ihr nicht voran!

Fange an kleinen Herausforderungen an zu trainieren.

Passt das Vortraining, dann starte mit deinem Training an kleinen Herausforderungen. Wenn dein Hund in der direkten Begegnungen an der Leine massive Probleme hat, starte erst einmal dort, wo ihr schonmal Hunde getroffen habt oder es nach Hunden riecht.

Das reicht um erst einmal voran zu kommen ohne sich der Gefahren auszusetzen. Wähle Uhrzeiten an denen nicht so viele unterwegs sind oder schlechtes Wetter. Vielleicht kannst du dich der Situation auch aus einer anderen Richtung nähern oder vom Auto aus trainieren.

Sei kreativ und denke daran, dein Ziel ist es, möglichst viele Erfolge einzuheimsen und wenig unterbrechen zu müssen. Jeder Verhaltensunterbrecher ist im Prinzip ein Zeichen dafür, dass wir unseren Hund in eine überfordernde Situation gebracht haben.

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Suche dir gute Lerngelegenheiten

Social Walks sind tolle Gelegenheiten um mit anderen zu trainieren und vielleicht sogar neue Freundschaften aufzubauen.

Dabei sind auch Leinenkontakte durchaus erlaubt, wenn ihr soweit seid. Achte dabei stets auf euer Wohlbefinden! Es darf kribbeln und auch mal ein wenig Butterknie machen. Richtige Angst, sollte es jedoch weder bei dir, noch bei deinem Hund auslösen. Denn Angst ist kein guter Nährboden und eine Gewöhnung kann nicht eintreten.

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Und dann geht es wieder los….

Ausgestattet mit guten Erlebnissen und neuen Verhaltensmustern kannst du wieder loslegen und Stück für Stück eure Komfortzone verlassen.
Lege dabei ausreichend Entlastungs und Entspannungstage für dich und deinen Hund ein. Verzichte auf größere Herausforderungen, wenn ihr eh am Limit seid.
So wirst du und dein Hund wieder sicherer und gelassener.

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