Mein Hund tut nix – wie gehe ich damit um?
Stur, dominant oder doch nur schwer motivierbar?
Dein Hund hat keinen Bock auf Training? Du bist dir nicht sicher, ob das an seiner Rasse liegt, er stur, dominant oder einfach nur schwer motivierbar ist? In dieser Podcast Episode nenne ich dir die häufigsten Gründe für Unlust auf Interaktion und Training. Vor allem aber erfährst du, worauf du im Training achten kannst, damit du endlich einen Fuß in die Tür bekommst.
Höre gern rein oder lies das Transkript.
Blogartikel: Belohnungen im Hundetraining – 11 Fragen & Antworten
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Transkript zur Podcast Episode
#43 Mein Hund tut nix – Wie gehe ich damit um?
In der heutigen Podcast Episode dreht es sich um die sogenannten “schwer motivierbaren” Hunde. Wie gehe ich um mit dem Hund, der einfach zu nichts zu motivieren ist? Wo wir so ein bisschen das Gefühl haben, wir stehen auf total verlorenem Posten und der hat gar keine Lust, etwas mit uns zu machen, geschweige denn etwas auf Signal zu trainieren oder aber wirklich mit uns aktiv zu werden. Diese Hunde werden schnell als schwer motivierbar, stur oder dominant bezeichnet. Wir sind auch ganz schnell dabei, an der Stelle die “Rasse-Brille” aufzusetzen – ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Und natürlich interessiert uns alle, wie wir damit umgehen können. Was wir tun können, damit wir diesem Hund trotzdem etwas beibringen, mit ihm gemeinsam interagieren und ihm zeigen können, was die Welt so alles zu bieten hat.
Wieso die Rasse nicht ausschlaggebend ist
Fangen wir an mit der “Rasse-Brille”. Natürlich gibt es Rassen, die sind darauf selektiert worden, dass sie z.B. von der Umwelt schneller zu beeindrucken sind als andere. Es gibt Rassen, die haben eine lange Geschichte in der Zusammenarbeit mit dem Menschen. Es gibt jedoch auch Rassen, die haben eine lange Geschichte, in der sie nicht unbedingt mit Menschen zusammengearbeitet haben, sondern diese nur neben sich hatten. Es gibt Hunde, die sind schneller und impulsiver in ihren Reaktionen. Diese sind danach selektiert und haben eine entsprechende Trainings-Vorgeschichte.
Auf der anderen Seite stehen die etwas gemütlicheren Kandidaten. Trotzdem ist die Rasse an der Stelle wirklich nicht alles. Im Gegenteil, die Rasse lässt sich nicht verändern.
Vielleicht weißt du über mich, dass ich bekennender Herdenschutzhunde-Fan bin. Meine Herdenschutzhunde waren immer trainierbar und es ging gar nicht um das “schwer motivierbar”, sondern es ging darum, die richtige Motivation zu finden. Ich möchte deshalb mit dir eine andere Perspektive auf das Thema Motivation aufnehmen.
Wenn das Hundegehirn Wichtigeres zu tun hat
Was bedeutet es denn für uns, wenn ein Hund nicht mit uns interagiert? Wenn er schwer motivierbar ist? Wenn er einfach nichts tut, was wir gerne wollen? Es bedeutet häufig, dass das Gehirn andere Aufgaben als wichtiger einordnet. Das heißt, dass dieser Hund gerade durch die Umwelt schwer beeindruckt ist, dass er vielleicht sogar Angst hat und gehemmt oder stark gestresst ist und sein Gehirn deswegen sagt: “Für zwei Bröckchen Futter lohnt es sich jetzt echt nicht, aktiv zu werden. Es gibt gerade wirklich Wichtigeres!”
Warum auch Frust eine Rolle spielen kann
Das Zweite ist, dass wenn wir mit den Belohnungen sehr unkreativ sind oder sehr viel Anforderungen stellen, dass Hunde dann häufig eine Geschichte von Frustration im Training haben. Und während sich bei den spritzigen Hunden die Frustration gerne durch ein hohes Erregungslevel, durch Bellen oder Rumhibbeln äußert, gibt es eben die Kandidaten, die auf nicht so viel Jagd- oder Hüteverhalten und dadurch auch nicht auf viele Dopamin-Rezeptoren im Gehirn selektiert sind. Bei diesen Hunden sorgt Frust, nach einem kurzen Erregungsanstieg, häufig für Lethargie. Das heißt, sie werden immer fauler, immer bewegungsarmer, immer mehr zur “Couch Potato”.
Schmerzfreiheit und Hirn-Signale
Ein weiterer super wichtiger Aspekt ist das Thema Schmerzen. Wem Bewegung keinen Spaß macht oder gar weh tut, der überlegt sich ganz genau, ob es überhaupt Sinn macht, sich an dieser Stelle zu bewegen. Auch kann es sein, dass das Gehirn deines Hundes nicht positiv angenehm erregt wird. Ohne leichte Erregung findet keine Bewegung statt. Wir brauchen das Gehirn, das das Signal gibt “Hey, das lohnt sich! Hier mach ich gerne mit.”
Training kann zur Bereicherung werden
Häufig höre ich an der Stelle “Weißt du, Anne, ich habe halt einen XYZ und wenn es für den nicht ernst ist, dann bewegt er sich nicht.”
Ich sage dann, wenn du alles berücksichtigt, was ich dir heute erzähle, dann kannst du deinem Hund beibringen, dass das Training mit dir eine echte Bereicherung in seinem Leben ist. Das kann ein bisschen dauern. Aber je mehr gute Erfahrungen er damit macht, desto angenehmer wird sein Gehirn erregt. Und wenn dein Hund einfach bisher nicht die Erfahrung gemacht hat, dass Training total viel Spaß machen kann, oder wenn er vielleicht sogar in seinem bisherigen Leben erfahren hat, dass man Menschen nicht so richtig trauen kann; dann ist es umso wichtiger, dass du für eure gute Kommunikation mit deinem Hund gemeinsam trainierst.
Lösungsstrategien
Als allererstes: Finde ein sicheres Umfeld für deinen Hund!
Ein sicheres Umfeld bezieht sich nicht nur auf den Ort, sondern auch auf die Struktur. Wir bauen z.B. auf unseren Spaziergängen mit Hunden, die diese Problematik mit sich bringen, total gerne die sogenannten Wohlfühl-Inseln auf. Die lernst du auch in meinem kostenfreien Minikurs “Vom Problemhund zum besten Freund” kennen. Auf diesen Wohlfühl-Inseln lernt der Hund, dass es ein sicheres Umfeld ist und dass er dort seine Bedürfnisse befriedigen kann. So kannst du einen Fuß in die Tür bekommen für das Training. Diese Inseln geben deinem Hund Halt, Sicherheit und eine Struktur vor. Außerdem reduzieren sie Stress und sorgen für eine angenehme Erwartungshaltung.
Eine gute Tagesstruktur für deinen Hund
Wenn du mit deinem Hund trainieren und üben möchtest, dann macht es Sinn, das immer zu ähnlichen Zeiten zu tun. Hier geht es ebenfalls darum, eine angenehme Erwartungshaltung und eine gewisse Begierde zu schüren, dass du feststellen kannst, ob dein Hund beginnt, sich darauf zu freuen.
Struktur für deine Trainingseinheiten
Ich bin ein riesiger Fan von Anfangs- und Endritualen. Gerade die Endrituale sorgen dafür, dass dein Hund aus jedem Training mit einem freudigen Erlebnis rausgeht. Es ist ganz wichtig, dass du einen richtig guten Abschluss hinbekommst. Bei mir war ein echter Durchbruch im Training, dass meine Hunde sogenannte “Start- und Exit-Targets” bekommen haben. Das heißt, sie können mir jederzeit kommunizieren, dass sie gerne weitermachen oder auch aufhören bzw. eine Pause machen würden.
Motivationssteigerung durch richtig gute Belohnungen
Neben der Struktur ist es essentiell, Belohnungen zu finden, die die Bedürfnisse DEINES Hundes befriedigen. Da darfst du richtig kreativ werden! Das heißt, dein Hund soll das richtig geil finden. Ob das ein anderer Hund gut findet, ist total wurscht. Es geht nur um dich und deinen Hund.
Meine Nayeli z.B. konnte überhaupt nicht gut Futter nehmen als sie noch sehr auf ihre Sicherheit bedacht war. Da war Körperkontakt zu mir eine viel hochwertigere Belohnung. Also haben wir das ins Training eingebaut. Junghunde haben oft gerade wichtigeres zu tun, als mit ihren Menschen zu trainieren, weil ihr ganzes Gehirn darauf aus ist, in die Ferne zu schweifen, Dinge zu erfahren, Sozialpartner zu finden. Bei ihnen kannst du ganz viel belohnen durch einen Schicken in die Umwelt, durch Umwelt-Interaktion. Du kannst alles als Belohnung einsetzen, was fernab von Angst, Aggressionen und Frust ist und deinem Hund Freude macht.
Hier einige Beispiele:
- Beschnüffeln von Pippistellen
- Wälzen
- Mit dir kuscheln / Körperkontakt
- Umwelt-Belohnungen wie z.B. Wittern oder Buddeln
- Futter muss nicht langweilig aus der Hand gegeben werden! Es kann geworfen, gefangen werden. Es kann verfolgt werden
- Belohnung mit Spielzeug
- Gemeinsam rennen
- in Einzelfällen kann es auch ausschließlich das verbale Lob sein
Was immer du findest, wo dein Hund kurz die Augen aufgehen und er sagt “Boah, geil!” – das setzt du als Belohnung ein. Hier verlinke ich dir einen Blogartikel über Belohnungen im Hundetraining, wo wir dir grob zusammengefasst haben, worauf du achten solltest.Sei bei deinen Belohnungen im Training extrem großzügig; gerade dann wenn dein Hund nicht so richtig motivierbar ist! Belohne jeden kleinen Ansatz – gerade am Anfang!
Sorge erst einmal dafür, dass sein Gehirn ein Feuerwerk an Belohnungen wahrnimmt, auch wenn seine Leistung aus deiner Perspektive nicht perfekt war. Hab keine Angst davor, das Falsche zu belohnen. Es geht erst einmal darum, die Motivation hoch zu schrauben; alles andere ist sekundär. Du erwartest also von deinem Hund nichts und belohnt alles, was er tut. Alles was ihn kreativ macht. Alles wo er sich mit dir bewegt, wo er Dinge mit dir zusammen macht.
Finde rechtzeitig ein gutes Ende für euch beide
Achte auf einen lohnenswerten Abschluss! Wenn die Pause oder das Ende für deinen Hund eine Belohnung ist, dann war das Training – sagen wir mal freundlich – so lala. Training muss Spaß machen, damit dein Hund es wieder haben will. Das Ende sollte gut sein. Wenn dein Hund z.B. am Ende noch weitermachen wollen würde und du endest zu früh und lässt ihn damit im Regen stehen, dann kann es sein, dass dieser letzte Moment des Frusts mit deiner Trainingseinheit verknüpft wird. Dann fängt er beim nächsten Mal erst gar nicht an, weil es “am Ende ja eh langweilig ist”. Machst du zu lang, sodass dein Hund sich schon entziehen will, dass er keinen Bock mehr hat und aussteigt, dann war es zu viel und dein Hund ist in eine Überforderung gelaufen.
Schöne Pausen sind alles!
Mache kurze, knackige Trainingseinheiten! Danach baust du kurze, SCHÖNE Pausen ein – das ist ganz wichtig! Wenn dein Hund die Umwelt gerne erkunden gehen will, dann lass ihn in den Pausen erkunden gehen. Wenn das nicht so der Fall ist, sei noch mal richtig großzügig am Ende, streu ihm eine große Handvoll Futter und sage ihm auch, dass jetzt Pause ist. Baue also ein Ritual auf. Achte darauf, dass es für euch beide genug Pausen gibt. Pausen sind wirklich wichtig!
Zusammenfassung
Ich empfehle dir, für eine gute Trainingsstruktur zu sorgen, in der du sowohl am Anfang einer Trainingseinheit als auch am Ende (oder auch durchgehend) mega großzügig bist. In der du einen guten Abschluss mit deinem Hund findest. Weiterhin rate ich dir, immer am selben Ort oder zur selben Zeit zu trainieren, damit dein Hund eine Struktur ausbilden kann. Innerhalb des Trainings alles als Belohnung einzusetzen, was euch beiden einfällt; ob das zusammen rennen, zusammen kuscheln oder das schnöde, langweilige Futter ist. Alles was dein Hund haben will, ist in dem Moment richtig und gut und für dich ist wichtig, dabei richtig großzügig zu sein
Ich freue mich, wenn ich dir und deinem Hund hiermit ein bisschen helfen konnte, denn auch das Training mit einem “Couch Potato”-Hund macht total Spaß. Und gerade dann, wenn du dir überlegst, dass häufig Angst, Frustration und Stress dahinter steckt, weißt du, wie wichtig es ist, diesen Hunden durch Struktur und Freude die Sonnenseiten des Lebens zu zeigen. Achte also gar nicht auf die formale Ausführung, sondern setze erstmal in den Fokus, dass es euch beiden Spaß macht!
Hi, ich bin Anne. Gründerin von “Anders mit Hund” und der Anne Bucher Akademie. Meine Vision ist es, dass jede:r Hundehalter:in kompetente Unterstützung an der Seite hat um ein bedürfnisorientiertes Leben mit Hund:en zu führen! Ich freue mich, wenn ich deine Unterstützung sein darf!
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