11 Tipps für Probleme bei Hundebegnungen an der Leine
Ein Klassiker unter den Gründen, weshalb Kund:innen zu mir kommen, ist der Tumult bei Hundebegegnungen an der Leine. Doch liegt es an der Leine?
Ein klares JEIN! In der Tat gibt es viele Hunde, die im Freilauf besser klarkommen und andere Lösungsstrategien haben, die an der Leine nicht funktionieren. Oft liegt es jedoch auch an der Frustration dadurch, dass der Hund sich durch die Leine begrenzt und eingeschränkt fühlt und das ist ein Resultat der Leinenführung und des Leinenhandlings.
Wenn dein Hund Probleme bei Hundebegegnungen an der Leine hat, solltest du diese Tipps beherzigen:
1. Fange an zu trainieren!
Wenn eure Begegnungen besser werden sollen, hilft es nicht, deinen Hund durch diese Situationen zu schleifen. In meinem Artikel „Aggressiver Hund an der Leine – so startest du dein Training“ gebe ich dir erste Trainingstipps.
Suche dir gezielt Situationen, die eurem Trainingsstand entsprechen und gehe sonst den Hundebegegnungen an der Leine möglichst aus dem Weg. Je länger du es aufschiebst, desto später kommt ihr zum Ziel.
Warum du die Situationen meiden solltest (soweit möglich) erkläre ich dir in diesem Artikel.
2. Setze dir ein Ziel für Hundebegegnungen an der Leine
Ich verspreche dir, solange du nur daran denkst, was nicht funktioniert und was du nicht mehr haben willst, ist deine Trainingsmotivation zu gering und das Gefühl bescheiden. Du wirst weniger Fortschritte machen!
Setze dir ein konkretes Ziel, formuliere es gerne detailliert, in der Gegenwart und sei so konkret, dass es nicht nur Fakten enthält, sondern du es dir dabei auch vorstellen kannst. Ein Beispiel:
„Nayeli und ich gehen in 2 Meter Abstand an einem Hund vorbei. Die Leine hängt locker zwischen uns, meine Arme baumeln an meiner Seite runter und schwingen beim Gehen mit. Nayeli geht an der abgewandten Seite, ihr Blick ist mal leicht zum anderen Hund, mal nach vorne gerichtet. Ihre Muskulatur ist entspannt der Fang ist geschlossen, die Lefzen hängen, der Kopf leicht über der Rückenlinie.“
Kommt dir utopisch vor? Dann setze dir ein Etappenziel!
3. Je mehr Probleme ihr habt, desto strukturierter der Spaziergang
Das gilt natürlich nicht nur für diejenigen, die Hundebegegnungen an der Leine zu ihren Problemen zählen. Aber hier wird es oft vergessen. Denn das Problem findet ja in der Begegnung statt und nicht dazwischen.
Doch egal, welche Art von Herausforderungen oder Stress auf euch während des Spazierganges warten. Dein Hund und du sind in einer „Hab-Acht-Stellung“. Strukturierte Spaziergänge mit Wohlfühl-Inseln und schöner Interaktion sorgen dafür, dass ihr durchatmen und eure Energie sammeln könnt.
Mehr zu den Wohlfühl-Inseln erfährst du zum Beispiel in unserem kostenfreien Mini-Kurs „Vom Problemhund zum besten Freund“.
Die Inseln können auch als Ausgangspunkte für dein Training der Hundebegegnungen dienen.
Auch wenn ich ein Fan von großen, schönen Gassirunden bin: Solange es sich bei dir um ein Spießrutenlauf handelt, halte die Spaziergänge kurz und beschäftige deinen Hund lieber mit tollen Sachen indoor oder suche dir Orte, wo ihr beide wenigstens hin und wieder die Natur genießen könnt.
Zum Thema Indoor-Beschäftigung hör unbedingt in die Podcast Episode #28 “Hundespielzeug – und worauf du achten solltest” rein. Da gibt es jede Menge Anregungen!
4. Dreh um und gehe!
Ich bin ein „stur und geradeaus Typ“, in meiner Kommunikation, in meinem Leben, auf meinem Weg. Ich gehöre zu denen, die auch gerne mal mit dem Kopf durch die Wand gehen. Du auch? Dann bist du genauso gefährdet, wie ich einen klassischen Fehler zu machen.
Mein Mann ist der Typ, der erstarrt, auch er ist daher prädestiniert für diesen Fehler.
Wir warten auf oder marschieren in Situationen, denen wir nicht gewachsen sind, weil unser Gehirn gar nicht auf die Idee kommt umzudrehen. In diesem Artikel schreibe ich dir ausführlicher zur „Kehrtwendung“.
Du brichst dir dabei keinen Zacken aus der Krone. Und denke immer daran, das ist nicht der Endzustand, sondern ein Teil deines Trainingsweges.
5. Warte nicht auf Wunder!
Wir Menschen suchen immer nach dem ultimativen Rezept, nach der Lösung, die den Schalter umlegt. Vergiss es! Die gibt es nicht. Vor dir liegt ein weg mit vielen Bausteinen und Trainingschritten.
Es ist wichtig, dass du nicht alles, was beim ersten Mal nicht funktioniert, nicht gleich verwirfst, sondern systematisch und strukturiert vorgehst, dich reflektierst und dir die Tendenz anschaust.
Ein gutes Begegnungstraining dauert keine Jahre, die Fortschritte sind nach wenigen Wochen deutlich sichtbar. Doch viel zu oft höre ich „Das funktioniert bei uns nicht, habe ich probiert“. Wenn ich dann nachhorche, wurde die Methode einmal ausprobiert und sofort das Nonplusultra erwartet. Der permanente Methodenwechsel hilft dir nicht, er verunsichert vielmehr deinen Hund und auch du weißt unterm Strich nicht mehr, was du getan hast.
Je länger du und dein Hund euren bisherigen Weg praktizieren, desto schwieriger ist es, die Gewohnheiten zu durchbrechen.
Wenn dich interessiert, wie du herausbekommst, ob dein Training wirkt, lausche gerne der Podcast Episode #08: “Drei Aspekte an denen du erkennst, ob ihr auf dem richtigen Weg seid”.
6. Bekämpfe nicht nur Symptome
Wie das Problem der Hundebegegnungen an der Leine entstanden ist, ist für das Training nicht so wirklich relevant. Einige Ursachen habe ich dir in diesem Artikel zusammengefasst: “Vier Ursachen, warum dein Hund aggressiv an der Leine reagiert”.
Ich meine hier jedoch nicht die Ursachenforschung, sondern vielmehr, dass du ganzheitlich denkst. Denn Verhalten entsteht nicht von alleine und es ist selten ausschließlich die eine Situation oder der eine Auslöser, der das Verhalten macht.
Es gibt eine Menge begünstigende Faktoren zum Beispiel aus den Bereichen Stress, Wohlbefinden und Gesundheit. Es kann sein, dass es Dinge im Leben deines Hundes gibt, die dafür sorgen, dass er nicht so gut lernen kann oder, dass eben die Begegnungen das i-Tüpfelchen sind.
Damit die Ausgangssituation für dein Training stimmt, ist es wichtig, dass du diese Sachen mit unter die Lupe nimmst und allumfassender denkst. Wir machen das, indem wir alle Säulen des B.R.A.V.E. – Konzeptes durchleuchten.
7. Lerne das Ausdrucksverhalten deines Hundes zu lesen
„Der rastet sofort aus und dann kann ich machen, was ich will“ ist einer der Sätze, die ich sehr oft in Vorgesprächen höre. Ja, es gibt Hunde, die sind sofort auf 180. Man nennt sie gerne „reaktive Hunde“. Dazu habe ich dir etwas in diesem Artikel geschrieben.
Nicht selten haben diese Hunde gelernt, dass ihnen feine Kommunikation nichts bringt und sind daher lauter geworden oder – wenn du Glück hast – ist es so, dass dein Hund zwar noch Dinge vorher zeigt, du sie aber nicht erkennst.
Die Klassiker, ehe der Hund bei Hundebegegnungen angespannt wird oder ausflippt sind:
schnüffeln am Boden oder Wegesrand.
langsamer werden.
Kopf absenken oder abwenden.
Wenn du deinen Hund jetzt weiterziehst oder lockst, bringst du ihn in eine Situation, der er aus dem Weg gehen wollte und die er noch nicht meistern kann.
Wenn dein Hund langsamer wird, gebe ihm Zeit, atme durch, warte und schaue, ob etwas in der Nähe ist, was er vielleicht doof finden könnte. Teste einfach mal sternförmig, ob er in eine andere Richtung besser laufen würde, so kannst du herausfinden, ob da etwas ist.
8. Investiere Zeit und Energie in eure Leinenführung
Leinenführung und Handling sind zwei wichtige Punkte im Begegnungstraining. Nicht selten ist die stramme Leine schlussendlich der Auslöser, bei dem der Hund explodiert.
Je wohler sich dein Hund an der Leine fühlt, je weniger ihr beide die Leine als störend empfindet und je weniger sie euch beeinträchtigt, desto besser. Dazu kannst du gerne auch noch einmal in meinen Artikel „Leinenführigkeit: 12 Tipps für Gelassenheit und Freude.“ schauen.
Starte mit dem Training in gelassenen Momenten und dann baue es immer wieder überraschend in euren Alltag ein.
9. Trainiere Entspannungstechniken für dich
Du bist sicher nicht der Grund, dass dein Hund ausrastet. Doch wenn du dich anspannst, kannst du selber nicht mehr so gut lösungsorientiert denken und auch deinem Hund nicht den notwendigen Support geben.
In meinem Artikel „Wie oft hältst du im Alltag die Luft an“ gebe ich dir ein paar Tipps dazu.
Konzentriere dich in angespannten Momenten auf das Ausatmen, dann kommt das Einatmen ganz von alleine. Je länger du ausatmest und je mehr, desto besser funktioniert das Einatmen und die sogenannte „Bauchatmung“. Macht zwar eine Plauze, ist aber gesund und sorgt dafür, dass dein Parasympathikus aktiv wird.
Du kannst dich also besser entspannen und selber wieder klarer denken!
Ich habe ein kleines Mantra für mich entwickelt: Ausatmen,Schultern und Arme dabei locker lassen und Leine ein wenig nachgeben, meinen Hund freundlich ansprechen und mich dabei von ihm wegdrehen.
Beim Ansprechen entscheide ich je nach Situation womit, manchmal ist es mein Markersignal, mein Umorientierungssignal oder mein Entspannungssignal – manchmal aber auch nur ein verbales Lob.
Mein Hund hört, dass ich mich wegdrehe, weil ich dabei spreche. Während ich mich wegdrehe passieren zwei Dinge:
Ich mache damit das Angebot, dass wir woanders lang gehen und die Situation vermeiden können.
Meine angespannte Körperhaltung treibt meinen Hund nicht mehr vorwärts. Ein häufig unterschätzter Effekt.
10. Suche dir Unterstützung – nicht nur für die Hundebegegnungen
Euer Spaziergang soll Qualtitätszeit sein. Es macht keine Freude permanent in Hab-Acht-Stellung zu sein.
Suche dir unbedingt Unterstützung, die dir hilft, das Thema nachhaltig und ganzheitlich anzugehen und dir zur Seite steht. Online oder offline ist dabei erstmal ganz egal.
Wichtig ist, dass du dir etwas suchst, wo du und dein Hund eine individuelle Betreuung bekommen und du sowohl Support für die schwierigen Momente, als auch eine ganzheitliche Betreuung oder Begleitung bekommst.
Alleine das Training auf einem Hundeplatz oder in gestellten Begegnungssituationen wird dir nicht helfen, auch wenn es für die Übung und den Einstieg hilfreich sein kann.
Das Training sollte dich im Alltag begleiten und auf jedem Spaziergang und in jeder Situation für dich präsent sein.
Sogenannte Raufer- oder Sozialisierungsgruppen bei denen Hunde gemeinsam in einem Freilauf sind und Trainer:innen das ganze „moderieren“ helfen dir nicht für den Alltag. Im Gegenteil, oft machen sie mehr kaputt, als sie helfen.
Dein Hund lernt hier jedoch definitiv nicht das, was du bei den Hundebegegnungen an der Leine benötigst. Setze daher auf eine Begleitung, die sich euer Lebensumfeld, euren Alltag und eure Situation anschaut oder online zeigen lässt und dann Werkzeuge mit dir erarbeitet, die dich deinen Hund leiten lassen.
11. Setze auf Qualität, statt Quantität bei den Hundebegegnungen
Mir ist es viel wichtiger, dass mein Hund an wenigen guten Begegnungen lernt und vielleicht sogar nur mit einem Hund übt, sodass auch die Chance für einen freundschaftlichen Nahkontakt wächst, als dass wir jedes Mal neue Kandidaten treffen.
Für uns ist im Übrigen auch ein Nahkontakt an der Leine nicht tabu – unter bestimmten Umständen. Dazu kannst du hier mehr lesen.
Wenn du mit einem Sparringspartner trainierst, kann dein Hund mehrere Trainingsstufen mit dir durchlaufen, er kann die Feinheiten der Kommunikation üben und Vertrauen aufbauen.
Wenn du mit dem einen Partner gute Fortschritte gemacht hast, suchst du dir den nächsten. Du kannst gerne den Post in meiner Facebookgruppe nutzen um Trainingspartner zu finden.
(Bitte beachte, dass wir dich nur freischalten, wenn du die 3 Fragen beantwortest.)
Es ist im Übrigen gar nicht zwingend nötig, dass du jemanden gezielt suchst. Beobachte mal die Menschen um dich herum, gibt es jemanden, den ihr regelmäßig beim Gassi seht? Merke dir Orte und Zeiten und versuche, es so oft wie möglich zu nutzen!
Der Mensch wirkt sympathisch? Dann frage doch einfach mal, ob ihr ein wenig an ihnen üben dürft.
Du möchtest mit mir und meinem Team daran üben? Bei unserem Intensivkurs Anders mit Hund im Alltag: Hundebegegnungen gibt’s neben einem strukturierten Trainingsplan Betreuung durch das Anders mit Hund Team. Diesen Kurs können Trainerkolleg:innen in der Traineredition als Fortbildung absolvieren.
Wenn Du jederzeit starten möchtest oder der do-it-yourself-Typ bist, dann ist vielleicht unser Trainingsplan das richtige für Dich. Erste Tipps und Tricks bekommst Du in meinem Vortrag Hundebegegnunen – 5 häufige Fehler und wie Du sie vermeidest.
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Hi, ich bin Anne. Gründerin von “Anders mit Hund” und der Anne Bucher Akademie. Meine Vision ist es, dass jede:r Hundehalter:in kompetente Unterstützung an der Seite hat um ein bedürfnisorientiertes Leben mit Hund:en zu führen! Ich freue mich, wenn ich deine Unterstützung sein darf!
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