Was mein ist, ist meins – Umgang mit Ressoucenverteidigung
Für mich ist es normal, dass meine Hunde nicht alles teilen wollen. Sie müssen sich den Napf nicht von mir wegnehmen lassen. Im Gegenteil: Sie haben das Recht, in Ruhe zu fressen und, ihr Essen als wichtig zu erachten.
Ich füttere meine Hunde getrennt, jeder soll in Ruhe sein Futter genießen können – statt es hastig zu schlingen, um es im Magen vor etwaigen Konkurrenten zu sichern.
Dennoch möchte ich mich meinen Hunden annähern können, wenn sie eine Ressource haben. Ich möchte auch, dass sie sich untereinander annähern können und niemand Angst haben muss.
Heute ist das bei uns normal. Ich brauche mich nicht mehr einmischen, wenn meine Hunde (und die Katze) über Futter diskutieren. Sie haben sehr abgestufte und kommunikative Strukturen entwickelt, mit denen sie in der Regel gut zurechtkommen.
Früher war das nicht so. Es gab heftige Auseinandersetzungen. Ich traute mich nicht die Hunde, ohne Aufsicht mit Ressourcen zu lassen. Vor jedem Verlassen des Hauses suchte ich alles ab. Aufräumen war ein Pflichtprogramm und kein Hund durfte sich mit Kauartikeln frei durch das Haus bewegen.
Ressourcenverteidigung ist sinnvoll. Aus biologischer Perspektive bis zu einem gewissen Grad normal. Sie darf nur nicht zu Auseinandersetzungen oder Verletzungen führen.
In der Regel entsteht sie aus Fehlern im Umgang, im Training und aus mangelndem Wohlbefinden. Je nach Aufzucht lernen unsere Hunde schon früh, dass derjenige, der sich am besten durchsetzt auch gut ans Essen kommt. Nicht nur an der Zitze der Mutter wird konkurriert, auch die Fütterung mehrere Welpen an einem Fleck fördert dieses Verhalten.
Doch – wie jedes Verhalten – es kann trainiert und verändert werden!
Was sind Ressourcen?
Kurz und knapp: Alles, was deinem Hund wichtig ist, ihm Zugewinn, Bedürfnisbefriedigung und Sicherheit verspricht. Das kann das Lebensumfeld sein, dann wird gerne von territorialem Verhalten gesprochen, das Auto, die Trainingsgegenstände, ein Liegeort, Futter, Spielzeug, Sozialpartner, der Napf, Wasser usw.
Ist es sinnvoll, dass ein Hund keine Ressourcen hat, wenn er sie verteidigt?
Die Idee, dass dein Hund einfach keine Ressourcen hat, die er verteidigen kann, klingt erstmal logisch. Dennoch ist das meiner Meinung nach nicht sinnvoll. Zum einen ist es nicht möglich, weil Ressourcen auch Menschen, andere Hunde oder Dinge sein können, die du nicht wegräumen kannst. Zum anderen wäre es wirklich traurig, einem Hund alles zu nehmen, was ihm wichtig ist…
Wie sieht Ressourcenverteidigung aus?
Lass uns zwischen Ressourcensicherung und -verteidigung unterscheiden. Für mich ist es eine Sicherung, wenn ein Hund etwas aufbewahrt oder schnell verschlingt, dabei aber nicht signalisiert, dass er bereit wäre zu Aggressionsverhalten zu greifen, um die Ressource zu verteidigen.
Unsere Golden Retriever Hündin Maggie schleppte zum Beispiel immer alle Spielzeuge an einen Ort und wälzte sich dann drüber oder legte sich drauf, wenn andere Hunde oder Menschen diese anguckten. Kam der andere näher, schleppte sie diese wieder weg oder initiierte aus dem Konflikt ein Spiel. Sie sicherte ihre Ressourcen, zeigte jedoch kein Aggressionsverhalten.
Aggressionsverhalten dient dazu, dem Gegenüber Angst einzujagen und ihn zu distanzieren, zu vertreiben. Mehr dazu kannst du zum Beispiel in unserer Podcast Episode #41 “Warum Aggression nicht böse ist” erfahren.
Hunde, die Ressourcen verteidigen senken oft den Kopf darüber ab, sie stellen sich ggf. über die Ressource. Der Körper ist angespannt. Wird die Ressource im Fang gehalten, sieht man oft ein abwenden, bei dem die Augen jedoch auf den potentiellen „Dieb“ gerichtet werden, das Weiß in den Augen ist dann sichtbar. Auch Lautäußerungen, wie Knurren, oder Drohsignale können sichtbar sein.
Was solltest du unbedingt tun?
Oberste Priorität hat Management. Das kann simple sein, dass du aufräumst und somit weißt, ob dein Hund irgendwo noch eine alte Kaustange liegen hat, der die Katze sich nicht nähern darf.
Es kann sein, dass ihr, wenn ihr gemeinsam in einem Raum seid, ein Maulkorb von Nöten ist. Was auch immer euch Sicherheit gibt: Tue es, solange es dem Wohlbefinden deines Hundes nicht schadet und nicht tierschutzwidrig ist. Anbinden ist für mich im Übrigen tierschutzwidrig. Auch das dauerhafte tragen eines Maulkorbes wäre es, denn der Hund kann dann wichtige Verhaltensweisen, wie z.B. sich putzen, nicht mehr zeigen.
Management heißt, dass wir dafür Sorge tragen, dass die brenzlige Situation möglichst gar nicht entsteht! Mehr dazu erfährst du auch in dieser Podcast Episode.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Kommunikation deines Hundes zu fördern, sodass er abgestuft reagiert und nicht gleich wie eine Schnappschildkröte nach vorne stürmt. Das bedeutet natürlich auch, dass du diese Kommunikation lesen können musst. Wenn dein Hund kommuniziert, dass ein potentieller Dieb sich nicht nähern sollte, ist das gut! Wenn du diese Kommunikation unterbindest, kann die Situation schneller eskalieren. Lass dich nicht auf eine gefährliche Situation ein, um deine Macht zu beweisen. Es ist nicht nur gefährlich, sondern kann auch echt nach hinten losgehen. Wenn dein Hund sich unter Druck zum Abschnappen entscheidet und du reflexiv zurückzuckst, kann es sein, dass er in Zukunft schneller schnappt und weniger lange droht. Weil sich das Drohen nicht gelohnt hat, du es ignoriert hast und das Abschnappen eine kurze Rückwärtsbewegung – und damit Belohnung – ausgelöst hat. Auch wenn du danach die Ressource wegnimmst!
Droht dein Hund dir, bleibe stehen, sprich freundlich mit ihm und wende leicht den Blick ab, um zu deeskalieren. Merke dir die Situation, denn du hast definitiv eine Trainingsaufgabe! Es geht darum den Moment zu entschärfen, nicht darum dauerhaft so zu leben.
Zeigen Hunde untereinander Ressourcenverteidigung, macht es Sinn, den deeskalierenden Hund dafür zu belohnen, damit er nicht leer ausgeht und auch in Zukunft gerne deeskaliert.
Im Training setzen wir auf verschiedene Aspekte, die alle ein Ziel haben: Meine Hunde sollen lernen, dass von mir keine Gefahr ausgeht.
Was du trainieren kannst
Ganz egal, ob präventiv oder, weil dein Hund schon Ressourcenverteidigung zeigt: Dein Training sollte darauf setzen, dass es beiden Spaß macht und für euch einen Zugewinn bedeutet.
Die Devise heißt: Kleinschrittiges Training mit Belohnungen. Meine Favoriten im Umgang mit Ressourcen sind:
Ausspucken.
Ziel ist es, dass der Hund die Ressource einfach fallen lässt. Der Fang öffnet sich und was auch immer fällt raus.
Bringe es in Sicherheit.
Meine Hunde dürfen Objekte verschleppen und in ihre Hunde-Oasen bringen, die für sie wichtig sind.
Meine Anwesenheit ist etwas Gutes.
Es ist mir wichtig, dass ich nachschauen kann, was meine Hunde haben/ sichern und ich mich gefahrlos annähern kann. Deswegen haben meine Hunde gelernt, dass ich gucken komme und das für sie immer etwas Gutes bedeutet.
Zeigen ist nützlich.
Es macht für viele Hunde einen Unterschied, ob du gucken gehst oder er dir seinen Fund zeigen darf. Meine Hunde präsentieren stolz, was sie gefunden haben und ich kann es sichten.
Nachgeben lohnt sich.
Insbesondere bei Mehrhundehaltung ein wichtiger Aspekt! Das Aufgeben einer Ressource muss sich lohnen.
Wir räumen auf./ Ich nehme es mir.
Ich veräppel meine Hunde nicht. Es gilt nicht sie abzulenken um ihnen etwas wegzunehmen, sondern dass sie lernen, dass ich Objekte nehme und wegräume. Natürlich lohnt es sich.
Gib es mir.
Auch hier: Es ist ein Unterschied, ob ein Hund mir etwas gibt oder ich es nehme! Beides hat seine Bewandtnis.
Wichtig: Ich trainiere diese Sachen separat und systematisch. Im Anwendungsfall kombiniere ich aber durchaus. Zum Beispiel ein „Ich nähere mich“ + Ausspucken und „Ich nehme es mir“. So habe ich Multifunktionswerkzeuge und kann von Situation zu Situation entscheiden, was das Richtige ist.
Vor allem muss ich aber meinen Hunden nichts wegnehmen, was sich dann als harmlos entpuppt!
Wenn du von mir auf diesem Weg begleitet werden möchtest, schaue dir mein Programm „Ein echtes Team“ an.
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