Einsamer Weg im Nadelwald

Ängstlicher Hund:
Vertrauen aufbauen und Angst reduzieren

Warum der Vertrauensaufbau für ängstliche und schreckhafte Hunde besonders wichtig ist.

In Momenten von Stress, Angst und Unsicherheit wird die Schreckhaftigkeit Deines Hundes höher. Die innere Anspannung und der hoch fokussierte Überlebensmodus ist schuld daran.

In diesen Momenten kann Dein Hund nicht klar denken. Er handelt instinktiv. Deswegen sind nun alle plötzlichen Berührungen, alles was direkt von vorne oder von oben kommt und alles Ungewohnte doppelt schlimm. Und alles, was man nicht richtig gut einschätzen kann, wird gemieden. Das Gehirn hat schlichtweg keine Zeit jetzt noch einen Unsicherheitsfaktor mehr zu berücksichtigen und geht auf Nummer sicher (= Abstand). Erst, wenn er gelernt hat, dass Du an seiner Seite stehst und ihr gemeinsam viel einfacher durch die Situationen kommt, geht es. Es ist nicht, weil Dein Hund Dich nicht mag oder Dich zurückweist.

Es ist viel mehr so, dass er:

    • noch nicht ausreichend gute Erfahrungen mit Dir hatte (vor allem, wenn er vorher mit Menschen schlechte hatte und Du das Defizit noch ausgleichen musst).

    • in ähnlichen Momenten auch Unangenehme mit Dir hatte und erst ein- mal lernen muss, dass Du es jetzt anders handhabst. Das ist häufig der Fall, wenn Du dazu geneigt hast, mit Korrektur oder Strafe im Training zu arbeiten, auf die Ausführung von Kommandos zu bestehen, ihn körper- sprachlich einzuschränken (z. B. um die Situation für ihn zu regeln) oder seine Kommunikation zu missachten.

  • wahrnimmt, wenn Du in den Momenten genervt bist, Wut oder Konflikte ausstrahlst, vielleicht weil Du Dich von der Umwelt beobachtet fühlst, Dich über andere ärgerst oder es eilig hast.

Vertrauensaufbau funktioniert in zwei Richtungen:

  1. Du lernst die Reaktionen und Bedürfnisse Deines Hundes besser zu erkennen und zu wahren.
  2. Dein Hund sammelt Erfahrungen, wie angenehm es mit Dir ist, wie viel Sicherheit Du ihm schenken kannst und, wie er sich von Dir Unterstützung holen kann.

Der Vertrauensaufbau ist im Umgang mit ängstlichen und aggressiven Hunden ein wichtiger Baustein, um das Wohlbefinden des Hundes zu steigern und in schwierigen Situationen besser agieren zu können.

Fünf Grundregeln für den Vertrauensaufbau mit einem unsicheren oder ängstlichen Hund

Vertrauen entsteht durch Erfahrungen. Gerade, wenn Dein Hund schreckhaft, ängstlich oder unsicher ist, braucht er viele gute Referenzerfahrungen mit Dir und möglichst keine schlechten.

Das Allerwichtigste ist, dass Du einfach Du bleibst. Verstelle nicht Deine Stimme oder überspiele Deine Gefühle. Dein Hund merkt das sofort und es macht Dich für ihn unehrlich, unkalkulierbar und schwierig. Gerade ein ängstlicher Hund reagiert hier sensibel. Er darf merken, dass Du angespannt, wütend oder traurig bist. Du darfst es nur nicht an ihm auslassen oder dadurch Dinge tun, die ihm Angst machen. Verlässliche und vertrauensvolle Sozialpartner atmen einmal tief durch, schütteln sich oder gehen einfach mal kurz ihrer Wege. Falls Du häufiger wütend oder gereizt bist, wird es jetzt Zeit für schöne Bewältigungsstrategien für Dich.

 

Versuche nicht Deinen Hund vor der Welt zu beschützen und alles für ihn zu regeln. Die Gefahr ist, dass Du dabei aus seiner Perspektive unangenehm wirst, das würde Eure Beziehung belasten. Achte darauf, wann und wo Ihr Euch durch die Umwelt bewegt, halte die Risiken für Schreck- und Angstmomente gering und passe Eure Aktivitäten dem an, was Ihr bereits erfolgreich bewältigen könnt. Auch ein ängstlicher Hund muss Erfahrungen sammeln dürfen. Es sollten allerdings gute sein. Wenn die Umwelt Euch überrascht, bleibe mit Deiner vollen Aufmerksamkeit bei Euch und unterstütze Deinen Hund, in dem Ihr es gemeinsam bewältigt und er eine Rolle dabei spielt. So lernt er, dass er mitbestimmen darf, auch Kontrolle hat und Du verlässlich an seiner Seite bist.

Im Vertrauensaufbau geht es nicht darum, was von außen auf Euch einprasselt, sondern, wie Du damit umgehst!

Lerne, das Ausdrucksverhalten Deines Hundes zu lesen. Angst stellt sich unterschiedlich dar und viele kleine Signale übersehen wir im Alltag, wenn wir nicht darin geübt sind. Auch, wenn Dein Hund besonders vor plötzlichen Dingen Angst hat, wird es Unterschiede in der Tagesverfassung geben und die sagen Dir, wie schreckhaft Dein Hund heute auf Dinge reagiert. Hinzu kommt, dass das Übersehen der Kommunikation über Körpersprache ängstlicher Hunde das Vertrauen schwächt.

 

Sei zuverlässig! Wie oft höre ich, Hundehalter:innen müssten konsequent sein. Dabei geht es eigentlich um Zuverlässigkeit und Integrität. Schreckhafte Hunde brauchen keine Überraschungen, sie brauchen erst einmal Sicherheit durch Vorhersage. Je weniger Schreckmomente ein ängstlicher Hund erlebt, desto besser kann er entspannen. Wir bauen deswegen Ankündigungen auf. So kann ich meine Hunde vor unangenehmen Überraschungen bewahren und auch Bescheid geben, wenn ich etwas tue, was ihnen Angst macht. Alleine die Möglichkeit, sich der Situation zu entziehen, kann Deinem Hund Angst nehmen.

Falls Dein Hund keine größeren Ängste hat, sondern einfach nur frisch eingezogen ist und Ihr noch nicht soviel Vertrauen aufbauen konntet, empfehle ich Dir meinen Kurs “Sicherheit schenken und Bindung stärken”. Ob Auslandshund, Hund aus dem Tierheim oder Welpe: Der Kurs bietet Dir eine gute Gelegenheit, das Thema direkt richtig und nachhaltig anzugehen und die dafür notwendigen Fähigkeiten in kleinen einfachen Übungen zu erlernen. Auch die Anleitung für den Aufbau von verständliche Ankündigung ist enthalten.

Wie stärke ich einen unsicheren Hund?

Gib Deinem Hund Gelegenheit, schöne Erfahrungen zu machen. Ein unsicherer oder ängstlicher Hund braucht nicht primär Zeit, sondern Gelegenheiten, um seine Angst zu überwinden. Ein Hasenherz wird kein mutiger Löwe, wenn es nicht immer wieder erfolgreich kleine Aufgaben meistert und ein starkes Selbstvertrauen entwickeln kann. Ja, das braucht auch Zeit. Denn zwischen den Gelegenheiten muss er seinen Akku laden, entspannen und einfach mal fröhlich sein, sonst wirst Du ihn überfordern und plötzlich ist Dein Hund ängstlicher, schreckhafter oder gereizter. Das richtige Maß ist absolut wichtig. Genau darum geht es auch in meinem Mutmach-Programm für Angsthunde! Dort lernst Du nicht nur das richtige Maß, sondern auch, wie die Übungen aufgebaut sein müssen.

Vorsichtig

Mit diesen klassischen Tipps macht man einen ängstlichen Hund schreckhafter

Einem halbwegs empathischen Menschen sollte es eigentlich klar sein und dennoch erlebe ich immer wieder, wie Menschen diese Tipps ausführen, weil “ein Profi” ihnen gesagt hat, man müsse es so machen. Wenn Du einen dieser Tipps ausführst, Dich aber damit nicht wohlfühlst, wirst Du hoffentlich gleich jubilieren.

Alle Übungen, die auf ein Abhärten oder Gewöhnen setzen, sind kontraproduktiv. Dein ängstlicher Hund muss nicht durch schwierige Situationen durch und sie aushalten, damit er robuster wird, Du sensibilisiert dadurch. Die für Menschen wirksame (aber auch nicht unumstrittene) “Konfrontationstherapie” lässt sich auf Hunde nicht übertragen. Ein wichtiger Aspekt dafür wäre das vorher gemeinsam erarbeiten von rationalen Erklärungen. Das kann Dein Hund nicht.

Es macht keinen Sinn, Deinen Hund für Unsicherheit zu bestrafen. Strafe funktioniert nur, wenn sie auf bewusst und freiwillig gezeigtes Verhalten folgt und hemmt, ängstigt, verunsichert oder frustriert. All’ das vergrößert die Unsicherheit. Je unsicherer der Hund, desto mehr Angstverhalten wird er zeigen.

Angst zu ignorieren ist kein gutes Sozialverhalten, sondern macht Dich zu einer unzuverlässigen Bezugsperson. Isolation und Ausgrenzung, auch schon kurzzeitige, ist für soziale Lebewesen ängstigend und führt sogar zu Schmerzen.

 

Mit ängstlichen Hunden starte ich immer damit, dass wir das Wohlbefinden steigern und gemeinsam ermitteln, was dem Hund Freude macht. Je mehr wir die Freude ins Leben Deines Hundes bekommen, desto robuster wird er gegen Angst und Furcht. Idealerweise greifen wir dafür aus, was im Leben Deines Hundes schon gut funktioniert.

Ein weiterer Teil ist das Entspannungstraining. Damit haben wir ein mächtiges Tool, um bei ersten Anzeichen von Angst den Stress zu reduzieren und schnelle Linderung in schwierigen Momenten zu liefern.

Danach geht es an die Stärkung von Lösungsorientierung und Mut, mit Mutmach-Übungen. Übungen für ängstliche Hunde beinhalten vor allem anderen Umsicht und Erfolgsorientierung. Robuste Hunde verkraften es auch, wenn Du Fehler im Übungsaufbau machst und sie mal nicht zum Erfolg kommen. Ein ängstlicher Hund wird sich gerade zu Beginn des Trainings damit schwertun.

Fragst Du Dich manchmal „Warum hat mein Hund Angst?“ Erfahrungsgemäß ist es nicht nur die konkrete Reaktion auf einen bestimmten Auslöser, wie z. B. fremde Menschen oder laute Geräusche. Eine der häufigsten Ursachen für aggressives oder ängstliches Verhalten sind akute Überforderung und eine hohe Stressbelastung. Genau, das reduzieren wir mit den Bausteinen.

Und sobald dafür Maßnahmen angestoßen und etabliert sind, können wir mit gezieltem Training „dem Hund die Angst abtrainieren“, wie man so schön sagt. Das bedeutet, danach verändern wir die Bewertung der konkreten Dinge, vor denen Dein Hund Angst hat. Sobald die Angst schrumpft, kannst Du damit starten Deinem Hund das Verhalten beizubringen, was Du eigentlich sehen willst.

Genau dieses methodische Vorgehen praktiziere ich mit Dir in meinem 12 Wochen Intensivprogramm für Angsthunde. Dort leiten mein Team und ich Dich durch den Prozess, der extra auf schnell gestresste und ängstliche Hunde zugeschnitten ist. Schau es Dir hier einmal an, wenn Du gerne von uns unterstützt werden willst.

Nützliche Hilfsmittel, um Deinem Hund die Angst schneller zu nehmen

Hilfsmittel kannst Du anwenden, um Deinem Training einen extra Booster zu verpassen. Sie sind nie alleine eine Lösung, können aber das eine oder andere im Lernprozess beschleunigen.

Der Einsatz von Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente bei Angsthunden

Der Griff zu Nahrungsergänzungsmitteln fällt vielen Menschen leicht, der zu Medikamenten scheint hingegen eine große Hürde zu sein. Dabei gibt es viele Gründe zu Medikamenten gegen Angst zu greifen, wenn Dein Hund jeden Tag in Situationen kommt, in denen er Angst hat und Du die Angstauslöser nicht vermeiden kannst. Sie sind für uns nicht das letzte Mittel, sondern machen oft schon ziemlich am Anfang eines Trainingsprozesses Sinn, um schnell einen Fuß in die Tür zu bekommen. Falls es Dich interessiert, wann ich zu Medikamenten rate und wo für mich eine Angststörung beim Hund beginnt, die unbedingt medikamentös begleitet werden muss, höre Dir gerne meinen Vortrag „Angsthunde: Wenn das Leben zum Fürchten ist an”.

Es gibt sinnvolle Medikamente, pflanzliche Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel. Doch der Einsatz ist immer nur eine Unterstützung, nie eine Lösung. Damit diese Unterstützung wirkt, brauchst Du zudem Veränderungen im Alltag und ein gutes Verhaltenstraining.

Wichtig beim Einsatz ist, dass Dinge gewählt werden, die Angst wirklich lösen und zum Hund passen. Wenn Hunde angst-aggressiv sind, sollte es beispielsweise Aggressionen nicht freilegen. Es gibt auch Medikamente und Ergänzungen, die den Hund nur ruhig stellen, aber nicht die Empfindung verändern. Das ist für die eh schon Angst gequälten Hunde eine riesige Herausforderung.

Bei der Auswahl des passenden Mittels, werden viele Aspekte berücksichtigt, wie z. B. das Energielevel und das konkrete Angstverhalten (wird der Hund aktiver oder passiver, schlägt es mal in Aggression um, mal nicht). Es gibt also nicht das eine Mittel gegen Ängstlichkeit beim Hund, sondern es gehört eine ausführliche Beobachtung und Abklärung verschiedener Aspekte dazu. Das ist nichts für Tipps von anderen Hundebesitzern.

Wir setzen gerne unterstützende Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente ein, wenn wir uns davon eine schnelle Verbesserung der Lebensqualität versprechen. Empfehlungen dazu geben wir jedoch nur ab, wenn wir Dich und Deinen Hund kennen und intensiv mit Dir arbeiten, z.B. im Rahmen einer unserer Ausbildungen oder des Intensivprogramms zur Angstbewältigung.

Ich weiß, dass viele Menschen sich leichter damit tun, erst einmal etwas „mildes“ einzusetzen und deswegen vor Medikamenten scheuen. Doch merke Dir: Was wirkt, hat auch Nebenwirkungen! Ob natürlich gewachsen oder chemisch nachgebaut, sagt nichts über die Belastung des Organismus. Es gibt viele Fälle, in denen wäre ein Medikament sinnvoller, als der Einsatz von vermeintlich schonenderen Mitteln bei ängstlichen Hunden!

Der Unterschied zwischen Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln:

Medikamente sind verschreibungspflichtig. Das bedeutet, ohne tierärztliches Rezept bekommst Du sie nicht. Sie durchlaufen entsprechende Zulassungsprozesse. In der Regel läuft die Verschreibung im Rahmen einer tierärztlichen Verhaltenstherapie. Tierärzt:innen können sich auf Verhalten spezialisieren , sie machen dafür also eine spezielle Qualifikation. Die tierärztliche Verhaltenstherapie wird idealerweise mit Verhaltenstraining kombiniert und findet in Zusammenarbeit von Tierärzt:in und Hundetrainer:in statt. Verhaltenstierärzt:innen greifen im Übrigen nicht selten auch auf pflanzliche Arzneimittel oder Phytotherapie zur Unterstützung zurück.

Nahrungsergänzungsmittel sind frei verkäufliche Zusatzstoffe. Die Herausforderung hier liegt darin, dass es andere Zulassungs- und Deklarationspflichten, sowie seltener belastbare Studien gibt. Es gibt keine behördliche Überprüfung, Hersteller müssen keine genauen Deklarationen, wie z.B. der wirklich enthaltene Wirkstoff-Anteil, machen. Werbeversprechen, Trends und Hypes machen es unübersichtlich. Der Fall CBD ist ein gutes Beispiel. Im Blog von Wissen macht Wau gibt es einen spannenden Artikel dazu mit dem Titel “CBD – Warum wir unsere Hunde womöglich vergiften”.

Unsere Empfehlung: Auch Nahrungsergänzungsmittel und Phytopharmaka bitte nur nach Rücksprache und entsprechenden Voruntersuchungen mit der Tierarztpraxis Deines Vertrauens einsetzen.

Warum Du bei mir weder Tipps zu Bachblüten, noch zur Homöopathie findest

Es ist ganz einfach: Es gibt Stand heute (Februar 2023) keine wissenschaftlichen Beweise, dass sie funktionieren, keine wirklich verlässlichen Studien oder Untersuchungen. Und damit bin ich raus. Denn als Laie, mit großem Halbwissen in Sachen Heilkunde und Medizin, kann ich die Auswirkungen nicht ohne Fakten beurteilen. Ich finde es wagemutig bis riskant, Dinge einzusetzen, bei denen wir schlussendlich nicht wissen, was sie im Hundekörper verursachen. Das Thema Stoffwechsel ist einfach zu komplex, um einfach mal etwas in den Hund zu kippen. Und ehe, Du mir jetzt empörte E-Mails schreibst: Ich diskutiere das nicht.

Zubehör für ängstliche Hunde

Es gibt Zubehör, das damit wirbt, extra für ängstliche Hunde zu sein. Doch ich verrate Dir etwas: Ob ein Hundebett, eine Höhle oder sonst was Angst mildert oder nicht, kann der Hersteller nicht wissen. Es kommt immer auf das individuelle Bedürfnis des Hundes an. Während meine Minnie Höhlen liebt, findet meine Nayeli sie gruselig. Manchen Hunden hilft ein Hundebett mit Rand bei der Entspannung. Du kannst herausfinden, ob es so ist, indem Du Deinen Hund beobachtest. Wenn er sich beim Liegen gerne an Dinge, wie Wände und Kissen, ran drückt, kann es unterstützen.

Für spezielle Ängste kann der Einsatz bestimmter Hilfsmittel durchaus sinnvoll sein. Doch die Anwendung der Hilfsmittel muss im Vorfeld trainiert werden! Stülpst Du dem Hund die Sachen einfach nur über, wird es mehr Stress machen, als Angst nehmen. Das Vortraining zur Verwendung von Hilfsmitteln gehört zu den Bonusinhalten unseres Intensivprogramms gegen Angst.

Um zu entscheiden, ob die einzelnen Hilfsmittel bei Deinem Hund wirken, ist es wichtig, dass Du die verhaltensbezogenen Symptome Deines Hundes von Angst erkennst. Sie lassen die Angst ja nicht vollständig schwinden, aber ein ängstlicher Hund wird weniger Anzeichen der Überforderung zeigen.

 

  • Körperbandagen oder das Thundershirt zur Stressreduktion

Das Thundershirt ist ein eng anliegendes Shirt, dass auch für Laien gut anwendbar ist. Das Anziehen und das Öffnen und Schließen des Klettverschlusses sollte mit dem Hund jedoch geübt werden, damit es ihn nicht stresst. Körperbandagen zu wickeln, muss gelernt sein. Beides würde ich den Hund nicht tragen lassen, wenn er alleine ist. Die Funktion ist simple und effektiv: Angenehmer Druck auf die Körperoberfläche lässt den Hund Oxytocin ausschütten. Das ist das Bindungs- und Kuschelhormon, welches ein toller Gegenspieler von Stress ist. Vielen Hunden hilft es bei Silvester– oder Gewitterangst.

  • Das Calming Cap nicht nur für Hunde mit Angst vor dem Autofahren

Das Calming Cap mildert Sichtreize und kann damit dafür sorgen, dass Dein Hund Dinge weniger intensiv wahrnimmt. Das Anziehen und Tragen muss geübt sein. Bei Hunden, die Angst vor dem Autofahren haben, weil die vorbeiziehenden Dinge sie gruseln, ist es ein Weg der Unterstützung.

  • Muttmuffs oder anderer Gehörschutz für Hunde mit Geräuschangst

Der Einsatz von einem Gehörschutz gegen Geräusch- oder Gewitterangst kann hocheffektiv sein, um besonders schwierige Momente, wie den Jahreswechsel zu unterstützen. Meine Erfahrung zeigt, dass Du hier allerdings mehr Vorbereitung brauchst und es bei Hunden mit Schlappohren leichter ist. Nicht nur, dass die Teile nicht getragen werden können, wenn Du nicht anwesend bist, sondern sie rutschen auch leicht und viele Hunde wollen sie bei fehlendem Vortraining abschütteln.

  • Entspannungsduft und Entspannungsmusik

Für uns gehört dieser Teil ganz klar in Deinen Werkzeugkoffer! Welche Musik und welche Düfte wirken, sowie die Anwendung und die Erklärung, warum Entspannungsduft gegen Angst wirkt, ist deswegen ein Teil unseres Trainingskonzeptes für Angsthunde. Denn die beiden Maßnahmen sind gut erprobt und wissenschaftlich untermauert. Falls Du, wie ich, also ein Naturwissenschafts-Fan mit begrenzter spiritueller Begeisterung bist: Es geht hier einfach um Physik und Chemie. Allerdings versteht es sich dann von alleine, dass es auch um die korrekte Anwendung geht.

  • Warum ich den RelaxoPet für Angsthunde nicht explizit empfehle?

Der RelaxoPet ist ein entwickeltes technisches Gerät, das Hunden bei der Entspannung hilft. Der Hauptvorteil ist ein Modus, in dem Du die entspannenden Geräusche so abspielen kannst, dass Du sie nicht hörst. Das wäre für mich der einzige Vorteil und hier wäre meine Sorge, dass ich ja auch nicht mitbekomme, ob es läuft. Ansonsten gibt es keinen Unterschied zu einem kleinen Lautsprecher oder einem anderen Abspielgerät mit entspannender Musik. Im Gegenteil, während bestimmte Musik nachweislich ohne Vortraining einen Effekt hat und mit zugehörigem Entspannungstraining noch vertieft werden kann, gibt es zu den Geräuschen des Relaxodogs meines Wissens nach bisher keine belastbaren Studien. Er schadet also nicht und kann bei entsprechend gut aufgebautem Einsatz sehr effektiv unterstützen, aber denselben Effekt bekommst Du auch mit einem alten Smartphone oder jedem anderen Gerät. Es ist also Geschmackssache, ob Du das Geld zusätzlich investieren willst.

Die Sicherung von ängstlichen Hunden

Mein persönlicher Horror war immer, dass ein ängstlicher Hund von uns wegläuft. Es gibt viele Dinge, die man tun kann. Sei am Anfang lieber extrem vorsichtig und weiche dann nach und nach die Dinge auf, wenn Du Dir sicherer bist. Während unserer Tätigkeit als Pflegestelle für Auslandstierschutzhunde haben sich folgende Basis-Maßnahmen bewährt:

 

  1. Schleusen mit Türen oder (Kinder)gittern: Die Regel ist einfach. Ehe das eine aufgeht, geht das andere zu. Wir haben z.B. ca. 1,50M vor unserer Haustür ein Kindergitter in den Flur gebaut, wenn wir potenzielle Angsthunde aufgenommen haben. Obwohl unsere Regelung war “Kein Hund, der durch die Katzenklappe passt”, sind wir belehrt worden, wie gut Hunde sich auch durch diese quetschen können. Bei uns ging es dadurch nur in den Garten. Ansonsten: Auch hier bitte Sicherheitsvorkehrungen, wenn nicht schon der Kopf größer als die Klappe ist.
  2. Doppelte Sicherung beim Gassi: Die meisten Sicherheitsgeschirre sitzen nicht schön. Schlechtsitzende Geschirre sind unangenehm, stell Dir einfach einschneidende und einschränkende Kleidung für Dich vor. Zudem kommen meine Hunde beide auch aus dem Sicherheitsgeschirr. Wir haben damals also ein Halsband und ein Geschirr bevorzugt. Geführt wurde am Geschirr, aber eine zweite Leine vom Halsband an, war an mir befestigt. So konnte nichts passieren.
  3. Zu Beginn tagsüber Geschirr mit Hausleine: Sollte Dein Hund extreme Angst zu Hause haben oder auch vor Dir, würde ich zu trubeligen Zeiten zu Hause das Geschirr in Kombi mit einer 0,5-1M langen leichten Leine als Sicherung anziehen. Nachts oder, wenn es Ruhe im Haus gibt, bitte ausziehen. Dauerhaftes Tragen eines Geschirrs ist nicht sinnvoll. Und an einem Halsband würde ich die Hausleine nicht anbringen!
  4. Doppelte Sicherung im Auto: Ganz einfach, auch hier gilt doppelt! Erst wird angeleint, dann abgeschnallt. Gerade zu Beginn kann es mehr als sinnvoll sein, wenn Dein Hund auch in der Box oder im Kofferraum angeleint wird, ehe Du sie öffnest.
  5. Nur an Geschirr und Leine in den Garten: Ich konnte es beim ersten Mal nicht glauben, als ich sah, wie ein Hund mit Gewitterangst auf der Flucht mühelos einen 2,20M hohen Zaun überkletterte, obwohl dieser oben sogar nach innen geneigt war. Merke Dir, Angst ist eine gigantische Motivation! Die Freiheit kommt später, wenn Dein ängstlicher Hund mehr Vertrauen und weniger Angst hat.

Angsthunde brauchen spezielles Training

Wenn Dich ein ängstlicher Hund oder ein Angsthund begleitet, ist es wichtig, dass Du schnell aktiv wirst. Der Weg ist hier jedoch kein klassisches Training, schon gar kein Gehorsam, sondern ein systematisches Verändern von Stressresilienz, Wohlbefinden und Bewertung der Situationen.

Ein ängstlicher Hund kann in den wirklich schwierigen Momenten nicht “hören” und Deine Signale ausführen. Doch Du kannst trotzdem etwas tun! Je früher Du beginnst, das Training aufzunehmen, desto besser. Warte nicht, denn Angst macht das Leben weniger lebenswert und wird immer tiefer verankert, je länger sie bestehen bleibt.

Wir können Euch auf dem Weg aus der Angst unterstützen. Unser 12-Wochen.-Gruppenprogramm ist genau darauf zugeschnitten. All meine Erfahrung aus dem Umgang mit Angsthunden, als Trainerin, Pflegestelle und Hundemama ist dort eingeflossen! Und nicht nur das, durch die Gruppenbetreuung von meinem Team und mir und die Gemeinschaft mit anderen Besitzer:innen ängstlicher Hunde, geht Ihr beide gestärkt aus der Zeit.