Wie lange kann ein Hund alleine bleiben?

Wie lange kann ein Hund alleine bleiben?

 

Wer sich einen Hund anschaffen möchte, steht vor einer großen Herausforderung: seiner täglichen Versorgung trotz der alltäglichen Verpflichtungen des menschlichen Lebens. Eine große Frage, die sich vielen Menschen dabei stellt, ist: Was, wenn ich aus dem Haus muss, und der Hund kann nicht mit? Wie lange kann ich meinen Hund alleine lassen?
Was dich in diesem Artikel erwartet
Stellst Du Dir diese Fragen auch? Wünschst Du Dir eine konkrete Antwort auf die Frage, wie lange Du Deinen Hund guten Gewissens alleine lassen kannst? Ich hoffe, ich enttäusche Dich jetzt nicht, denn meine Antwort lautet: Das kommt darauf an.
Ich kann Dir die Frage nicht mit einer konkreten Zeitangabe beantworten und Dir nun mitteilen, dass ein Hund maximal fünf Stunden alleine bleiben sollte. Denn das ist individuell unterschiedlich. Doch ich kann Dir eine Menge Informationen an die Hand geben, mit denen Du für Dich abwägen kannst, wie es um Deinen Hund bestellt ist.
Hast Du Lust dazu? Dann lass uns gemeinsam schauen, ob wir eine Antwort für Dich finden, wie lange Dein Hund alleine bleiben kann.

Allein bleiben ist nicht unbedingt allein sein

 

Für Hunde beginnt alleine bleiben dann, wenn sie von ihrer Bezugsperson getrennt sind. Dabei muss der Hund nicht unbedingt alleine sein. Eine Betreuungsperson oder andere Artgenossen können das Gefühl des Alleinseins lindern. Das muss jedoch nicht der Fall sein. Sie sind nicht unbedingt ein adäquater Ersatz für die Bezugsperson und können bestimmte Bedürfnisse nicht erfüllen. Für die meisten Hunde geht es nicht darum, dass jemand da ist, sondern wer für sie da ist.
Natürlich gibt es dabei Gesellschaft, die die Hunde mehr mögen und die ihnen hilft, die Zeit besser zu überstehen, als andere. Je mehr Bedürfnisse die Gesellschafter erfüllen und je positiver die Stimmung ist, in der ein Hund seine Aufmerksamkeit teilweise auf sie richtet, desto weniger Spuren wird das Alleinbleiben hinterlassen.

Lieber betreut zu Hause oder in der Fremde?

 

Lieber betreut zu Hause oder in der Fremde?
Beide Optionen haben ihren Charme und ihre Nachteile. In jedem Fall sollte Dein Hund schrittweise damit vertraut gemacht werden.
Wenn Dein Hund zu Hause besser entspannen kann und sich wohler fühlt als anderswo, macht eine häusliche Betreuung mehr Sinn. Ist das nicht möglich oder gibt es einen Ort, an dem er sich ebenfalls so richtig wohl fühlt, wenn Du nicht dabei bist, dann ist das eine gute Alternative.
Ob Hundetagesstätte, Gassiservice, Pension oder Betreuung daheim – es gibt mittlerweile viele Angebote. Die guten herauszufinden, ist jedoch nicht leicht.
Ob es gut für Deinen Hund ist, dass er dabei Hundekontakte hat oder nicht, liegt nicht nur an Deinem Hund, sondern auch am „wer und wie“ des Kontaktes. Oft sind Nahkontakte mit anderen Hunden eher überfordernd als bereichernd. Mehr dazu kannst Du in meinem Artikel „Hundekontakte hinterfragt“ nachlesen.
Egal, für welche Variante Du Dich entscheidest, sie sollte schrittweise eingeführt werden, und Du solltest Deinen Hund gut beobachten, ob Du Anzeichen von Überforderung, Konflikten und Stress erkennst.

 

Kann man alleine bleiben von Anfang an richtig üben?

 

Eine Garantie, dass Dein Hund gut alleine bleiben kann, gibt es nicht. Doch es gibt einiges, was Du tun kannst, um die Weichen richtig zu stellen. Wichtig ist vor allem, dass Du Deinen Hund nicht überforderst und keine wilden Experimente machst. Gerade, wenn ein Hund noch neu in Deinem Leben ist, bedeutet das eine Menge Organisationsaufwand. Denn Dein Hund sollte niemals unbetreut sein, und die Betreuungspersonen sollten möglichst eine Beziehung zu ihm aufbauen können. Das gilt im Übrigen genauso für menschliche wie hündische Gesellschaft. Betreuung mit stetig wechselnden Menschen oder Hunden ist allenfalls eine Ablenkung, aber kein adäquater Ersatz, der soziale Bedürfnisse stillt.

Alleine bleiben üben beginnt nicht alleine

 

Damit Dein Hund gut alleine sein kann, darf er zunächst lernen, sich ohne Dich wohlzufühlen. Sein eigenes Wohlbefinden herzustellen und seine Bedürfnisse zu erfüllen, ohne dabei auf Dich angewiesen zu sein und Deine Unterstützung zu erhalten, ist wichtig. Lernt er das nicht, so wird Deine Abwesenheit ihn immer in Unsicherheit bringen. Neben den ungestillten sozialen Bedürfnissen stauen sich dann weitere auf – die Summe macht das Alleinbleiben unerträglich.
Der erste Schritt ist es, dementsprechend mit Routinen und Ritualen Deinem Hund Lerngelegenheiten zu verschaffen, dass er auch ohne Dich:

  • Beschäftigungsmöglichkeiten hat.
  • entspannen kann.
  • wichtige Ressourcen zur Verfügung hat.

Baue daher täglich Rituale ein, bei denen Dein Hund weiß, dass er nun von Dir nichts zu erwarten hat, er aber dennoch ausreichend Möglichkeiten hat, sich gut zu fühlen. Wie diese aussehen können und wie Du sie strukturiert aufbaust, verrate ich Dir in meinem Kurs „Alleine bleiben lernen – Schritt für Schritt“.
Alleine bleiben üben

Ab wann dürfen Welpen alleine bleiben?

 

Bei der Frage scheiden sich die Geister. Das hat nicht nur etwas damit zu tun, dass Hunde verschiedener Rassen schneller oder langsamer erwachsen werden, sondern auch damit, welche Art von Beziehung Du Dir zu Deinem Hund wünschst.
Ein Welpe zieht idealerweise erst nach der zwölften Lebenswoche bei Dir ein. Genaugenommen ist er dann kein Welpe (Säugling) mehr. Allerdings noch ein Kleinkind. Und das würdest Du sicher auch nicht alleine lassen, oder?
Ich würde ab dem ersten Tag beginnen, mit einem jungen Hund zu üben, dass es Momente gibt, in denen ich nicht verfügbar, aber anwesend bin. Dabei handelt es sich zunächst um ein bis drei Minuten, in denen der Welpe in einem geschützten und gesicherten Bereich ist. In diesem Bereich – der niemals nur aus einer Box bestehen darf – findet der Welpe:

  • Schlafplätze.
  • Beschäftigung.
  • Wasser.
  • keine Möglichkeit, unerwünschte Dinge zu tun.

Dieser Bereich – bei uns ist das die Hunde-Oase – dient dazu, dass der Hund von Anfang an lernt, dass er hier alle Bedürfnisse stillen kann, die nichts mit dem Menschen zu tun haben.
Idealerweise etablierst Du hier auch Routinen, so dass Dein Hund schon ganz genau weiß, was als nächstes ansteht, und Du wiederum weißt, wann Du in Ruhe auf Toilette kannst…
Wie lange kann ein Welpe alleine bleiben

Woran merke ich, dass ich meinen Hund alleine lassen kann?

 

Egal, ob Welpe oder erwachsener Hund: Jede Überforderung in Sachen Alleinbleiben birgt das Risiko, dass sich Trennungsstress entwickelt, und Du und Dein Hund ein wirklich fieses Problem. Erfahre mehr darüber in unserer Podcastepisode 22 – „Trennungsstress ein häufig unerkanntes Problem“.

 

Ehe Dein Hund das erste Mal alleine bleibt, sollte er das Bedürfnis haben, zu ruhen. Alle anderen Bedürfnisse sollten gestillt sein. Wenn Du ihn alleine lässt, sollte das in ein Ritual eingebettet sein, bei dem er weiß, dass jetzt sowieso keine Interaktion mit Dir stattfindet.
Es sollte Deinen Hund nicht groß jucken, was Du tust. Er sollte sich, auch während Du Dich in Deiner Wohnung etwas anderem widmest, eigenständig und ohne Deine Unterstützung beschäftigen und entspannen können.

Es ist nicht nur die Dauer des Alleinbleibens, die zählt.

 

Hunde sind Kontextlerner. Deswegen sind Rituale und Routinen so unglaublich effektiv und schnell erlernbar für sie. Doch das Ganze hat auch einen Nachteil: Veränderungen bedeuten neue Voraussetzungen.
Das heißt, dass Dein Hund vielleicht super morgens alleine bleiben kann, aber abends ein Problem hat. Oder umgekehrt.
Auch kann es sein, dass jedes Mal, wenn Dein Hund allein bleibt, eine kleine Spur Stress hinterlässt, die Dir nicht weiter auffällt. Muss er dann mehrere Tage oder mehrfach am Tag alleine sein, summiert es sich, und Trennungsstress entsteht.
Es gilt also nicht nur auf Dauer zu üben, sondern auch darauf zu achten, dass

  • die Tageszeiten zu den Zielzeiten passen.
  • Dein Kommen und Gehen für den Hund angenehm ist.
  • ausreichenden Wechsel zwischen Übungstagen und Erholungstagen besteht.

 

Was ist, wenn ich schon denke, dass mein Hund nicht gut alleine bleiben kann?

 

In meinem Artikel „Mein Hund kann so schwer alleine bleiben“ gebe ich Dir eine Menge Anregungen dazu an die Hand.

 

Der erste Schritt auf dem Weg in das entspannte Zusammensein ist, dass Du Dir eine richtig gute Betreuung suchst und organisierst, dass er nicht ganz unbetreut bleiben muss. Danach heißt es Entspannung und Bedürfnisbefriedigung ohne Dich üben. Und dann Alleinsein üben und dabei den Hund stets im Auge behalten.

Alleine bleiben ist nicht nur eine Frage der Bindung.

 

Bindung spielt eine große Rolle dabei, ob ein Hund Trennungsstress hat. Trennungsstress ist die Kehrseite von Bindung. Doch die Fähigkeit, alleine zu bleiben, ist nicht einzig eine Frage der Bindung. Vielmehr stellt sich die Frage: Konnte der Hund eine Strategie lernen, mit der Trennung umzugehen?
Das Ziel Deines Trainings ist es, dem Hund diese Strategie beizubringen.
Wer schnelle Rückschlüsse vom Hundeverhalten auf die Bindung zieht, macht es sich zu einfach. Bindung ist viel komplexer. Das Verhalten bei Trennung von der Bezugsperson ist nur ein Kriterium von mehreren und kann durch Training verändert werden ohne, dass die Bindung leidet. Wie, das verrate ich Dir in meinem Onlinevortrag „Alleine bleiben ohne Trennungsstress“. Wenn Du Lust hast, sei doch live dabei und stelle mir am Ende Deine Fragen.

Was ist das Maximum, wie lange Hunde alleine bleiben können?

 

Natürlich gibt es Extrembeispiele von Hunden, die problemlos lange alleine bleiben können, es vielleicht sogar genießen. Das ist nicht selten bei Hunden der Fall, die nicht entspannen können, wenn ihre Menschen da sind. Allerdings sollte das nicht das Ziel sein.
Für mich ist nicht die Frage: Wie lange kann ein Hund das?, sondern: Welche Auswirkungen auf das Wohlbefinden hat es für meinen Hund, wenn ich ihn alleine lasse?

Für uns privat ist es ganz klar. Unsere Hunde können gut vier Stunden alleine bleiben – auch mehrere Tage hintereinander. Bei sechs Stunden ist für mich eine kritische Grenze erreicht. Sie mal sechs Stunden alleine zu lassen, geht in Ordnung.
Überspanne ich den Bogen, sehe ich Auswirkungen auf ihr Verhalten. Unsicherheiten, Stress und Begegnungsprobleme werden wieder sichtbar. Für mich ein eindeutiges Zeichen, dass das Alleinbleiben Spuren hinterlässt.
Wir beobachten unsere Hunde über eine Kamera, während wir weg sind. So können wir gut entscheiden, wie anstrengend es gerade für sie ist, und eventuell anpassen. Doch nicht nur das Monitoring währenddessen, sondern auch die Beobachtung des Verhaltens im Alltag gibt uns Aufschluss. Denn Trennungsstress begünstigt eine Menge anderer Verhaltensprobleme.

Willst Du alleine bleiben üben?

 

Dann lade ich Dich ein, Dir meinen 12-Wochen-Kurs „Alleinebleiben lernen” anzusehen. Dort erfährst Du, wie Du das Alleinbleiben mit Deinem Hund systematisch aufbauen kannst. Der Kurs enthält auch meinen Onlinevortrag „Alleine bleiben ohne Trennungsstress“.

 

Hin und wieder bieten wir ihn auch mit spezieller Betreuung durch mein Team an. Der nächste Durchgang startet am 12.03.2022 – Hier gibt es noch ein paar freie Plätze.
Du bist Dir nicht sicher, ob meine Arbeitsweise für Dich passt? Dann schaue Dir doch erst einmal nur den Onlinevortrag an.

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