Dein Hund und Du: Ein schwieriger Fall?

“Liebe Anne, ich wende mich voller Verzweiflung an Dich. Du bist nun der 9. Trainer. Bisher hat nichts funktioniert. Wir scheinen ein schwieriger, vielleicht sogar hoffnungsloser Fall zu sein.”

Diesen Text erhielt ich vor ein paar Wochen und, da es nicht der erste dieser Art ist, den ich bekommen habe, schreibe ich an alle, die eine Odyssee hinter sich haben. Gehörst Du auch dazu? Dann lies weiter.

Ich möchte Dir Mut machen und zugleich Dir ein wenig ins Gewissen schreiben.

So wie Dir ergeht es vielen Menschen, mit denen ich arbeite. Oft bin ich die 9. oder 10. Hundetrainerin gewesen. Viele Menschen sind bei uns gelandet, die sich überfordert, hilflos, ja sogar unfähig gefühlt haben. Gerade, wenn sie bereits lange Ahnung von Hunden gesammelt hatten oder als Hundetrainer:in mit dem eigenen Hund überfordert waren.

Die meisten kommen zu uns und erklären,

“Der Tierschutzverein hat uns nicht gut beraten.”

“Der Hund hat eine miserable Vergangenheit. “

“Die Methoden haben nicht funktioniert.”

“Die Hundeschule war schlecht.”

“Wir sind da einfach zu naiv drangegangen.”

Weißt Du was, es ist total egal, warum es vermeintlich so ist. Das Warum hilft Dir in dem Moment nicht weiter. Du kannst es nicht ändern und damit macht es Dich hilflos. Dein Hund, Du und die mitspielenden Dritten, niemand wollte, dass es so weit kommt und Du Dich so fühlst (und Dein Hund ebenso).

Meistens haben wir diese Gefühle, weil wir denken, wir sind nicht gut genug. Das Umfeld, die Gesellschaft, unser Hund erwartet etwas anderes von uns. Manchmal sind es Situationen, die schieflaufen, manchmal unbedarfte Sprüche aus dem Umfeld, am häufigsten jedoch der Vergleich mit anderen, und zugleich ist der scheinbar geplatzte Traum vom tollen Leben mit dem Hund und unsere Enttäuschung. Wir haben uns etwas anderes erwartet.

Es ist okay, dass Du manchmal enttäuscht, wütend und traurig bist, solange Du es nicht an jemandem auslässt. Vor allem bitte nicht an Deinem Hund. All Dein Groll, Deine Verzweiflung und die Hilflosigkeit bringen Dich nicht weiter, wenn Du die Emotionen nicht nutzt, um etwas zu verändern. Es gibt unangenehme Emotionen, damit wir bereit sind, etwas zu ändern und uns um das Problem zu kümmern.

Das Problem ist da und es bleibt bestehen, wenn Du nicht dort etwas änderst, wo es entsteht: Im Hier und Jetzt. Hast Du es wahrgenommen, was ich da geschrieben haben? Du kannst etwas ändern, wenn Du dazu bereit bist und Lust hast, Dich darauf einzulassen. Allerdings kommt da etwas auf Dich zu.

Der erste Schritt vom schweren Fall zu “YES, gemeistert”

Es fängt bei Dir an. Nur bei Dir. Nicht bei Deinem Hund, nicht bei irgendwas anderem. Denn der erste Schritt ist der, dass Du Dir überlegst, wie Du eigentlich konkret mit Deinem Hund leben willst und, was Du von ihm erwartest.

Das ist gar nicht so einfach. Sogar verdammt schwer. Denn wir denken meistens in “Das soll einfach aufhören” oder “Ich wäre ja schon zufrieden, wenn…” Und, weil wir nicht wissen, wie wir das hinkriegen sollen, fühlen wir uns klein und hilflos. Das Problem belastet uns, wir sind gestresst und je nach Typ, stecken wir dann den Kopf in den Sand oder verfallen in Aktionismus. Beides macht allerdings keinen Sinn.

Wenn Du Dir ein Ziel setzt und Dich darauf ausrichtest, kannst Du Dich bei jeder Handlung im Alltag fragen, ob sie Dich dem näherbringt oder Du vielleicht schon in Teilen dort angekommen bist. Du wartest nicht mehr auf “die Lösung”, die das Problem sofort abstellt und bist verzweifelt, wenn es nicht funktioniert, sondern kannst Dich in eine Richtung bewegen.

Es geht nicht nur um die Frage “Was will ich konkret erreichen?”, sondern auch die Frage “Wie will ich dabei sein und mich fühlen?”. Die Frage nach Deinen Bedürfnissen, Wünschen und Träumen macht Dich zugleich unempfindlicher gegen Einflüsse von außen, die Dir vorgeben wollen, wie “man” das anzugehen hat.

Ich verspreche Dir nicht, Deine Träume zu erfüllen. Das weiß niemand. Ein knapp verpasster Traum liefert jedoch sicher das bessere Resultat, als ein “weg von Problem” und der zweite nicht unwesentliche Aspekt, ist die Auswahl Deiner Methode.

Permanente Methodenwechsel sind Gift für Dich und Deinen Hund.

Wir alle haben vermutlich schonmal Dinge getan, die sich nicht gut für uns anfühlten, weil wir einem Experten vertrauten oder dachten, dass man das eben so macht.

Im Falle der “Hunderziehung” hat der Wechsel der Methoden einen nicht unwesentlichen Nachteil, Dein Hund vergisst nicht. Er weiß nicht, dass Du Dich nun für einen neuen Weg entschieden hast und für ihn wird mit jedem Methodenwechsel der Weg undurchsichtiger. Er weiß nicht mehr, wo er dran ist.

Keine Sorge, wenn Du bisher Deine Methode noch nicht gefunden hast, heißt das nicht, dass Du nun bei etwas bleiben musst, was sich für Dich mies anfühlt. Auf keinen Fall. Es heißt nur, dass Du es diesmal bitte anders angehst und Dich erst einmal damit auseinandersetzt, was Du Dir aus dem tiefsten inneren wünschst und wie Du Dir Dein Leben und das Miteinander mit Deinem Hund vorstellst.

Es gibt viele wirksame Methoden, doch, wenn sie sich für Dich nicht richtig und passend anfühlen, wirst Du sie nicht beibehalten und in dem Moment, in dem die Lernkurven zuschlagen und es mal nicht erfolgsgespickt ist, wirst Du hinschmeißen.

Falls Du Dich mit der Basis hinter allen Wegen auseinandersetzen willst, um für Dich einen Durchblick im Methodendschungel zu finden, empfehle ich Dir meinen Vortrag “Süßes, sonst gibt es Saures”. Ich durchleuchte in dem Vortrag, wie Dein Hund lernt und, was die Auswahl der Methode mit dem Ziel zu tun hat.

Nachhaltige Ansätze funktionieren nicht mit dem schnellen Tipp in Sachen Hundeerziehung

Wenn Du eine Methode willst, bei der Du etwas an der Wurzel packst und veränderst, statt das Symptom zu unterdrücken, dann hast Du eher einen Marathon, als einen Sprint vor Dir.

Verhaltensveränderungen brauchen ein systematisches Vorgehen, ein Umdenken bei Dir, eine emotionale Veränderung beim Hund und ein Etablieren der alternativen Handlungsweisen. Dinge umzulernen braucht mehr Energie als das Neuerwerben. Daher brauchst Du Spucke, Geduld und einen langen Atem. Das heißt aber nicht, dass es lange dauert, bis sich etwas ändert!

Schnelle Tipps sind meistens auf ein Unterdrücken und plötzliches Abstellen des Verhaltens ausgerichtet, das kann jedoch nicht eine neue Verhaltensstrategie und eine emotionale Veränderung beinhalten, geschweige denn das Sammeln von Übung und neuen Erfahrungen.

In diesem Mitschnitt eines Videos von mir auf Instagram, gehe ich auf die 5 wesentlichen Schritte ein, die es braucht, um Verhalten zu verändern.

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Auf so einem Marathon begleiten Dich weder kostenfreie Facebookgruppen, noch das Schwarmwissen der Hundemenschen oder auch meine Videos auf Social Media. Das können höchstens Inspirationen sein und auch die sind nicht immer gut. Wenn Du Dich für ein nachhaltiges Konzept entscheidest, wirst Du um die Investition von Zeit, Energie und auch Geld nicht drumherum kommen.

Wenn Du es angehen möchtest, denke in Lösungen, nicht in Problemen.

Wie oft muss ich darüber schmunzeln, dass Menschen denken, sie bräuchten für jedes Problem ein eigenes Herangehen. Das ist gar nicht nötig. Die Schritte oben aus dem Video gepaart mit einigen gut trainierten Werkzeugen und Dein Hund und Du bekommst den Kopf frei für die schönen Dinge des Lebens.

Ich bin ein Fan von einem intensiven, in die Tiefe gehenden Training einiger weniger Werkzeuge, mit denen man beinahe alle Situationen lotsen kann. Du brauchst nicht zig neue Tools, wenn Du neben einem Problem am Jagdverhalten auch noch die Begegnungen trainieren willst.

Im Anders mit Hund Zirkel bekommst Du meinen Vortrag zu meinen 5 Lieblingstool dafür und die entsprechenden Anleitungen. Für mich bilden diese fünf Werkzeuge das Fundament, auf dem Du aufbauen und anpassen kannst. Sind sie einmal richtig gut trainiert, kann Dich nichts mehr so einfach aus der Ruhe bringen, weil Du weißt, wie Du Situationen meistern kannst. Damit habe ich erst einmal eine Lösung und es kann Entspannung im Alltag eintreten.

Der Druck wird damit weniger. Es lebt sich leichter. Der Unterschied je Problem liegt also nicht in den Tools, sondern in den anderen Aspekten, der im Video genannten Schritte.

Hundetraining, Hundeerziehung, Hundeschule: Es reicht nicht.

Vielleicht wunderst Du Dich jetzt und denkst “5 Signale, mehr nicht?”. Nein, mehr nicht. Allerdings, wenn Du Dir das Video oben angesehen hast, weißt Du, dass Hundetraining bei uns nur eine Säule ist.

Der häufigste Fehler den Menschen im zusammenleben mit ihren Hunden machen ist, dass sie denken, sie müssten viel üben und erziehen. Sie besuchen die Hundeschule, absolvieren Übungen über Übungen und, wenn es nicht funktioniert, schlussfolgern sie, es läge an zu wenig Übung und Konsequenz.

Nicht selten wächst dann der Wunsch nach einer intensiveren Begleitung, mehr Einzeltraining, mehr Training zuhause und dort, wo das Problem anfällt.

Alles Üben hilft nichts, wenn Dein Hund und Du gerade nicht aufnahmebereit sind, weil das Fundament nicht stimmt. Es geht viel mehr darum jeden Tag kleine Schritte zu etablieren, die Deinem Hund Lerngelegenheiten verschaffen und dadurch das Leben nachhaltig verändern.

Falls Du unseren Podcast noch nicht kennst, Anja und ich haben eine Folge dazu aufgenommen “Der Jojo-Effekt im Hundetraining”. Sie wird ab dem 14.12. ausgestrahlt.

Es ist schlussendlich die Mischung, die es macht. Ein regelmäßiges Üben im Alltag, ein Anwenden und kleine Herausforderung meistern und ganz viel Pflege für das Fundament.

Wenn Du Lust hast, zu allen Aspekten Anleitungen, Unterstützung und Austausch zu erhalten, schaue Dir unbedingt den Anders mit Hund Zirkel an. Dort bekommst Du das “Rundum-Paket”. Gerade dann, wenn Du Dich im Alltag mit dem Thema Hund alleine fühlst, ist der Zirkel genial für Dich. Du wirst Teil einer starken Gemeinschaft, kannst andere supporten und selber Kraft aus den Reihen der Teilnehmer:innen ziehen. Bei uns geht es nicht um den Vergleich untereinander, wir sind frei von Wettkampf – Wir haben ein gemeinsames Ziel, jede:r soll seinen Weg zur Zufriedenheit finden!