Die neun Grundregeln für ein gutes Leinenhandling

Die neun Grundregeln für ein gutes Leinenhandling

Wusstest du, dass du ein wichtiger Teil eures Trainings zur Leinenführigkeit bist? 

Dein Leinenhandling ist mindestens so wichtig, wie das Erregungslevel deines Hundes bei der Leinenführigkeit. 

Oft sind es die vielen kleinen Bausteine, die am Ende den richtigen Effekt auslösen. Während andere noch nach dem einen Super-Tipp suchen, kannst du an vielen Stellschrauben drehen um euer Miteinander und eure Leinenführigkeit zu verbessern. Wenn du viele Sandkörner im Getriebe hast, wird es irgendwann lahmgelegt. Das gleiche gilt für dein Leinenführigkeitstraining: Viele kleine Stress- und Konfliktauslöser lassen dein Training stagnieren. Die Erfolge und die Freude bleiben aus. 

Deswegen kommen hier meine neun Grundregeln für dein Leinenhandling, die du mittelfristig ganz automatisch und nebenbei durchführst, auch wenn dein Fokus gerade woanders ist:

 

  1. Richtiges Anleinen. 
  2. Gutes Equipment und Equipmentpflege.
  3. Leine halten.
  4. Die Armhaltung.
  5. Gleiten lassen. 
  6. Aufnehmen und Abrollen. 
  7. Sanftes Ausbremsen.
  8. Nachgeben und auffangen.
  9. Fallen lassen und aufheben.

1. Richtiges Anleinen – Grundregel zum Leinenhandling

Wie bei vielen Dingen wird der erste Schritt oft unterschätzt. Wenn du beim Anleinen deines Hundes direkt auf das richtige Vorgehen achtest, startest du von einer guten Basis. Beim Anleinen achte ich darauf, dass ich

  • es ankündige. 
  • mich seitlich vom Hund befinde. 
  • den Karabiner von unten nach oben einhänge. 
Die neun Grundregeln für ein gutes Leinenhandling

2. Gutes Equipment und Equipmentpflege für deine Leinenführigkeit

Für die hier beschriebenen Techniken sollte die Leine gut durch deine Hände gleiten. Ich mag Leinen ohne Ringe. Eine Schlaufe, wenn die Leine nicht geschleppt werden muss, und ein Karabiner zum Einhängen am Geschirr reicht mir. Leinen aus Biothane® verwende ich nur mit Ruckdämpfer, denn das Material gibt nicht nach. Diese lasse ich mir vom Pfoten.land nach Beratung auf Maß fertigen. 

Ansonsten verwende ich die Leinen und auch die Geschirre von together® super gerne. Sie liegen gut und weich in der Hand. Anders als Biothane® geben sie nach, werden aber nass.

Bei Leinen mit einer Handschlaufe ist es mir wichtig, dass die Schlaufe so groß ist, dass sie dir bei Zug vom Handgelenk über die geöffnete Hand rutschen kann. 

Mehr zu meinem bevorzugten Equipment, kannst du auch im Artikel „Dein Hund zieht an der Leine? 11 Tipps für die Leinenführigkeit“ nachlesen. 

Als Pferdemädchen habe ich es gelernt und es ist in Fleisch und Blut übergegangen. Vielleicht selbstverständlich, aber dennoch wichtig:

  • Reinige Stoff- /Gurtleinen und Geschirre regelmäßig. Dreckklumpen, Sand und Erde reiben unangenehm auf deiner Haut und dem Fell. 
  • Kontrolliere dein Equipment auf Schäden. 

Beschädigungen sorgen schnell für ein vollständiges Reißen, natürlich in den ungünstigen Momenten! Wenn das Material der Leinen nicht beschädigt ist, sind in der Regel die Karabiner oder die Nahtstellen die kritischen Bereiche. 

Tausche Kaputtes sofort aus oder repariere es. Meine Hunde haben jeweils 2 Geschirre und Leinen. Ich bin kein Fan von einer Garderobe mit allen Farben, einfach, weil ich es wichtiger finde ein gut gefülltes Hundesparbuch für den Notfall zu haben. Einen Ersatz zu haben macht jedoch Sinn, falls eines kaputt geht. 

3. Deine Leine richtig halten

Bei einem Hund ohne Probleme, der nicht in die Leine springt und nicht zieht, brauchst du diese Technik nicht. Allerdings würdest du dann vermutlich den Artikel auch nicht lesen.

Halte die Leine in beiden Händen. Eine ist dafür da, die aktuell überschüssigen Teile zu tragen, das ist die Garderobenhand. Die andere führt den Hund und dient auch zum Belohnen. 

Die „Garderobenhand“ hat um das Handgelenk die Schlaufe liegen. Die überschüssigen Teile der Leine liegen in Schlaufen in der Handfläche. Die Schlaufen wickelst du am besten so, dass sie links und rechts an der Hand runterhängen, diese aber nicht umwickeln. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber sicher! 

In der Führhand liegt die Leine, wie ein Zügel. Sie kommt zwischen Daumen und Zeigefinger rein und verlässt die Handfläche zwischen Ringfinger und kleinem Finger. So kannst du viel besser ausbremsen und die Leine flutscht nicht so schnell weg. 

Zwischen Garderoben- und Führhand baumelt die Leine vor dir. Am besten irgendwo vor deinem Oberschenkel maximal an deinem Knie. Sonst wird sie zur Stolperfalle. Achte darauf, dass das so ist, wenn deine Arme am Körper runterhängen.

Die neun Grundregeln für ein gutes Leinenhandling

4. Die Armhaltung beim Leinenhandling

Wir neigen dazu, bei Anspannung die Arme anzuwinkeln und in Erwartung vom Leinenzug selber zu ziehen. Nicht selten ist es ein Problem der Leinenführigkeit, dass beide Seiten aneinander ziehen. 

Wenn du die Ellenbogen an der Taille hältst und die Arme nicht nach vorne streckst, kannst du besser und sicherer agieren. Ein entspannt baumelnder Arm macht für deinen Hund einen riesigen Unterschied und auch für dich. 

Meine Hände bewegen sich nur da weg, wenn ich meinen Hunden kurzzeitig etwas mehr Spielraum geben will. Ansonsten bleiben sie da. 

Einzige Ausnahme: Mein Signal für „Fußlaufen“ ist, dass ich die Leinen meiner Hunde in einer Hand auf dem Rücken trage. 

Versuche auch du deine Arme möglichst viel locker an deinen Seiten hängen zu lassen. Das macht alles entspannter, bereitest du dich auf schwierige Situationen vor, achte bewusst darauf, dass die Ellenbogen an der Taille bleiben ohne, dass du anwinkelst oder ziehst. Du willst nur abfedern können, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. 

Die neun Grundregeln für ein gutes Leinenhandling

5. Gleiten lassen

Während die Garderobenhand die Schlaufen nur trägt oder fallen lässt, hat die Fürhand viel zu tun. Ich übe im Übrigen beides mit beiden Händen, damit ich meine Hunde wahlweise sicher auf beiden Seiten führen kann. 

Eine wichtige Aufgabe der Führhand ist es, die Leine durch die Finger rutschen zu lassen, solange du deinem Hund Freiheiten geben willst. Dafür öffnest du die Hand so weit, dass deine Leine locker durch die Finger gleitet. 

6. Aufnehmen und Abrollen – übe dein Leinenhandling mit einem Stuhl

Für das Abrollen lässt die Garderobenhand die einzelnen Schlaufen wieder fallen und die Führhand gleiten. 

Beim Aufnehmen legt die Führhand ihren Teil in die Garderobenhand, gleitet dann entlang der Leine weiter und wiederholt bei Bedarf das Spiel. 

Du kannst das super an einem Stuhl üben. Mache die Leine daran fest. Gehe rückwärts zum Abrollen und dann wieder vorwärts darauf zu und übe dich im Gleiten lassen und Ablegen. 

Wenn du denkst, dass du es drauf hast, wiederhole es und stelle dir dabei Aufgaben, die dich ablenken – vom 1×1 bis zur Geburtstagsliste der Familie laut aufsagen. Ich will nur, dass du nicht mehr darüber nachdenkst!

Die neun Grundregeln für ein gutes Leinenhandling

7. Sanftes Ausbremsen ohne Leinenruck

Idealerweise kündigst du deinem Hund 2 Sekunden vorher an, ehe du ihn ausbremst. Für das Ausbremsen schließe langsam die Führhand, sodass die Leine erst noch ein Stück schwerfälliger gleitet, ehe sie zum Stillstand kommt. Das sorgt dafür, dass es keinen heftigen Ruck in deinem Arm und am Hund gibt. Gerade hierbei habe ich die Ellenbogen eng an der Taille, den Arm der Führhand meistens angewinkelt. 

8. Nachgeben und Auffangen – nicht nur bei Hundebegegnungen wichtig

Wenn dein Hund und du nach dem Ausbremsen stehen und er sich weiter in die Leine stemmt, heißt es für dich den Oppositionsreflex unterbrechen. 

Druck erzeugt Gegendruck – solange du gegenhältst, fällt es deinem Hund schwer, nachzugeben. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass du der klügere Part bist und nachgeben kannst. Natürlich keine Meter, aber ein paar Millimeter oder einen Zentimeter. Lasse dafür ein kleines Stück gleiten. Geht dein Hund von sich aus nach dem Ausbalancieren wieder weiter, bremst du wieder ab. Damit erreichst du das Stehen an der lockeren Leine – ein wichtiger Baustein, um sich auch abwenden und weggehen zu können. Die stramme Leine ist oft ein Auslöser für Leinenaggression. Wenn dein Hund und du diese Herausforderung haben, lies gerne in meinem Artikel „Aggressiver Hund an der Leine – so startest du dein Training“ weiter.

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9. Fallen lassen und aufheben – Leinenhandling trifft Freilauf

Grundsätzlich bin ich kein Freund davon Leinen schleppen zu lassen. Auf dem Weg zum Freilauf und im Training für deinen Rückruf kann es jedoch zeitweise sinnvoll sein. Bitte habe in diesem Fall einen GPS Tracker an deinem Hund. Mehr dazu kannst du in meinem Artikel zum Rückruf lesen. 

Lange Leinen lasse ich hin und wieder im Alltag fallen und hebe sie wieder auf. Zum Beispiel, wenn freilaufende Hunde in uns reindonnern oder, wenn meine Hunde einen größeren Bogen oder um einen Baum gelaufen sind. Meine Hunde tragen allerdings immer Tracker und auch der Rückruf sitzt in der Regel.

Sowohl das Fallen lassen, als auch das Aufheben kündige ich vorher an. Das hat mehrere Gründe. Ein wichtiger Grund ist, dass ich nicht will, dass meine Hunde grundsätzlich gegen den Widerstand der Leine laufen. Sie sollen sich eigenständig ausbremsen, wenn der Widerstand eintritt und ich die Leine in der Hand habe. Ein weiterer Grund ist ein psychologischer für mich bzw. meine Kund:innen. Es macht einen Unterschied im Training, ob man weiß, dass dem Hund klar ist, dass er frei agieren kann oder nicht. 

Willst du mehr zum Leinenhandling wissen oder konkrete Anleitungen für die Ankündigungen und das Handling? In meinem Kurs “In 4 Wochen zur Leinenführigkeit” bekommst du genau dies mit Videos und Workbooks. In nur 4 Wochen lernst du die wichtigsten Elemente für deine Leinenführigkeit. 

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