Angsthund: Was Du dringend tun und vermeiden solltest.

Das Leben mit einem ängstlichen und schreckhaften Hund kann für alle zur Belastung werden. Wie oft habe ich erlebt, dass Menschen sich nur noch mit größter Vorsicht durch die eigenen vier Wände bewegen oder der komplette Alltag danach ausgerichtet ist, den Angsthund bloß nicht zu stressen.

Wenn Dein Hund ängstlich und schreckhaft ist, auf viele Dinge mit Angst reagiert und der Alltag für ihn zu einer großen Herausforderung geworden ist, ist es wichtig, dass Du sofort reagierst und Euren Lebensstil anpasst.

Damit ist jedoch nicht gemeint, dass Du bis ans Ende Eurer Tage flüstern musst.

Nein, viel mehr geht es darum, sofort mit Maßnahmen zu starten, die Deinem Hund die Gelegenheit bieten, seine Ängste zu überwinden, mutiger zu werden und Lösungsstrategien zu entwickeln, die in Euren Alltag passen.

Es ist egal, warum Du denkst, dass Dein Hund Angst hat, ob als Phase in der Jugendentwicklung, weil Du ihn erst kürzlich aus dem Ausland adoptiert hast oder wegen eines für ihn traumatischen Erlebnisses oder weil er grundsätzlich schnell hemmbar ist. Es gelten die gleichen Grundprinzipien.

Der Gedanke, dass Hunde in der Jugendentwicklung die Angstphasen nur überleben müssen und die Angst dann schwindet, ist leider falsch. Denn die Lernerfahrungen der Zeit bleiben und je nach Gemüt Deines Hundes, nimmt er aus der Phase viele gelernte Situationen und Dinge, die er mit Angst verknüpft hat.

Wenn Dein Hund plötzlich mit Angst reagiert.

Angst ist ein komplexes System. Eines gilt jedoch immer: Sie entsteht nicht ohne Grund. Das gilt auch, wenn Du keinen Auslöser entdecken kannst, der für Dich die plötzliche Angst und Schreckhaftigkeit Deines Hundes rechtfertigt.

Taucht Angst plötzlich und heftig auf, sind diese Ursachen wahrscheinlich:

  • Gesundheitliche Probleme, wie z.B. Schmerzen
  • Traumatisches Erlebnis
  • lang unentdeckte Ängste oder Stress, der sich summiert hat.

Ganz egal, ob Du die Ursachen kennst und ändern kannst oder nicht, starte sofort damit Dich um das Wohlbefinden Deines Hundes zu kümmern. Gerade, wenn es sich um gesundheitliche Baustellen handelt, kann es langwierig werden, den Kern des Ganzen zu finden. Wenn Du Dich nun auf das Auffinden der körperlichen Symptome fokussierst und dabei das geistige Wohlbefinden hinten anstellst, werden in der Zeit weitere Dinge mit Angst verknüpft. Mit der Gesundung des Körpers verschwindet die Angst dann leider nicht.

Diese Dinge solltest Du bei einem ängstlichen Hund vermeiden

  1. Konfrontationstraining
    Training bei dem Dein Angsthund so mit dem ihm Angst machenden Dingen konfrontiert wird, dass die Angst ausgelöst wird, ist absolut kontraproduktiv. Statt Abhärtung tritt das Gegenteil ein. Dein Hund wird ängstlicher und hilfloser. Die Regionen des Hundegehirns, die die Angst produzieren, werden gestärkt und reagieren in Zukunft noch schneller. Wenn Dir also jemand verklickern will, dass Dein Hund durch diese Situationen muss, damit er merkt, dass sie nicht schlimm sind, breche das Training sofort ab.
  2. Abwarten, dass die Angst weniger wird.
    Damit Angst und Schreckhaftigkeit kleiner werden, raten viele dazu dem Hund “einfach Zeit zu lassen”. Grundsätzlich ist das keine schlechte Idee. Wenn Du aber nur wartest und in der Zwischenzeit nicht darauf setzt, dass Dein Hund selten Angst erlebt und nicht zugleich Maßnahmen integrierst, die ihn mutiger werden lassen, wird es nicht funktionieren. Es ist, wie ein Pokerspiel. Mit Glück werden einige Ängste weniger. Wenn Du Pech hast, lernt er immer mehr Ängste dazu. Bist Du eine hervorragende Pokerspielerin, hast ein super Blatt auf der Hand und machst intuitiv ganz viel richtig, kann es möglicherweise gelingen, dass die Ängste bis zu einem gewissen Punkt weniger werden. Doch, willst Du das Risiko eingehen?
  3. Angst bestrafen
    Wer Angst und Angstverhalten mit Strafe beantwortet, macht sie größer. Vielleicht zeigt der Hund das Angstverhalten nicht mehr so deutlich, aber die Angst wird mehr. Denn Strafe funktioniert nur, wenn sie unangenehm ist und Angst oder Frustration auslöst. Das bedeutet, Dein Hund lernt, dass die Situationen noch bedrohlicher sind, als er eh schon dachte… Wenn Dir jemand rät Deinen Hund für Angst zu korrigieren oder zu bestrafen, behauptet, der würde sich nur anstellen oder Dir nicht vertrauen und Du müsstest nun klarstellen, dass Du das regelst, hat er NULL Ahnung von Lernverhalten, Emotionen und ist verhaftet in veraltetem Denken.
  4. Auf Gehorsam und Kontrolle setzen
    Sicherlich ist es nicht möglich, einem Angsthund komplett alle Entscheidungen zu überlassen. Bei welchem Hund ist es schon? Dennoch hilft es deinem Hund nicht, seine Ängste zu überwinden und neue Strategien zu entwickeln, wenn Du versuchst, die komplette Macht und Kontrolle zu übernehmen. Angst verschwindet nicht dadurch, dass dein Hund zum Beispiel in den schwierigen Momenten sitzt, bei Fuß läuft oder an der lockeren Leine geht. Das alles sind Verhaltensweisen, die aber die Emotion dahinter nicht verändern. Gerade bei unangenehmen Emotionen, bei Stress oder auch bei Frustration gelingen sie Deinem Hund nur sehr schwer oder gar nicht. Setzt Du auf Kontrolle und Gehorsam, lernt dein Hund zum einen keine eigenen Strategien. Zugleich legst Du Dir eine unglaubliche Bürde auf, denn Du kannst das Leben und die Welt nicht immer kontrollieren, müsstest aber, damit die Strategie wirksam ist. Und dann baut es auch noch zusätzlichen Druck auf Deinen Hund auf, dass er funktionieren muss. Druck sorgt wiederum für eine Vergrößerung der Angst.
  5. Mitleid und Trösten
    Immer wieder lese ich, dass man Angst durch Zuwendung vergrößern oder verstärken kann. Das ist prinzipiell Blödsinn, nur ein Quäntchen von Wahrheit steckt drin. Unter Umständen kann Deine Zuwendung die Angst intensivieren oder die Situation zusätzlich belasten. Falls einer der Punkte zutrifft, atme tief durch und mach das Beste aus der Situation, spare Dir jedoch die Zuwendung, Das gilt, wenn
    • Die Interaktion für Deinen Hund unangenehm ist.
    • Er dadurch in einen (weiteren) Konflikt kommt.
    • Du dabei vielleicht sogar Grenzen und Signale von ihm überschreitest.
    • Du die Zuwendung eher für Dich brauchst, weil es Dir sonst nicht gut geht.
    • Du ihn bemitleidest, statt ihm Verbundenheit und Empathie zu signalisieren.
    • Du Dich gerade ärgerst, zornig und wütend auf die Welt bist.
    • Deine Zuwendung geheuchelt und nicht ernst gemeint ist, weil Du eigentlich gerade genervt bist.
  6. Dich über andere ärgern.
    Wenn Du Dich darüber ärgerst, dass die Umwelt auf Euch keine Rücksicht nimmt. Sodass Dein Hund immer wieder in Situationen kommt, in denen er Angst bekommt, in denen er sich erschreckt. Oder Du Dich darüber ärgerst, dass andere mit Unverständnis auf Deine Art und Weise, mit Deinem Hund umzugehen, reagieren. Du vielleicht sogar immer das Gefühl hast beobachtet und bewertet zu werden, und es deswegen mit einem Beigeschmack machst. Dann mach das die Angst deines Hundes größer, denn Dein Druck bedeutet, Du kannst nicht authentisch sein und die Unterstützung geben, die er braucht. Du gerätst selber in einen Konflikt, der sich in Deiner Mimik und Gestik für Deinen Hund merklich zeigt. Dein Hund weiß nicht, woher dieser Konflikt kommt. Doch je mehr Konflikte Unsicherheiten etc. gerade in einer Gruppe aktiv sind, desto größer das Potenzial für Angst. Niemand erwartet von Dir, dass Du immer entspannt bleibst und Entspannung bei Dir alleine würde auch nicht dazu führen, dass Dein Hund keine Angst mehr hat. Doch vielleicht gewöhnst Du Dir an, Dich auf Euch zu fokussieren und alle Aufmerksamkeit bei Euch zu belassen. Das hilft ungemein.

Doch genug von den Dingen, die nicht funktionieren. Lass uns den Blick auf das wenden, was Du tun kannst. Das macht viel mehr Freude!

Das hilft wirklich gegen Angst und Schreckhaftigkeit bei Hunden

Vorab: Es gibt noch eine Menge mehr, wie Du Deinen Hund unterstützen kannst. Das A&O setze nie nur auf eine Sache. Wenn Du z.B. nur auf Training setzt, aber etwas Gesundheitliches im Wege steht, wird der Erfolg ausbleiben. Umgekehrt genauso! Es gibt keine Wundermittel gegen Angst. Es gibt tolle Hilfsmittel, wie das Thundershirt oder Nahrungsergänzungsmittel, die bei richtiger Anwendung unterstützen wirken können. Doch die Bestellung z.B. eines Thundershirts mit ein paar Mausklicks und das Anziehen alleine macht die Angst nicht weg!

  1. Die geordnete Flucht üben
    Angst verursacht, das Bedürfnis zu flüchten. Gelingt die Flucht nicht oder hat der Hund die Erfahrung gemacht, dass die Flucht nicht gelingen kann, so hat es dramatische Auswirkungen. Stress gesellt sich zur Angst dazu und potenziert. Außerdem kann Angst viel schneller und leichter in Aggression umschlagen, wenn der Ausweg fehlt. Kein schönes Resultat. Die trainierte geordnete Flucht sorgt dafür, dass wir Situationen so weit verlassen können, bis der Hund wieder in einem Modus ist, wo wir sinnvolle Lernerlebnisse schaffen können und zugleich Stress und Aggressionswahrscheinlichkeit verringert werden.
  2. Schrittweises Training mit einer Methode.
    Das A und O bei der Bewältigung von Ängsten beim Hund ist ein Training, das mit richtig viel Kopf, Struktur und System gestaltet wird. Denn wie bereits geschrieben, ist Angst ein komplexes System. Du musst an verscheidenen Stellen ansetzen und unterschiedliche Stellschrauben drehen. Alleine das Training an den Angstauslösern reicht nicht. Zugleich ist die Gefahr groß, dass Du zu viel tust und den Bogen überspannst. Ein Anti-Angst-Training sollte daher stets professionell begleitet werden und mit der Option auf individuelle Anpassungen durchgeführt werden. Das ist ein Grund, weshalb wir unser Intensivprogramm zur Angstbewältigung, das Mutmachprogramm fürAngsthunde, nur in einer auch betreuten Variante anbieten. Du brauchst also zum Training gegen die Angst unbedingt etwas, was eine vorgegebene Struktur hat und trotzdem den Spielraum kleine Anpassung an euch vorzunehmen.
  3. Unterstützung durch Entspannung
    Entspannungstraining sorgt dafür, dass Du in schwierigen Momenten Deinen Hund unterstützen und ihm zu einem klaren Kopf verhelfen kannst. Du die Regeneration nach Momenten der Angst fördern kannst oder auch vor dem Angst-Training dafür sorgen, dass Dein Hund einfach in der bestmöglichen Verfassung in die Situation kommt. Entspannungstraining ist daher absolut notwendig, wenn Du Deinem Hund helfen willst, die Angst wirklich zu bewältigen und nicht nur zu unterdrücken.
  4. Förderung des allgemeinen Wohlbefindens
    Das Training an den Angstauslöser indirekt ist schwierig und herausfordernd. Daher muss es sehr fein dosiert werden. Aber es ist nur ein Teil. Ein weiterer wichtiger Teil ist es, das allgemeine Wohlbefinden des Hundes zu stärken, um so sein Selbstvertrauen, seine Resilienz, seinen Optimismus und auch seine Möglichkeiten kreative Lösungsstrategien zu finden zu stärken. Nur so bekommst Du zum einen zügig Resultate, weil Du Dein Training darüber intensivierst und mehr Ansatzpunkte hast. Zum Anderen bekommst Du zuverlässigere Resultate, weil das Fundament des Wohlbefindens ein anderes ist. Der dritte Aspekt ist, dass Du damit für Nachhaltigkeit sorgst, sodass dein Hund auch mit Dingen, die in Zukunft kennenlernen wird, ganz anders umgehen kann, da er mit mehr Optimismus und Lösungsorientierung an die Sache rangeht.
  5. Aufbau alternativer Strategien
    Wenn euer methodisches Training gut greift, hast Du die Bewertung von Angstauslösern, bei Deinem Hund bereits verändert und kannst anfangen, mit ihm neue Strategien aufzubauen. Du kannst dafür sorgen, dass er lernt, mit den Auslösern anders umzugehen. Dadurch wird er mutiger, selbstbestimmter und zufriedener. Und nicht nur das: Die Strategien werden erprobt und helfen so nach und nach auch in unbekannten Situationen!

Wenn Du Deinem Hund wirklich in Sachen Angst helfen willst

Zögere nicht länger, sondern suche Dir richtig gute Unterstützung, die Dir hilft, die Angst Deines Hundes Schritt für Schritt zu bewältigen und ihm zu neuem Mut und neuer Lebensfreude zu verhelfen.

Wenn Du Dich dabei von uns begleiten lassen willst. Und eine intensive, strukturierte Unterstützung wünschst, lege ich Dir mein 12-Wochen-Programm zur Angstbewältigung ans Herz. Darin bekommst Du nicht nur einen Schritt für Schritt Plan an die Hand, sondern wir unterstützen Dich in der Umsetzung und stehen Dir zur Seite. Mit uns lernst Du Deinem Hund Mut zu machen und ihn mit neuen Strategien für einen gelassenen Alltag auszustatten.

Statt jahrelangem Vor- und zurück gehst Du es in 12 Wochen intensiv an und räumst die größten Stolpersteine aus dem Weg. So erschaffst Du den indealen Nährboden aus dem ein mutiger und souveräner Hund wachsen kann.

Willst Du mehr Infos dazu? Dann schau hier vorbei! Wir starten das nächste Mal am 01.03.2023