Geräuschangst beim Hund – Diese Dinge solltest du wissen
Eine Geräuschangst beim Hund ist kein Spaß – weder für Dich, noch für den Hund. Sie verschwindet auch nicht einfach und Dein Hund gewöhnt sich nicht an die Reize. Ängste, die durch plötzlich auftretende und nicht kontrollierbare Reize ausgelöst werden, beeinträchtigen das Leben ganz besonders. Deswegen solltest Du bei einer Geräuschangst zügig aktiv werden und Deinen Hund unterstützen.
Nach meiner Erfahrung ist Geräusch- und Gewitterangst mit die häufigste der sogenannten „Umweltängste“ bei Hunden. Die häufigsten Auslöser dafür sind:
- Donner
- Trecker, LKW, andere laute Geräte
- Schüsse, plötzliche Knallgeräusche, wie z.B. Feuerwerk
- Flugzeuge
Was ist eine Geräuschangst beim Hund?
Geräuschangst nennt man es, wenn ein Hund auf Geräusche aus der Umwelt mit Angstverhalten reagiert.
Die Angst kann sich dabei ganz unterschiedlich zeigen:
- flüchten
- verstecken
- eingraben
- erstarren
- ducken
- Stresssymptome
- Übersprungverhalten (z.B. Jagen)
Hunde mit Geräuschängsten sind in dem Moment oft so gestresst, dass sie an der Leine ziehen und nicht mehr auf Signale reagieren können. Sie wollen einfach nur weg.
Solange der Hund die Angst nur dann zeigt, wenn aktuell ein angstauslösender Reiz auftaucht, gilt sie als normal. Eine Mischung aus systematischem Training und Stressreduktion zeigt rasche Erfolge.
Wenn der Hund jedoch in Erwartung von Angstauslösern permanent in „Hab Acht Stellung“ ist, wird es ungesund und kritisch. Wenn die Angst durch die Erwartung ausgelöst wird, neigen Hunde sehr viel dazu die Umwelt mit den Augen abzusuchen, in den Himmel zu gucken und sind viel gestresst. Auch hier lautet die Devise Training und Stressreduktion, doch die Herausforderungen sind deutlich größer. Das bedeutet mehr Umsicht und Achtsamkeit Deinerseits und vielleicht auch noch medikamentöse Unterstützung.
Warum sind es diese Geräusche, die Hunden Angst machen?
Es gibt unterschiedliche Aspekte, die Geräusche besonders „gefährlich“ machen.
Grundsätzlich ist alles, was plötzlich und intensiv ist, potentiell gefährlich. Hunde reagieren angeboren mit Erregungssteigerung und Angst darauf.
Bei dröhnenden Lauten kommt hinzu, dass tiefe und laute Töne insbesondere für große Resonanzkörper stehen. Je größer der Resonanzkörper, desto größer die Gefahr, die von ihm ausgeht.
Zu guter Letzt sind es die Ultraschallfrequenzen, die unsere Hunde die Quelle eines Geräuschs orten lassen. Ultraschallfrequenzen tragen jedoch nicht weit. Die dröhnenden Geräusche hingegen tragen weit. Oft hören unsere Hunde also die Geräusche, es ist jedoch fraglich, ob sie diese noch orten können. Doch, was man nicht orten kann, dem kann man auch nicht sicher aus dem Weg gehen…
Es fehlt also eine gute Vermeidungsstrategie und damit auch die Kontrolle über die Situation. Kontrollverlust bedeutet automatisch Stress.
Wie entsteht Geräuschangst beim Hund?
Manchmal reicht eine bescheidene Erfahrung aus, in der die Angst des Hundes heftig ausgelöst wurde und er zudem keine Lösungsstrategie gefunden hat, dass er in Zukunft sensibler auf Geräusche reagiert. Das kann Silvester oder auch ein Gewitter sein, ebenso wie ein Schuss in einer dummen Situation.
Oft sind es auch fehlende Strategien und Vorhersagen um mit den Geräuschen umzugehen oder eine allgemeine Dünnhäutigkeit, die dafür sorgt, dass der Hund die Geräusche stärker registriert und bewertet.
Egal, was die Ursache ist, der Faktor der fehlenden Bewältigungsstrategie macht es für Hunde dramatisch. Kann der Hund nicht entfliehen, gibt es kein Versteck, dann kommt zur Angst der Stress. Die Lernerfahrung wird wichtiger und deswegen nachdrücklicher im Gehirn abgespeichert.
Doch nicht immer ist es die EINE Erfahrung. Ähnliche Auswirkungen hat es, wenn Angst oder Stress sich häufen oder in ungünstigen Konstellationen aufeinandertreffen. Überschreitet die Summe aller Herausforderungen eine gewisse Reizschwelle, wird der Hund dünnhäutig und ein klappernder Mülltonnendeckel kann der Tropfen auf den heißen Stein sein.
Das Aushalten von Herausforderungen macht nicht unempfindlich, sondern empfindsam. Fehlt dann noch die Bewältigungsstrategie, wird Umweltängsten Tür und Tor geöffnet!
Warum entwickelt sie sich nicht bei allen Hunden?
Es gibt angeborene Auslöser für Erregung und Angst, wie beispielsweise plötzliche oder sehr laute Geräusche. Doch jeder Hund reagiert anders. Es geht also nicht um das Geräusch alleine.
Reaktionen deines Hundes sind immer eine Mischung aus Persönlichkeit, Genetik, Erfahrungen und aktuellem Befinden.
Ein Teil der Stressempfindlichkeit wird beispielsweise im Mutterleib festgelegt.
Lebt die Mutter in einem konfliktträchtigen Verbund, ist selber schnell gestresst oder hat während der Trächtigkeit häufig Stress, werden die Welpen empfindlicher. In der Jugendentwicklung eines Hundes gibt es noch weitere Phasen, die Einfluss darauf haben. Das ist einer der Gründe, warum ich dafür plädiere, dass Welpen – wenn möglich – bis zur 12. Woche bei der Mutter bleiben.
Schmerzen, andere Probleme, z.B. Frustration oder Begegnungsprobleme, begünstigen es also. Eine besonders häufige Wahrscheinlichkeit von Geräuschangst liegt bei Hunden vor, die Gewitterangst oder Trennungsstress haben.
Kann man präventiv Geräuschangst entgegenwirken?
Eine Garantie gibt es nicht. Wie auch, wir wissen ja nicht, was morgen passiert.
Oder doch? Ein paar Sachen wissen wir schon, z.B. das Silvester meistens laut wird.
Es macht richtig Sinn, den Hund auf solche Ereignisse vorzubereiten, und dabei nicht auf sture Konfrontation oder Abhärtung, sondern auf gute Bewältigungsstrategien zu setzen. Je mehr Du Deinen Hund darin förderst eigene Strategien zu entwickeln, desto leichter wird er mit unvorhergesehenen Dingen umgehen können.
Ein Weg ist es, ein gutes Silvestertraining mit deinem Hund zu machen. Wenn Du dazu Lust hast, im Anders mit Hund Zirkel hast Du zugriff auf meinen 8-Wochen Kurs zur Vorbereitung auf Silvester, der nicht nur präventiv sinnvoll ist. Hier kommst du direkt zum Zirkel.
Je besser es Deinem Hund physisch und psychisch geht und je mehr Du ihn in seiner Selbstwirksamkeit förderst, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass die Momente der Angst auf einen sehr fruchtbaren Boden fallen!
Welche Folgen kann Geräuschangst für deinen Hund haben?
Angst macht das Leben weniger lebenswert. Damit meine ich nicht den kleinen Moment der Angst bei einem akuten Auslöser. Das ist unvermeidbar und gehört zum Leben dazu. Doch wenn Ängste sich häufen, verderben sie die Lebensqualität.
Wie bei Schmerzen ist es für Deinen Hund so, dass alles außer dem Entfliehen unwichtig wird. Das Hundegehirn ist stets im Überlebensmodus. Spielen, Erkunden – all das wird weniger wichtig und schön. Es sei denn, Dein Hund ist auf bestimmte Verhaltensweisen stark selektiert, dann kann es sein, dass er nur noch diese zeigen will, damit er die Angst nicht so wahrnimmt. So entstehen Stereotypen und exzessive Verhaltensweisen.
Warum du sie nicht ignorieren solltest
Immer wieder lese ich, dass man Angst ignorieren sollte. Ein Drama für das soziale Lebewesen – denn Isolation und Ignoranz durch die Gruppe entzieht Sicherheit. Das macht die Angst schlimmer und die Gefahr von weiteren Ängsten steigt.
Auch wenn die Angst im Kopf deines Hundes entsteht: Für ihn ist sie echt.
Wenn dein Hund Angst hat, solltest Du Sicherheit schenken. Wie Du das tun kannst, erfährst Du in unserem Kurs “Sicherheit schenken und Bindung stärken”.
Was solltest du unbedingt tun, wenn dein Hund Angst vor Geräuschen hat?
Das Wichtigste ist, dass dein Hund neue Bewältigungsstrategien lernt. Diese sollten draußen idealerweise in deine Nähe führen, damit der Hund nicht blindlings flüchtet.
Drinnen im Haus bin ich ein Fan von Strategien, die ohne Dich stattfinden. Nur damit kannst Du Deinen Hund für jede Situation wappnen. Es könnte auch mal scheppern, wenn Du nicht da bist – setzt du dann auf dich, so ist Dein Hund alleine hilflos. Eine Schritt für Schritt Anleitung für unsere Hundeoase, die als solche Strategie dient, bekommst Du im Anders mit Hund Zirkel.
Dabei geht es in keinem Fall darum den Hund mit Mitleid zu überhäufen oder aufdringlich zu werden. Es geht um strukturierte und gut geübte Alternativen, die ihm Nähe oder Unterstützung durch dich oder Wohlbefinden an einem Rückzugsort bescheren.
Der zweite wesentliche Punkt ist es, möglichst viele der täglichen Herausforderungen zu bewältigen, um die Belastung im Alltag zu verringern und ein dickeres Fell wachsen zu lassen. Bei vielen Hunden mit Geräuschängsten ist das z.B. die Leinenführigkeit. Wenn Du dieses Problem auch hast, schau mal unseren 4-Wochen-Kurs zur Leinenführigkeit für nur 29,-€ an.
Sind diese Grundsteine gelegt, entstehen im Hundekopf genug Kapazitäten für ein Training, in dem Du die Geräusche mit einer neuen Bewertung und neuen Strategien verknüpfst.
Gleichzeitig kann es notwendig sein, sich die Gesundheit deines Hundes anzusehen. Denn oft gehen Schmerzen und Ängste miteinander einher.
Mache bitte nicht diese Fehler
Ignoriere die Angst deines Hundes nicht, sondern suche Dir jemanden, der Euch unterstützt. Achte darauf, dass dieser jemand nicht auf Konfrontation oder Aushalten, sondern auf eine Änderung der Bewertung und der Strategien setzt.
Sprich Deinem Hund die Angst nicht ab. Er empfindet sie in den Momenten. Sein Gehör funktioniert anders als Deines – Du weißt nicht, was er hört. Für ihn ist die Angst echt.
Bedränge Deinen Hund nicht. Biete Deinem Hund deine Nähe an, doch bitte drück ihn nicht einfach an Dich oder bemitleide ihn. Das kann volle Kanne nach hinten losgehen.
Wenn Du das Gefühl hast, dass Dein Hund einer Situation nicht gewachsen ist, tritt den Rückzug an! Er ist Dir ausgeliefert, schleife ihn nicht durch. Damit lernt er nur, dass er hilflos und ausgeliefert ist – er wird dadurch nicht mutiger.
Wenn Du wissen willst, wie Angst entsteht und warum Du sie nicht ignorieren, den Hund aber auch nicht konfrontieren solltest, schau Dir unbedingt meinen Vortrag “Angsthunde, wenn das Leben zum Fürchten ist.” an.
Was du konkret tun kannst, wenn dein Hund Angst hat
- Sichere ihn an der Leine bzw. Halte die Leine gut fest.
- Sprich ihn freundlich an und mache ihm Angebote, etwas mit Dir zu tun, was er gerne macht. Er muss es nicht annehmen.
- Sei großzügig.
- Trete den Rückzug an bis Dein Hund wieder auf Signale reagieren kann.
Sobald die Lage etwas entspannt ist, mache Dir Gedanken, was Du konkret trainieren musst oder wer Dir helfen kann, damit ihr nicht wieder in solche Situationen kommt. Wenn Du mit uns an den Problemen arbeiten willst, komm in den Anders mit Hund Zirkel. Alle hier erwähnten Vorträge und Kurse sind dort enthalten.
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