Social Walk – 15 Basics für dich und deinen Hund
Wenn der Hund in Hundebegegnungen regelmäßig ausrastet und du hilflos am Ende der Leine stehst, brauchst du Unterstützung. Diese Situation ist für dich und deinen Hund gleichermaßen belastend und für das Gegenüber ebenfalls unschön. Social Walks sind ein tolles Trainingselement, damit dein Hund und du schöne und entspannte Erfahrungen mit anderen Hunden sammeln könnt.
Ich bin ein riesiger Fan des Formates und es gehört in meinem Training zu den Standardelementen. In beinahe jeder Trainingswoche bringe ich dieses Element unter, wissend, was es bewirken kann.
Social Walks haben eine besondere Magie und bergen wahre Schätze an Aha-Erlebnissen und Erkenntnisse für Hund und Mensch.
Wie so oft, ist das „WIE“ ein entscheidender Punkt für den Erfolg. Deswegen habe ich dir 15 wichtige Aspekte zusammengestellt.
1. Was ist eigentlich ein Social Walk?
Hinter dem Begriff verbirgt sich schlichtweg ein Lernspaziergang, der einen besonderen Fokus auf die Anwesenheit der anderen Hunde legt.
Dafür trifft sich eine kleine Gruppe Mensch-Hunde-Teams und geht mit sicherem Abstand gemeinsam spazieren. Die Hunde bleiben meistens an der Leine und ein Nahkontakt oder direkte Interaktion ist nicht das primäre Ziel. Die Menschen sind hierbei dafür verantwortlich die Situation so zu gestalten, dass die Hunde dies ungestört üben können und sich dabei wohl und sicher fühlen. Die Hund-Mensch-Interaktion wird für diesen Zweck auf ein Minimum zurückgeschraubt.
2. Welcher Zweck wird damit verfolgt?
Die Hunde sollen lernen:
sich in Anwesenheit von anderen Hunden auch wieder mit der Umwelt beschäftigen zu können und Umwelterkundung zu zeigen.
Artgenossen in ihrem Umfeld zu ertragen und nicht als bedrohlich zu empfinden.
sich ohne Druck mit anderen Hunden auseinandersetzen, sie zu beobachten, die Geruchsspuren zu untersuchen und sich dabei eigenständig zu entspannen.
ihre Kommunikation (wieder) voll einzusetzen und zugleich die der anderen zu lesen.
sich freundlich und höflich anderen anzunähern und eigenständig die vom Anderen benötigten Abstände einzuhalten.
Doch natürlich lernt auch der Mensch:
die Körpersprache des Hundes besser zu lesen.
Hundebegegnung
zu erkennen, wovon Erfolg in einer Hundebegegnung abhängig ist.
sich selbst zu entspannen, wenn andere Hunde anwesend ist.
seinem Wissen und seinem Hund zu vertrauen.
seinem Hund ein Stück Kontrolle zurückzugeben.
sich selbst zurückzunehmen.
3. Warum ist dieses Format so wirkungsvoll?
Meiner Meinung nach ist der wichtigste Aspekt die Zeit. In unserem hektischen Alltag nehmen wir uns für Begegnungen oft nicht die Zeit, die sie benötigen. Wir haben es eilig oder wollen schnell durch, ehe wieder etwas passiert. Verständlich, doch es raubt dem Hund auch Lerngelegenheiten. Zugleich wird durch die Auswahl des Umfeldes, das gemeinsame Erkunden und unterwegs sein, die Aufmerksamkeit geteilt und – anders als auf einem Trainingsgelände – der Fokus nicht permanent auf die anderen Hunde gelenkt. Der Hund kann lernen, dass er gar nicht immer vertreiben, distanzieren und im Auge behalten muss.
Beim Social Walk bekommen die Hunde die Möglichkeit das Tempo zu bestimmen, eigene Signale und Strategien zu testen und sich ihrer bevorzugten Wege zu bedienen. Dein Hund darf sich also selber rantasten und du ihn dabei beobachten.
4. Wer kann an einem Social Walk teilnehmen?
Mir ist es wichtig, dass die Teams zueinander passen und sich nur Teams treffen, die eine gute Erfahrung sammeln können. Das bedeutet nicht, dass sie den gleichen Trainingsstand haben. Ich überlege mir eher, wie groß die Herausforderung für die Hunde ist und:
ob ein gemeinsamer Spaziergang möglich ist.
wie lang er maximal sein sollte.
welches Umfeld für diese Teams richtig ist.
was mein Ziel für diesen Social Walk ist.
was die Motivation der Hunde ist.
Es macht keinen Sinn, Hunde zu kombinieren, bei denen der eine unbedingt hin will um „Hallo“ zu sagen, und der andere bei jeder Tendenz der Annäherung in die Luft geht. Das ist für beide frustrierend.
Auch mit einem „Will-immer-hin-Hund“ kann man mal an Social Walks teilnehmen, um neue Strategien zu lernen und vielleicht auch Kontakt an der Leine vorzubereiten.
Grundsätzlich finde ich dieses Element für alle Hundehalter:innen spannend und ein guter Social Walk schadet nicht.
5. Welches Training ist im Vorfeld nötig?
Du solltest in entspannten Situationen und bei kleinen Herausforderungen, sicher im Leinenhandling sein. Dazu gehört für mich auch ein feines Ausbremsen an der Leine. Mehr zum Thema Leinenführung verrate ich dir in diesem Artikel.
Es sollte dir möglich sein, dich zurückzunehmen und deinen Hund zu beobachten und ein Stück Entscheidungsfreiheit zu gewähren.
Idealerweise hast du mit deinem Hund schon Laufmuster, wie das Schlendern, geübt – sodass du über diese einfachen Elemente das Erkundungsverhalten deines Hundes stimulieren kannst, wenn er zu schnell hinter dem anderen her will.
Ich mag es sehr, wenn auch der Werkzeugkoffer des Begegnungstrainings schon ein wenig gefüllt ist, damit du im Zweifel doch interagieren kannst. Dazu gehören bei uns:
Laufmuster
Markersignal und Belohnungen
Leinenführungssignale
Umorientierungssignal oder etwas Ähnliches
ggf. Verhaltensunterbrecher
ggf. Pausensignal
Lies hierzu gerne auch den Artikel „Aggressiver Hund an der Leine – so startest du dein Training!“
6. Was sollte ein solcher Lernspaziergang beinhalten?
Ich liebe schlichte Social Walks in denen still gelaufen und beobachtet wird. Sie sind die Basis und die „Urform“. Für mich sollte diese Art des Laufens den Hauptteil der Social Walks ausmachen. Wie so oft, liegt im Minimalismus eine gewaltige Kraft. Definitiv kommen so auch genügend Möglichkeiten für die Umwelterkundung zustande. Hierfür ist definitiv genug Zeit einzuplanen. Mache die Strecke lieber kurz und dafür läuft alles beschaulich ab.
Wenn möglich kann man ein Parallellaufen mit einplanen.
Je nach Teilnehmer:innen, Ziel und Situation integriere ich jedoch auch unterschiedliche Elemente, z.B. aus dem Begegnungstraining und lasse so die Reihenfolge der Teams ändern.
7. Woran erkenne ich einen guten Aufbau?
Es ist immer so, dass ein geordneter Start, der fängt schon beim Parken an, das A&O ist. Durch etwas Planung lässt sich hier schon großer Stress und Aufregung vermeiden.
Absprachen und Vorbereitung können vorher bereits getroffen sein, sodass klar ist, in welcher Reihenfolge die Hunde losmarschieren. Wenn das nicht der Fall ist, findet eine kurze Absprache ab, während die Hunde in den Autos warten.
Der Social Walk ist keine Plauderrunde für uns Menschen. Die Kommunikation wird bei uns im Vorfeld besprochen, Handzeichen ausgemacht für „bitte nicht näher kommen“ und es wird vereinbart, welche Umweltbegegnungen angekündigt werden und wie wir uns dann in der Regel verhalten.
Während des Lernspaziergangs ist jedes Team bei sich und auf sich fokussiert. Nur die Abstände und Laufmuster werden durch Beobachten und ggf. kurze Kommunikation mit den anderen abgestimmt.
Auch das Ende sollte geordnet und hundgerecht ablaufen. Gerade zum Schluss sind die Hunde erschöpft und wir Menschen häufig unachtsam. Ein guter Social Walk endet ruhig und besonnen! Wenn die Hunde gut in den Autos warten können, kann nach dem Verstauen noch eine Reflexions-Runde stattfinden.
8. Vorsicht – Social Walks sind anstrengend
Dieses „Nichts-Tun“ ist für uns Menschen ungewohnt. Es entzieht uns das Gefühl der Kontrolle und erfordert Impulskontrolle.
Das Beobachten fordert unsere Aufmerksamkeit und Konzentration. Wir sind am Ende eines Social Walks daher zwar meistens entspannt, aber auch müde und nicht mehr gut in der Konzentration. Wenn du merkst, dass deine Konzentration nachlässt, beginne bei den Abständen einen Sicherheitspuffer einzuplanen und leite das Ende ein.
Doch auch für die Hunde ist es anstrengend. Sich zu trauen, etwas zu wagen und mehrere Dinge gleichzeitig im Auge zu behalten, ist herausfordernd. Achte unbedingt darauf, ob du bei deinem Hund zunehmend Ermüdungserscheinungen oder Stress siehst und beende rechtzeitig. In diesem Artikel beschreibe ich dir klassische Stressanzeichen.
9. Warum bleibt der Hund in der Regel an der Leine?
Die Leine ist beim Social Walk ein wichtiges Element. Denn sie gibt uns Sicherheit. Und das nicht nur für den Angeleinten, sondern vor allem den anderen.
Wer ein Hund hat, der bereits im Nahkontakt aggressiv auf andere Hunde reagiert hat, ist zunächst nicht entspannt, wenn Hunde im Freilauf um ihn springen.
Wir wollen allen – Hund und Mensch – entspannte Lerngelegenheiten ermöglichen und Zwischenfälle vermeiden, sowie häufige Mensch-Hund-Interaktionen vermeiden. Die Leine schafft dafür einen Rahmen, genauso wie die passenden Abstände.
10. Wie sieht eine gute Betreuung beim Social Walk aus?
Was meinst du, wie viele Individuen kann ein:e Trainer:in gut im Auge halten und begleiten? Dazu kommt die Umwelt, die gerne Überraschungen präsentiert. Ach ja, und man sollte auch noch darauf achten, wo man die Füße hinsetzt. Eine ganze Menge, oder? Für mich bedeutet das, dass ein:e Trainer:in die eigenen Hunde in diesem Fall nicht dabei hat.
Die Gruppengröße ist also elementar, dazu die Auswahl der Umwelt und die eigene Trainerverfassung.
In meinen Social Walks mache ich die Anzahl von den Teams abhängig. Sind Teams dabei, die eine intensive Betreuung benötigen, die gerade erst starten oder bei denen ich es schwer einschätzen kann, laufe ich zunächst in der Tat mit zwei Teams.
Je erfahrener und selbstständiger die Teams sind, desto mehr kann ich mitnehmen. Bei vieren ist für mich allerdings Schluss. Wenn ich (bergauf, bergab) vom letzten Team zum ersten kommen will, darf ich sportlich sein.
Eine gute Betreuung ist für mich, das richtige Maß an Begleitung und Loslassen zu finden. Das Ziel ist es ja, dass du eigenständig und selbstwirksam handelst. Je besser du mit allem vertraut bist, desto weniger brauchst du die Betreuung.
Gerade bei den ersten Social Walks, in einem neuen Umfeld oder einer neuen Kombi sehe ich meine Aufgabe darin, dich auf die Körpersprache deines Hundes aufmerksam zu machen und dir Sicherheit zu geben.
Die Betreuung sollte in jedem Fall darauf fokussiert sein, dir zu zeigen, wie du und dein Hund es entspannt genießen können – nicht darauf die Hunde zu regulieren.
11. Wie erkenne ich ein passendes Angebot?
Egal, wie du auf ein Angebot stößt: Frage, ob du zunächst einmal ohne Hund mitlaufen und dir den Umgang ansehen kannst.
Umgekehrt ist es elementar, dass man dich und deinen Hund kennt, ehe man dich in eine Gruppe integriert. Wenn du einfach direkt mit Hund teilnehmen kannst, sei skeptisch! Social Walks sind ein Element, das Konzept des Trainings sollte nicht nur aus diesem Element bestehen, sondern verschiedenste Elemente enthalten. Bei mir sind das:
Einzeltraining im Vorfeld zum Aufbau der Werkzeuge und Üben des Handlings.
Training im Alltag des Hundes.
Begegnungstraining in verschiedenen Settings (gestellt oder wie es die Umwelt liefert).
Ganzheitliche Betrachtung des Hundes und des Lebensumfeldes.
12. Social Walks in Zeiten von Covid-19 – Geht das?
Ein ganz klares JEIN. Viele Hundeschulen dürfen derzeit nicht praktizieren, schon gar nicht in Gruppen.
Doch losgelöst von einer Hundeschule und mit entsprechender Online-Vorbereitung inklusive detaillierter Absprachen, kannst du dich natürlich in bestimmten Gebieten mit anderen Hundehalter:innen verabreden, um unabhängig von einander spazieren zu gehen.
Wenn du dich und deinen Hund, sowie das Setting teilweise filmst, freut sich dein:e Trainer:in sicher, das mit dir im Anschluss zu analysieren.
13. Was benötige ich, um einen Social Walk durchzuführen?
Ein für den Hund attraktives und spannendes Umfeld.
Mensch-Hunde-Team als Sparringspartner.
Zeit und Geduld.
3-5 m Leine.
Belohnungen für den Fall, dass du unterstützen musst.
Gute vorherige Absprache.
14. Wie geht es nach den Social Walks weiter?
Die Social Walks können euch euer ganzes Leben begleiten. Mit der Zeit werden sie sich sicher verändern. Ich liebe es auf diesem Weg, echte Hundefreundschaften entstehen zu sehen, die am Ende (nach mehreren Spaziergängen) den Nahkontakt aufbauen, alle oben genannten Regeln brechen und gemeinsam in den Freilauf gehen.
Wenn dein Hund mit einem Hund gute Erfahrungen gesammelt hat, kannst du mit anderen Hunden weitermachen und parallel mit dem ersten intensivieren.
Du kannst an den vertrauten Hunden neue Settings, wie das passieren lassen oder vorbeigehen üben und so das Handling trainieren und Erfolge feiern.
Nach oben sind hier keine Grenzen gesetzt. Denke nur stets daran, was im Rahmen eines Social Walks funktioniert, überträgt der Hund nicht automatisch in jeden anderen Kontext. Dafür braucht es Lerngelegenheiten und Erfolge. Mit der Vorbereitung durch einen Social Walk wird das deutlich einfacher!
15. So kommst du jetzt ins Tun
Hast du jetzt richtig Lust bekommen, dich auf einen Social Walk vorzubereiten und einen durchzuführen?
Wen könntest du fragen, ob er dir als Sparringspartner zur Verfügung steht? Tritt sofort in Kontakt und frage nach, ob Interesse besteht.
Überlege dir einen Ort, der für dich richtig erscheint und drehe dort eine Test-Gassi-Runde.
Und ich mache dir dazu zwei kostenfreie Angebote:
Komm in meine Facebookgruppe – Dort kannst du dich mit anderen Hundehalter:innen vernetzen und deine Trainingspartner:innen finden.
(Bitte beachte, dass wir dich nur freischalten, wenn du die 3 Fragen beantwortest.)
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