15 Anzeichen, an denen du Überforderung beim Hund erkennen kannst
Hast du manchmal das Gefühl, dass dein Hund überfordert ist? Und das vielleicht sogar, obwohl ihr eigentlich gar nicht viel gemacht habt? Überforderung beim Hund zu erkennen ist nicht immer leicht, deswegen habe ich dir die häufigsten Anzeichen für Überforderung bei deinem Hund zusammengestellt.
Was Überforderung beim Hund für mich bedeutet
Überforderung heißt, dass der Hund keine Anpassungsstrategie hat, mit der er sich in einer Situation wohl und sicher fühlen kann. Er weiß nicht, wie er eine Lösung finden kann, um seine Ziele zu erreichen. Überforderung beim Hund ist für mich auch, wenn er körperlich oder emotional überlastet ist.
Das muss gar nicht immer einen akuten oder klar erkennbaren Auslöser haben, sondern die Überforderung beim Hund kann auch durch eine Summe von vielen kleinen Dingen kommen, die das Fass zum Überlaufen bringen.
Überforderung führt immer zu Stress. Denn Stress tritt immer ein, wenn ein Lebewesen Kontrollverlust erleidet. Mehr dazu kannst du in diesem Artikel lesen. In Podcast Episode #60 beschäftigen wir uns auch mit dem Thema: Stress beim Hund!
Wenn du noch nicht weißt, woran du Stress erkennen kannst, lies später hier weiter und lerne die häufigsten Stresssymptome kennen.
Doch nun zurück zur Überforderung beim Hund.
Die Symptome von Überforderung beim Hund sind nicht unbedingt von Unterforderung abzugrenzen
Schon in unserer Podcast Episode #45 “Überforderung beim Hunde erkennen” sind Anja vom Pfoten.land und ich darauf eingegangen. Doch, weil es so gut hereinpasst und man es nicht oft genug sagen kann, wiederhole ich es hier kurz.
Unterforderung und Überforderung beim Hund haben häufig die gleichen Symptome. Die wenigsten Hunde in unserem Alltag sind unterfordert. Im Gegenteil, unser schnelles und abwechslungsreiches Leben, Gassirunden, volle Stundenpläne von Erziehungskursen über Beschäftigung und der permanente Hype um den „gut ausgelasteten Hund“ sorgen eher für überforderte Hunde.
Ein gut ausgelasteter Hund braucht nicht unbedingt den Hundesport, das Mantrailing, den Trickkurs oder andere Hobbys, sondern einen gleichmäßig, die Bedürfnisse befriedigenden Alltag mit angenehmen Erlebnissen für alle Sinne.
Zugleich tut das auch den meisten von uns sehr gut, sich einfach mal aus der Schnelligkeit des täglichen Hamsterrads zu befreien und die Zeit zu genießen.
Überforderung beim Hund erkennst du zuerst am Verhalten
Wann immer etwas den Organismus aus der Balance bringt, erkennt man das eigentlich zuerst am Verhalten des Hundes. Vorausgesetzt, dass man das Verhalten gut beobachtet und Veränderungen bemerkt. Das Geniale ist, dass du das ganz alleine kannst und darin immer besser werden kannst.
Oft bemerken wir unbewusst längst, wann unser Hund Symptome von Überforderung zeigt, wir können sie nur nicht benennen. Wenn du dir diese kleinen Anzeichen von Überforderung beim Hund nun vorknöpfst, wirst du sie in Zukunft früher und zuverlässiger bemerken und kannst deinen Hund dabei unterstützten, die Situationen zu meistern.
Wie das Verhalten von Überforderung bei deinem Hund konkret aussieht, ist im Übrigen auch eine Typfrage. Während die einen Hunde eher impulsiv reagieren und deswegen gerne als “Reaktive Hunde“ bezeichnet werden, gibt es auch diejenigen, die sich mehr und mehr zurückziehen. Deswegen wirst du bei deinem Hund vermutlich auch andere Facetten von Überforderung entdecken, als die hier genannten, denn die Liste lässt sich noch ewig erweitern.
Lass uns loslegen:
1. Einfrieren – Freeze
Wenn das Gehirn deines Hundes keine passende Strategie kennt oder sich zwischen mehreren Möglichkeiten nicht entscheiden kann, friert der Körper ein. Dein Hund wird ganz starr und steif, es zuckt und wackelt nichts mehr, bis der Hund sich für einen Weg entscheidet.
2. Gähnen
Oft ist Überforderung beim Hund durch Gähnen zu erkennen. Auch beim Gähnen ist dein Hund meistens in einem Konflikt, das Gähnen sieht man oft kurz bevor eine Entscheidung gefällt wird.
3. Dicke Backen machen
Ein Vorbote vom Bellen, wenn der Hund es nicht schafft, das Erregungsniveau wieder zu senken. Die Backen plustern sich auf, die Lefze wölbt sich. Manchmal ist es schon mit leichten Geräuschen verbunden.
4. Nicht hingucken
Es ist normal, dass Hunde zumindest einen Blick werfen, wenn sich etwas auf sie zu oder in ihrem Umfeld bewegt. Wenn dein Hund scheinbar gar keine Notiz von etwas nimmt, lohnt es sich, genau zu gucken. Schielt er doch rüber und du erkennst vielleicht das Weiß im Auge? Dein Hund ist vermutlich überfordert und traut sich nicht wirklich hinzusehen.
5. Tippeln und hibbeln
Bei Konflikten steigt die Erregung an. Das macht dein Hund nicht absichtlich, sondern sein Körper bereitet sich auf alle Möglichkeiten vor und setzt dafür Energie frei. Wenn du einen eher aktiven Hund hast, führt das oft zu Hibbeligkeit.
Mehr über Konflikte beim Hund erfährst du in Podcast Episode #59.
Statt zu stehen, tippelt er von einem Fuß auf den anderen, er beginnt zu kreiseln oder zu hüpfen. Vielleicht sogar auf und ab zu rennen.
6. Verlangsamen und schnüffeln
Plötzlich wird er wieder so lahm, der Kopf am Boden und der Grashalm muss besonders intensiv beschnüffelt werden. Im Schneckentempo kommt ihr voran… Natürlich kann es einfach nur spannend sein – doch häufig verbergen sich Ängste und Überforderung vor etwas, das vor euch liegt. Dein Hund versucht der Überforderung aus dem Weg zu gehen. Das Verhalten zeigen Hunde auch oft in Begegnungen, wenn sie nicht gelernt haben, dass es sich nicht lohnt, weil sie weitermüssen…
7. Bellen in mittlerer bis hoher Tonlage
Wenn Bellen schrill in deinen Ohren klingelt, ist das ein Indiz für Angst. Wenn dein Hund das öfter zeigt, setze nicht auf Gewöhnung vor den Angstauslösern. Warum, das verrate ich dir hier. Mittlere Tonlagen, gleichförmiges, rhythmisches Bellen sind meistens Signale für Frustration oder Konflikte. Überschlägt sich die Stimme nach oben, weißt du, dass Angst mit aktiviert wird. Rutscht sie zwischendurch in tiefere Tonlagen, wird Aggressionsverhalten wahrscheinlicher. Leider hört man dieses schrille Bellen nicht nur bei den „Angsthunden“, sondern oft auch dort, wo doch eigentlich Spaß und Förderung stattfinden sollten: Beim Hundesport und Training.
8. Buddeln
Wenn das Gehirn nicht mehr weiß, was es tun kann, damit es ihm besser geht, greift es gerne auf Dinge aus der Jagdsequenz zurück um angenehme Botenstoffe auszuschütten und die Erregung abfließen zu lassen. Das Buddeln ist dabei besonders begehrt: Es lässt sich auch bei Bewegungseinschränkung machen und sobald der Kopf im Boden steckt, kann sich das Hundegehirn der Umwelt entziehen und die Reize drosseln. Die Überforderung des Hundes durch Reizüberflutung flaut kurz ab.
9. Jagen
Wenn du das Gefühl hast, dass dein Hund ein extremer Jäger ist, dann lohnt sich der Blick auf die Überforderung ebenfalls. Mehr dazu verrate ich dir Podcast Episode #25: „Wie Jagen und Erregung zusammenhängen“. Auch hier sucht das Gehirn Möglichkeiten, sich zu entziehen und zugleich angenehme Emotionen zu empfinden. Gerade bei den jagdlich hoch motivierten Hunden besteht hier das Risiko, in das Extrem zu gehen. Wenn dich das Thema interessiert, höre auch in Podcast Episode #58: „Jagen ist nicht gleich Jagen“ mit der wunderbaren Ines Scheuer-Dinger.
10. „Eigentlich kann er das…“
Du weißt, dass dein Hund das Signal „Sitz“ oder ein anderes beherrscht, aber jetzt geht es nicht? Es gibt mehrere Möglichkeiten: Dein Training war doch noch nicht so gut. Du hast zum Beispiel vergessen zu generalisieren, also das Verhalten in unterschiedlichen Situationen, Erregungslagen und Motivationen zu üben. Oder dein Hund nimmt dein Signal wahr, kann es aber nicht umsetzen, weil das Gehirn es nicht verarbeiten und umsetzen kann. Der Arbeitsspeicher ist voll, das Gehirn hängt sich auf, wie ein langsamer Rechner – stell dir einfach die Sanduhr oder das Apple Regenbogenrad auf dem Schädel deines Hundes vor….
11. Ziehen an der Leine
Leinenführigkeit ist ein komplexes Thema, das für unsere Hunde keine Selbstverständlichkeit ist. Wenn dein Hund sie jedoch eigentlich kann, nur in bestimmten Momenten nicht, weißt du, dass er in dem Moment nicht mehr das Bewusstsein und die Selbstbeherrschung besitzt, um sich zu bremsen – er zieht. Insbesondere, wenn er das nur hin und wieder tut, weißt du, dass er dir gerade seine Überforderung zeigt.
12. Packen und anspringen
So unangenehm, dass ich es gar nicht beschönigen will. Doch sei dir gewiss, dein Hund springt dich nicht ohne Grund an und packt zu. Dieser „Übermut“ ist nicht selten ein Zeichen von Konflikt und Überforderung beim Hund. Er hat es als Strategie gelernt, um Situationen zu klären, und weiß keine andere Lösung. Wenn du willst, dass das endet, bedarf es mehrerer Maßnahmen, die sowohl die Erregung bearbeiten, als auch eure allgemeine Kommunikation.
13. Verkriechen, dicht auflaufen
Wenn dein Hund dir beim Laufen in den Kniekehlen hängt oder sich am liebsten zwischen euch aufhält, wenn ihr zu mehreren Gassi geht, dann sucht er gezielt den Schutz der Gruppe und versucht, sich der Umwelt zu entziehen. Dieses Phänomen ist nicht nur in anstrengenden Situationen, sondern auch bei Ermüdung zu sehen.
14. Schlecken, putzen, knautschen
Du hast das Gefühl, dein Hund hat einen Reinlichkeitsfimmel, weil er so viel an sich schleckt und knabbert? Es kann sowohl ein Indiz für Schmerzen sein, als auch der Versuch sich selbst zu entspannen. Wenn dein Hund sich häufig – nicht nur kurz nach dem Gassigang – putzt, in rhythmisches Schlecken oder in Nuckeln oder Knautschen an sich oder Objekten verfällt, weißt du, dass er etwas als Ausgleich zur Überforderung braucht.
15. Spielen
Ich gehöre zu den Menschen, die immer Herzchen in den Augen bekommen, wenn Hunde spielen. Ganz egal, ob sie es alleine oder mit anderen tun. Und dabei weiß ich doch, dass das Spielen zwischen erwachsenen Hunden dazu dient Konflikte zu klären und Beziehungen zu testen. Doch es ist eine schöne Strategie. Wir dürfen eben nur nicht vergessen, dass sie ab dem Einsetzen der Geschlechtsreife nicht mehr nur aus Spaß stattfindet und insbesondere das „Spielen“ mit fremden Hunden, häufig ein Weg aus der Überforderung ist. Mehr dazu findest du im Blogartikel „Hundekontakte hinterfragt”.
Hast du Indizien für Überforderung gefunden, die auf deinen Hund zutreffen?
Keine Sorge, das ist ganz normal. Wir alle sind mal überfordert. Es sollte nur nicht die Regel sein und unser Ziel, dass wir die Überforderung beim Hund Stück für Stück reduzieren. In meinem nächsten Artikel bekommst du von mir daher Tipps, wie du deinen Hund bestmöglich unterstützen kannst.
Willst du mehr davon? Dann schau dir gern meinen Kurs “Sicherheit schenken und Bindung stärken” an. Ich zeige dir, wie du die Bindung und das Vertrauen zwischen dir und deinem Hund förderst und ihm die Sicherheit schenkst, die er benötigt.
Meine besten Tipps, Tricks und Ideen direkt in Dein Postfach.
Trage dich hier zu meinem Newsletter ein und erhalte ungefähr wöchentlich E-Mails mit Anregungen, Angeboten und wertvollen Inhalten als Dankeschön. Details zum Newsletterversand findest du in der Datenschutzerklärung.
Hi, ich bin Anne. Gründerin von “Anders mit Hund” und der Anne Bucher Akademie. Meine Vision ist es, dass jede:r Hundehalter:in kompetente Unterstützung an der Seite hat um ein bedürfnisorientiertes Leben mit Hund:en zu führen! Ich freue mich, wenn ich deine Unterstützung sein darf!
Folge mir auch auf:
Weitere interessante Themen
Stress beim Hund – So erkennst du ihn
Stress beim Hund ist ein Thema, das oft diskutiert wird. Denn der Begriff „Stress“ bedeutet für jeden etwas anderes. Das Ausdrucksverhalten ist ein Indikator, um Stress bei Deinem Hund zu erkennen.
Ängstlicher Hund: Vertrauen aufbauen und Angst reduzieren.
Ein ängstlicher Hund muss das Vertrauen in Dich erst lernen. Erfahre, welche Übungen helfen, um Angst zu reduzieren und Vertrauen zu stärken.
Angsthund: Was Du dringend tun und vermeiden solltest.
Dein Hund ist schreckhaft und voller Ängste? Ein echter Angsthund. Dann lies, was Du tun kannst.