Hund und Hitze – So macht der Sommer Hunden Freude
Manchmal denke ich, das macht doch keinen Sinn, dass ich über ein so banales Thema wie „Hund & Sommer“ schreibe und dann, dann stelle ich fest, dass noch lange nicht alle wissen, was der Sommer so für Herausforderungen birgt.
Deswegen gibt es auch dieses Jahr pünktlich zum Sommeranfang den “Hund und Hitze” Blogartikel.
Ehe ich richtig loslege:
Am Freitag erscheint Podcast Episode #47 mit Anja und mir, in der du das Thema auch nochmal anhören kannst und wir weitere Aspekte berücksichtigen. Hör gerne mal rein.
Und in diesem Artikel habe ich dir letzten Sommer schon einige Tipps zum Thema „Hitzelust oder Hitzefrust“ mit auf den Weg gegeben. Falls dir der Input hier nicht reicht, klicke dich also gerne weiter.
Was ist Hitze für unsere Hunde?
Hunde reduzieren in der Regel ab ca. 23°C – 25°C ihre Aktivität bereits deutlich. Die Pfoten und der Nasenspiegel können ein wenig schwitzen, danach muss das Hecheln her um die Temperatur im Körper auszugleichen. Es wird anstrengend.
Bei einer Umgebungstemperatur von mehr als 28°C reicht in der Regel auch das Hecheln nicht mehr zum Kompensieren. Und das alles bereits ohne Anstrengung.
Kommen noch Anstrengungen, direkte Sonneneinstrahlung, fehlende kühle Plätzchen hinzu, droht in der Tat eine starke gesundheitliche Beeinträchtigung, die bis zum Hitzschlag führen kann.
Der Organismus der Hunde, mit Fell und ohne flächendeckende Schweißdrüsen, ist viel hitzeempfindlicher als wir Menschen. Doch nicht nur das…
Vorsicht Sonnenbrand!
Als stolze Halterin einer wunderschönen schwarzen Friesenstute mit dichtem schwarzen Fell und einer Schimmelstute mit rosa Näschen kenne ich beide Probleme:
Fell, dass vor Hitze glüht, aber die Haut gut schützt und Sonnenbrand auf Pferdenasen. Ganz schlimm war es, als Schimmelstute Smilla zu uns kam. Damals war ihr Fell noch zarter und sie verbrannte, sobald die ins Licht trat.
Wir scheren unsere Nayeli ganzjährig. Sie hat einen dichten Pelz und ist dann einfach mobiler, was ihren kaputten Gelenken guttut. Noch nie hatte sie Sonnenbrand – bis dieses Jahr. Ich habe gedacht mir fallen die Augen aus dem Kopf! Anlässlich einer Goldakupunktur war ihr Fell über die Wirbelsäule glatt rasiert. Der erste Sonnentag und sie war ca. 30 Minuten auf der Terrasse und im Garten unterwegs. Das Fazit: Ein roter Streifen auf dem Rücken. Nicht schlimm, aber deutlich sichtbar.
Nach der Schur, bei dünnem oder weißem Fell ist Vorsicht geboten! Vor allem, wenn auch die Haut nicht stark pigmentiert ist. Die Sonne birgt die gleichen Gefahren wie bei uns, wenn das Fell die Haut nicht vor der UV-Strahlung schützt, muss Sonnenschutz her. Der beste Sonnenschutz heißt im übrigen Schatten! Gerade, wenn ihr draußen unterwegs seid und dein Hund empfindlich ist, solltest du ihn mit Kleidung oder Sonnenschutz (mind. Lichtschutzfaktor 30 oder zinkooxidhaltigen Cremen) schützen. Sprich dafür gerne mit deiner tierärztlichen Praxis. Insbesondere, wenn du mit deinem Hund viel Zeit am Wasser oder in den Bergen verbringen willst
Untergründe sind wie glühende Kohlen
Ich bin bekennende Barfußläuferin, wann immer mir es möglich ist. Doch gerade im Sommer ist das gar nicht so lustig und der Smalltalk mit der Nachbarin fällt manchmal unhöflich kurz aus, weil ich nicht mehr auf dem Asphalt stehen kann.
So geht es auch deinem Hund! Asphalt, Terrassenplatten oder Dielen – insbesondere aus Verbundstoffen, Kunststoff und Steinen, laden sich mit der Hitze auf und verbrennen die Pfoten. Im Falle eines „Sitz“ oder „Platz“ sogar noch mehr.
Und nur, weil die Sonne gerade verschwunden ist, ist es nicht abgekühlt. Mein Tipp: Immer erst deine nackten Hände oder Füße 10 Sekunden auf eine Stelle drücken und dann entscheiden, ob es jetzt so sinnig ist, deinen Hund vor die Tür zu jagen.
Hecheln und Atmen
Das Hecheln ist ein wichtiger Aspekt für die Hitzebewältigung. Dabei macht die Zunge den kleinsten Teil aus. Der Großteil des dafür benötigten Apparates liegt innen. Ein freies Atmen und Hecheln ist für deinen Hund lebensnotwendig.
Dein Hund leitet dabei Luft über angefeuchtete Schleimhäute, die dabei entstehende Verdunstungskälte kühlt das Blut ab und damit den Körper runter. Warum das am Kopf passiert und dann den Körper versorgt? Das wichtigste Blut ist das, was als Nächstes ins Gehirn deines Hundes fließt. Das wird durch die Luftzirkulation um 3-4°C heruntergekühlt und verhindert so einen Hitzschlag.
Kann dein Hund nicht frei atmen, weil er einen zu kleinen Maulkorb trägt, an der Leine zieht oder ein Halsband drückt, droht der Hitzschlag! Das solltest du tunlichst verhindern! Ziehe deinem Hund ein gut sitzendes Brustgeschirr an, arbeite an der Leinenführung (hier bekommst du dazu Tipps) und vermeide jeden Gang bei Hitze, solang das noch nicht gut funktioniert.
Geschirre mit seitlichen Platten können im Übrigen einen Hitzestau am Körper deines Hundes verursachen. Am besten nimmst du ein „Y-Geschirr“ – mehr dazu verraten wir dir in dieser Podcast Episode #35.
Beim Hecheln gelangt im Übrigen deutlich weniger Sauerstoff in die Lunge und damit auch in die Blutbahn deines Hundes. Achte daher darauf, dass du die Funktion nicht zu sehr forderst!
Und bitte achte darauf, dass dein Hund immer und überall Zugang zu reichlich frischem Wasser hat, damit er die Schleimhäute gut befeuchten kann.
Die Sache mit dem Hitzschlag
Besonders gefährdet in Sachen Hitzschlag sind die kurzschnäuzigen, brachycephalen Rassen. Sie haben einfach deutlich weniger Schleimhautflächen zum Abkühlen. In einer israelischen Studie wurden jedoch auch der Labrador, der Golden Retriever und der Malinois als besonders gefährdet eingestuft – begehe also nicht den Fehler zu denken, dass es deinen Hund nicht betrifft, weil er keine kurze Schnauze hat.
Obacht, wenn dein Hund:
unruhig oder lethargisch wirkt.
plötzlich Ängste bekommt.
dunklere Schleimhäute oder Innenohren bekommt.
anhaltend hechelt.
sabbert ggf. stark.
Anzeichen von Kreislaufproblemen oder Desorientierung zeigt.
Wann immer du Anzeichen erkennst:
Begebe dich sofort mit deinem Hund in den Schatten.
Hilf ihm ggf. einen kühlen Untergrund zu finden (Kuhle ermöglichen, Untergrund mit Wasser abkühlen, kaltes nasses Handtuch zum drauflegen – nicht abdecken).
Biete ihm Wasser an (nicht eiskalt).
Kühle mit fließendem, frischen Wasser die Beine; von der Pfote an langsam aufwärts gehen (auch hier nur kühl, nicht kalt).
Bei dichtem Fell, lockere das Fell, um einen Hitzestau zu verringern und Zirkulation zu ermöglichen.
Miss die Temperatur.
Konsultiere die Praxis für dein Tier sofort.
Nicht selten legen Hitze und Sommer auch die Anzeichen für ein Herzleiden offen. Wenn dein Hund bei Wärme neuerdings schlapper ist, als früher, lasse ihn durchchecken und besprich das mit seiner medizinischen Betreuung!
Sonnenbad oder Schmerztherapie?
Sonnenanbeter haben häufig Schmerzen im Bewegungsapparat. Auch hier kann ich dir ein Lied von meinen Tieren singen. Meine Friesenstute Loeske kann man teilweise nicht mehr anfassen, so brät sie in der Sonne. Das ist nicht gesund. Aber es tut schmerzenden Muskeln und Knochen gut. Gerade Arthrose-Patienten braten gerne – es ist ihre Möglichkeit, Schmerzen zu reduzieren.
Auch eine angeschlagene Schilddrüse führt zu Missempfindungen in der Thermoregulation. Ein Blutbild bringt Aufschluss. Wenn dein Hund mit Medikamenten gut eingestellt ist oder gar keine Probleme mit der Schilddrüse hat, kannst du allerdings in Sachen Schmerzen dann noch einmal genauer hinsehen. Vor allem, wenn dein Hund Verhaltensprobleme hat. Wie in meinem Artikel “Schmerzen und Verhaltensprobleme” beschrieben gibt es häufig einen Zusammenhang.
Sprich mit deiner medizinischen Begleitung, wenn du den Verdacht hast, dass da etwas nicht stimmt, weil dein Hund die Sonne anbetet und dort liegenbleibt bis er glüht!
Belohnungen im Sommer?
Setze Belohnungen ein, die Feuchtigkeit spenden – du kannst sie nach diesem Rezept selber machen! Lass das schnöde Trockenfutter daheim und mixe spannende Sachen in die Futtertube, z.B. die Karibischen Schleckereien nach dem Rezept unserer Leckerchenexpertin Anja. Ich habe manchmal auch kleine Döschen mit Schlecksachen als Belohnung für unterwegs und wenn meine Hunde zu mir gerannt kommen, gibt es auch Wasser als Belohnung. Selbstverständlich würde ich sie nie dursten lassen, doch idealerweise stillst du mit deinen Belohnungen ein akutes Bedürfnis – Warum also nicht den Durst?
Dein Rückruf wird es dir danken, wenn du bei der Rückkehr des Hundes als Belonung denn Wassernapf füllst!
Beschäftigung im Sommer
Schleckmatten, z.B. gefüllt mit karibischem Sommer, sind nur eine tolle Beschäftigungsmöglichkeit. Aber auch das „Kekse tauchen“ und andere lustige Spiele kannst du mit deinen Hunden machen. Meine lieben es in Bächen nach Leckerchen zu tauchen und auch ein Planschbecken mit in Kunststoffschälchen liegenden Leckerchen kann eine super Herausforderung sein. Wie früher das „Apfel tauchen“ auf Kindergeburtstagen.
Auch Planschen und Wasser waten, macht Freude und bringt den Tastsinn auf Trab. Wenn dein Hund anfängt, das Wasser spritzen zu lassen, und danach zu schnappen, kann das frustrierend und stark erregungssteigernd sein. Hole ihn in den Fällen freundlich vom Wasser weg und mache etwas anderes Schönes.
Suchaufgaben mit den Augen sind eine tolle Sommeraufgabe. Hunde können Kontraste und Bewegungen gut sehen. Lass deinen Hund z.B. kleine flatternde Fähnchen oder Bodentargets suchen. Wenn es warm ist, verzichte ich auf Suchaufgaben zum Schnüffeln, denn Hecheln und Schnüffeln geht nicht gleichzeitig. Wenn du dennoch Nasenarbeit machen willst, bitte nur in den kühlen Stunden, im Schatten und mit ausreichend Wasser – vor allem aber nur dann, wenn dein Hund gelernt hat, sich eigenständig rauszunehmen, wenn es ihm zu viel wird.
Ehe du Hunde-Eis, Eiswürfel aus Fleischbrühe oder gefrorene Futterbälle gibst, solltest du dir sicher sein, ob dein Hund Gefrorenes gut verträgt und, ob es ihn frustriert. Letzteres erkennst du daran, ob er sehr erregt wird, wenn er mit dem gefrorenen Futter agiert. Starte unbedingt mit kleinen Mengen und nur an gefrorenen Dingen, ehe du mutiger wirst! Es soll ja Spaß machen.
Spiel und Spaß gehen auch
Bei Spiel und Spaß achte auf die körperliche Verfassung deines Hundes und nutze kühle Zeiten und Orte. Wenn dein Hund Spielzeug trägt, kann er nicht mehr so gut über die Zunge verdunsten und hecheln. Das ist in der Hitze kontraproduktiv.
Bleib beim Spielen daher stationär, höre unbedingt auf, wenn er sich mit dem Spielzeug hinlegt und räume es weg, ehe ihr weitergeht. Wenn wir spielen, steht immer Wasser daneben! Und das Wegräumen gibt natürlich ordentlich Belohnung – im Sommer gerne auch was Kühles zum Schlecken, wie z.B. Joghurt oder Buttermilch.
Wir spielen auch im Sommer, doch ich fahre meine Hunde dabei nicht mit Absicht hoch, sondern greife immer nur ihre Erregung auf. Futterwurfspiele machen wir im Schatten und natürlich nicht zur Mittagszeit.
Was sind deine Favoriten über den Sommer und wie verbringt ihr ihn? Lass es mich wissen und berichte mir gerne in meiner Facebookgruppe!
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