Der Hund flippt aus

Anne, der flippt so aus, das musst du gesehen haben!

Viele Hundehalter:innen haben den Wunsch mir zu zeigen, wie SCHLIMM ihr Hund in einer Situation reagiert. Oft ist es für sie unverständlich, wenn ich das Verhalten dennoch nicht in seiner Vollendung sehen oder gar provozieren möchte.

Für mich ist das so wichtig, dass ich Kolleg:innen, die dies praktizieren grundsätzlich nicht empfehle.

Warum ich es ablehne, ist schnell erklärt:​

Je öfter der Hund praktiziert, desto mehr wird er es perfektionieren

Wann immer der Hund das Verhalten zeigt, wird es geübt. Das ist ein wenig, wie tapezieren oder andere handwerkliche Dinge. Je öfter du sie machst, desto schneller und einfacher gehen sie von der Hand. Die Bewegungsabläufe werden geübt und perfektioniert.

Es geht in Routinen über, wird ritualisiert und das Gehirn verbraucht dafür immer weniger Energie.​

Es kann verstärkt werden

Wann immer es sich aus seiner Perspektive auch nur minimal lohnt, besteht die Gefahr, dass es verstärkt wird. Das Dumme (oder Gute) ist, Verstärkung liegt nicht in deiner Hand, sondern im Hirn des Hundes.

Der Hund springt vor um jemanden zu vertreiben, die Person schließt reflexartig die Augen und nimmt den Schwerpunkt zurück und das Verhalten hat sich gelohnt. Manche Verhalten lohnen sich schlichtweg für den Hund, weil dabei Hormone ausgeschüttet werden, die sich gut anfühlen, Anspannung gelöst wird und sich Dinge entladen.​

Anja,Anne und Maren lachend, liegend auf einer Wiese

Die Strukturen im Gehirn werden immer tiefer

Je häufiger dein Hund bestimmte Emotionen und Gefühle empfindet oder bestimmte Systeme, z.B. das Stress-System, angeschmissen werden, desto sensibler werden sie.

Die dafür im Gehirn zuständigen Bereiche werden verdichtet, besser versorgt und aktiver. Je häufiger wir deinen Hund also in die Situation des Unangenehmen bringen, desto eher befinden wir uns in einer Spirale, die immer heftiger werden kann und immer schwieriger zu durchbrechen wird.

Es kann gefährlich sein

Wann immer von einem Verhalten für das Individuum oder für die Umwelt Gefahr entsteht, sollte es sich von selbst verstehen, dass es keinen Sinn macht, das Verhalten neu ablaufen zu lassen.

Bei Aggressionsverhalten ist die Gefahrenlage offensichtlich. Doch auch bei Jagdverhalten und bei Angstverhalten bestehen echte Gefahren. Blindlings flüchtende Hunde bringen sich selber in Gefahr, hetzende Hunde die Beute und oft auch sich selber, z.B. beim Kreuzen von Straßen.

Der Hund flippt aus

Das Menschengehirn lernt mit

Wenn dein Hund Verhaltensprobleme zeigt, wird es dich auch belasten. Es fühlt sich nicht gut an, macht dir Sorgen und Stress.

Auch du solltest dieser Situation nicht immer wieder ausgesetzt werden. Sie wird sonst gefühlt schlimmer und dramatischer. Das gilt nicht nur für das erneute Erleben, sondern auch für das Erzählen. Denn unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen Erinnerungen und tatsächlich neu Erlebtem.

Lösungsorientierte Trainer:innen sehen daher zu, dass du möglichst nicht zu lange in den Erinnerungen „schwelgst“ und die für dich schwierigen Situationen nicht immer wieder neu erlebst.

Sie arbeiten mit Techniken, die ihnen Informationen liefern, ohne dich zu sehr zu strapazieren.

Solltest du regelmäßig in schwierige Situationen mit deinem Hund kommen, lese diesen Blogartikel!

Der Hund flippt aus

Es ist ethisch fragwürdig

Wer sich positive Verstärkung, gewaltfreies Hundetraining und andere Etiketten zuweist, hat einen ethischen und moralischen Grundsatz. Er oder sie möchte Leid verringern, vermeiden und andere Wege gehen. Ich gehöre zu diesen Menschen. 

Ich stehe hinter meinen Werten und bin der Meinung, dass weder Tier noch Mensch Gewalt und Leid jedweder Art bewusst zugefügt werden darf. 

Ich frage mich: Wenn es okay ist, das Verhalten ablaufen zu lassen, um es gesehen zu haben und wissentlich all die oben beschriebenen Sachen in Kauf zu nehmen, wo zieht der- oder diejenige die Grenze? Wie viel Leid ist dann scheinbar doch okay?

Unsere Aufgaben als Hundetrainer:innen sind es:

die Informationen rund um das Verhaltensproblem zu sammeln, zu analysieren und zu strukturieren um die Ursachen und Auslöser zu erkennen.

Trainingssituationen so zu gestalten, dass es Hund und Mensch möglich ist alternative Strategien zu zeigen und zu üben.

Im Training kann es dazu kommen, dass das Verhalten vereinzelt auftritt. Wenn das so ist, sollten wir daraus lernen.

Das Ziel muss sein, dass Verhalten, welches dem Individuum selber oder auch dem Umfeld schadet, möglichst selten – am besten gar nicht – hervortritt!

In unseren Programmen arbeiten wir genau mit dir daran! Du bist bereits (angehende) Trainerkollegin und möchtest lernen, wie du Fälle systematisch bearbeiten kannst? Schau doch mal bei unserem „ganzheitlichen Verhaltensberater“ vorbei.

Der Hund flippt aus

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